Hurrikan Matthew: so hilft die Welthungerhilfe
Nachdem Hurrikan Matthew über Haiti und Kuba hinweggezogen ist, zeigt sich das Ausmaß der Zerstörung. Je mehr Informationen aus den betroffenen Regionen wir erhalten, desto deutlicher wird, dass die Folgen dramatischer sind als beim letzten großen Wirbelsturm Sandy 2012, so Mahamadou Issoufou-Wasmeier, Landesdirektor der Welthungerhilfe in Haiti.
Jetzt gilt es, die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und Notunterkünften sicherzustellen. Besonders betroffen sind die Regionen im Süden und Nordwesten des Landes. Im Süden hatten mehr als 15.000 Menschen in den 150 Notunterkünften Schutz vor Regen und Wind gesucht. Nach dem Sturm sind 2.700 Familien ohne Obdach.
In überschwemmten Städten verteilen sich Fäkalien aus überschwemmten Latrinen – das Risiko für den Ausbruch von Krankheiten, z.B. Cholera, steigt. Viele Flüsse führen Hochwasser. Die Nationalstraße 2, Hauptverbindung zwischen der Hauptstadt Port-au-Prince und dem Süden, ist unterbrochen, weil in der Nähe von Petit-Goave eine Brücke vom Hochwasser weggeschwemmt wurde. Dabei wurde auch die Internetverbindung gekappt. Beides erschwert die Hilfe vor Ort.
Felder sind zerstört, Vieh ist tot
In Petit-Goave ist eins von vier Büros der Welthungerhilfe. Die Kollegen berichten, dass viele Gemeinden über die unbefestigten Wege nur schwer zu erreichen sind. Viele Gärten und Äcker sind zerstört, Vieh ist in den Wassermassen ertrunken oder von umherfliegenden Trümmern erschlagen.
Auch in der Region um Jean-Rabel im Nordwesten Haitis wurden viele Häuser beschädigt. Unsere Kollegen aus dem dortigen Büro berichten, dass im Schnitt 70 Prozent der Ackerflächen zerstört wurden, vor allem Felder mit Kochbananen, einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Viele Obstbäume, die die Menschen mit Mango oder Avocado und damit mit lebenswichtigen Vitaminen und Fetten, versorgen, wurden entwurzelt. Viele Ziegen und Schafe sind durch Wind und Regen gestorben. Diese Tiere dienen Familien sonst als „Versicherung“, sie werden in Notfällen verkauft.
1. Schritt: Bedarf feststellen
Bislang sind mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen oder verletzt worden. Für die Überlebenden ist es umso wichtiger, dass sie rasch versorgt werden, besonders weil Haiti ohnehin zu einem der Länder mit einer „sehr ernsten“ Hungersituation zählt. Im Welthunger-Index belegt Haiti regelmäßig einen der letzten Plätze, 2015 waren 53,4% der Bevölkerung unternährt.
In den ersten Stunden nach dem Sturm erfassen unsere Mitarbeiter gemeinsam mit unseren Alliance2015-Partnern wie ACTED, den konkreten Bedarf an Hilfe. In der bergigen Region im Nordwesten sind sie dazu mit Motorrädern unterwegs in abgelegene Landstriche. Die Informationen werden von den Zivilschutzbehörden gesammelt, damit die Hilfe zentral koordiniert werden kann. Der Zivilschutz war nach dem Erdbeben 2010 geschaffen worden, auch mit Unterstützung der Welthungerhilfe.
2. Schritt: Versorgung und Unterkunft sicherstellen
Üblicherweise wird zu dieser Jahreszeit die Ernte eingefahren und neues Saatgut auf die Felder ausgebracht. Durch die zerstörten Ackerflächen ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln in Gefahr. Die Welthungerhilfe bereitet sich darauf vor, im Nordwesten Nahrungsmittel zu verteilen, wenn die lokalen Märkte leergekauft sind.
Darüber hinaus werden Zeltplanen für Notunterkünfte und Schaufeln, Spitzhacken und anderes Werkzeug für Aufräumarbeiten benötigt. Auch Trinkwasser, Tabletten zur Wasseraufbereitung, Wasserkanister und Hygieneartikel werden gebraucht. Die Welthungerhilfe wird ihre Maßnahmen zielgerichtet nach dem konkreten Bedarf organisieren.
Noternten in Kuba
In Kuba, wo Hurrikan Matthew über Region Guantánamo gezogen ist, sind vor allem in der Stadt Baracoa viele Häuser beschädigt. In der ältesten Stadt Kubas stehen viele betagte Holzhäuser, die schon vor dem Sturm in schlechtem Zustand waren. Baracoa ist auch Zentrum für den Anbau für Kokos, Kakao und Kaffee. Hier wurde vor dem Sturm bei „Noternten“ möglichst viel gesichert. Über Ernteverluste gibt es, genauso wie aus bislang abgeschnittenen Gemeinden, noch keine Informationen. In der Region fördert die Welthungerhilfe gemeinsam der kubanischen Vereinigung für Pflanzenproduktion und Forstwirtschaft landwirtschaftliche Projekte zur Ernährungssicherung.
Insgesamt hat der Zivilschutz in Kuba gut funktioniert, wie Susanne Scholaen berichtet, die als Landesdirektorin für die Welthungerhilfe vor Ort ist. Im Vorfeld waren rund 230 000 Personen evakuiert worden. Die Welthungerhilfe bereitet sich darauf vor, beim Wiederaufbau mit Material zur Reparatur von zerstörter Infrastruktur zu unterstützen.