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03.12.2007 | Blog

Aus aktuellem Anlass

Ehrlichkeit und Transparenz gehören zu den Pflichten einer Hilfsorganisation

Zwei Kinder haben Bücher vor sich, eines davon schaut in die Kamera nach oben.
Welthungerhilfe hat die Initiative zur Transparenz in der Zivilgesellschaft unterzeichnet! © Welthungerhilfe
Hans-Joachim Preuss Generalsekretär (2003-2009)

In diesen Tagen, die für alle Spenden sammelnden Organisationen zu den wichtigsten im Jahr zählen, wird über Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Spendengeldern berichtet. Da ist von hohen Provisionen an professionelle Spendensammler*innen die Rede, vom großzügigen Ausbau eigener Liegenschaften oder von der üppigen Vergütung externer Berater*innen. Das ist deswegen besonders schlimm, weil jede freiwillige Zuwendung an eine Hilfsorganisation einen großen Vertrauensvorschuss des Spendenden voraussetzt.

Auf unserer Homepage haben wir dargestellt, wie die Welthungerhilfe mit den ihr anvertrauten Mitteln umgeht. Doch ich nutze diese öffentlichen Auseinandersetzungen dazu, auch in der Welthungerhilfe einige Fragen noch einmal – und vielleicht noch intensiver – zu stellen: Setzen wir uns wirklich offensiv genug mit den Fragen auseinander, die ja berechtigt sind? Glauben wirklich alle Spender*innen, wie Stephan Hebel unter dem Titel „Hilfe, die Spendenjäger kommen“ in der Frankfurter Rundschau vom 30. November schreibt, dass „die Spendenindustrie aus lauter reinen Idealisten besteht“?

Okay: Seit Jahren liegen wir mit unseren Werbungs- und Verwaltungskosten im Vergleich mit anderen Organisationen ganz weit unten. Das Spendensiegel bescheinigt uns einen niedrigen Administrationsaufwand. Wir zahlen keine Provisionen an professionelle Spendenwerber*innen. Wir schreiben die Aufträge aus. Wir bezahlen keine hohen Beratersätze; viele Gutachter*innen und Berater*innen arbeiten ehrenamtlich für uns. Für unsere Transparenz sind wir mehrfach mit Preisen und Zertifikaten ausgezeichnet worden.

Trotzdem bleibt: Um unsere Arbeit tun zu können, benötigen wir Geld. Da wir nicht als einzige Organisation auf dem „Spendenmarkt“ sind, gibt es einen Wettbewerb um die Spender*innen. Da weder Plakatekleber*innen noch Adresshändler*innen ihre Dienste gratis feilbieten, wird dafür ein Teil der Einnahmen für Spendenwerbung verwendet. Wenn man als Organisation professionelle Dienstleistungen anbieten will – im Interesse des Spendenden, aber gerade auch im Interesse der Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind – wird man Mitarbeitende, die einen guten Job abliefern, dafür angemessen bezahlen müssen. Und auch die Verwaltung kostet Geld.

Wir Hilfsorganisationen müssten gemeinsam eine Transparenzoffensive starten. Wir sollten ehrlich bezeugen, was wir unter „angemessenen Kosten“ verstehen und was nicht dazu gehört. Wir sollten zur Qualität unserer Arbeit stehen und deutlich machen, welchen Preis sie hat. Und wir sollten unsere Spender*innen durchaus vor die Wahl stellen: Gut gemeinte, aber wenig nachhaltige Hilfe zum Billigtarif oder gute Arbeit zu einem anständigen Preis.

In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Grüßen,

Ihr Hans-Joachim Preuß

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