Monsun bedroht Rohingya
Für die aus Myanmar geflüchteten Rohingya in Bangladesch droht die Katastrophe innerhalb der Katastrophe. Die Zyklon- und Monsunsaison steht vor der Tür. Die Welthungerhilfe und ihre Partner bereiten sich vor, um Schlimmstes zu vermeiden und schnell helfen zu können.
Noch scheint die Sonne in Cox’s Bazar. Erleichtert blicken viele der in den Flüchtlingscamps lebenden Rohingya nach oben. Jeder Tag an dem der Himmel nicht seine Schleusen öffnet und sintflutartige Regenfälle oder Wirbelstürme herunterspeit ist ein guter Tag. Aber die Uhr tickt. Im April beginnt üblicherweise die Zyklon-Saison, spätestens im Juli stellt sich das Wetter um auf Dauerregen und Monsun.
Die Herausforderung ist schon jetzt enorm
Nach den teils traumatischen Erlebnissen in Myanmar und der beschwerlichen Flucht haben viele der über 1 Million Rohingya mit dem ohnehin schon harten Alltag in den Flüchtlingscamps rund um Cox’s Bazar zu kämpfen: Die Versorgungslage mit Nahrungs- und Hygieneartikeln sowie Wasser und Toiletten ist weiterhin eine immense Herausforderung. Die Geflüchteten leben auf engstem Raum. Tausende der notdürftigen Unterkünfte sind auf Lehmhügeln gebaut. Mindestens 100.000 Menschen siedeln in Gebieten, die im Falle starker Regenfälle höchstwahrscheinlich überflutet werden oder durch Erdrutsche gefährdet sind. Und es gibt keinen Platz, den Großteil der Bewohner evakuieren.
Sobald der Regen kommt, drohen Latrinen überzufließen. Krankheiten und Epidemien brechen aus. Sauberes Trinkwasser und Nahrungsmittel werden Mangelware. Das Leben von Zigtausenden versinkt buchstäblich im Morast. Ein großes Problem stellen dann auch unbefahrbare Zufahrtswege dar, die es extrem schwermachen, die Menschen mit Hilfslieferungen zu erreichen. Die Liste der Gefahren ist lang.
Das Schlimmste verhindern: Vorbereitung auf die Katastrophe
Unter Hochdruck bereiten alle humanitären Organisationen vor Ort sich auf die bevorstehende Monsun- und Zyklonsaison vor. Die Welthungerhilfe arbeitet in Bangladesch insbesondere mit den lokalen Partnern Anando und FIVDB zusammen. Mit Notfall-Kommunikationsplänen und erprobten Katastrophenvorsorge-Maßnahmen werden die geschwächten Menschen und die ganze Region auf die drohenden Gefahren vorbereitet. Bei all den Vorbereitungen bleibt zu hoffen, dass diese Regen- und Monsunzeit gnädig an Cox’s Bazar vorüberzieht.
So hilft die Welthungerhilfe
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In den Camps rund um Cox’s Bazar hat die Welthungerhilfe zwischen Februar bis April zusammen mit der Partnerorganisationen Anando und der International Organization of Migration (IOM) über 10.000 Hygiene Kits verteilt.
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Für Menschen, die sich nicht selber in Sicherheit bringen können, werden Träger*innen eingeteilt.
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Zusammen mit den lokalen Organisationen Anando und FIVDB werden Hygiene-Promoter*innen geschult, um dem Ausbruch von Krankheiten - insbesondere Durchfallerkrankungen - vorzubeugen.
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Die betroffenen Communities werden kontaktiert, um zu erfahren, welche individuellen Maßnahmen als erstes angegangen werden müssen. Außerdem wird geklärt, welche Güter am dringendsten benötigt werden.
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Präventiv ist die Verteilung von Wasserreinigungstabletten geplant.
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Im Falle eines Krankheitsausbruchs wird ein geschultes Team Latrinen und Haushalte mit Chlor desinfizieren.
- Gemeinsam mit Partnerorganisationen plant die Welthungerhilfe in den Camps Volontäre zu Ersthelfer*innen auszubilden und in Feuerbekämpfung zu trainieren.
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Sollten Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Landrutsche oder ein Zyklon eintreten, so sind Notverteilungen von Wasserkannen, Hygienekits und Wasserreinigungstabletten geplant.
Neben den aktuellen Nothilfe- und Katastrophenvorsorge-Projekten verfolgt die Welthungerhilfe ein weiteres Ziel in Bangladesch. Die lokalen Hilfsorganisationen Anando und Friends In Village Development Bangladesh (FIVDB) arbeiten schon lange in den Camps um Cox’s Bazar für die Rohingya und Host Communities. Sie helfen den Communities im Bereich Wasserversorgung und Hygiene, Stärkung der Communities und Ernährungssicherheit. Ein großes Anliegen ist es daher für die Welthungerhilfe, die regionalen Strukturen zu stärken und die vor Ort agierenden Partnerorganisationen bei ihrer herausfordernden Arbeit zu unterstützen.
Dieser Artikel ist im Gespräch mit Dr. Margret Müller entstanden. Unsere Kollegin arbeitet als Nothilfe-Koordinatorin für die Welthungerhilfe in Bangladesch.