Der Tsunami-Schock rüttelte alle wach
Der Tsunami traf Sri Lanka unvorbereitet. Politische Entscheidungen sollen das Land für zukünftige Katastrophen besser wappnen.
Als der Tsunami 2004 auf Sri Lanka rollte, zerstörte er 70 Prozent der Ost- und Südküste. 31.000 Menschen starben, darunter mehr als 12.000 Kinder. Viele Hunderttausende wurden obdachlos. Zudem kam der mühsam überwundene Bürgerkrieg sprichwörtlich wieder hoch: In Form von tausenden Landminen, die durch das Wasser aus dem Boden geschwemmt wurden. Süß- und Trinkwasser waren bis ins Landesinnere verunreinigt, Agrarflächen versalzen, Bäume entwurzelt. Der Weg in die Tsunami-Gebiete war kaum möglich: Schienen und Straßen waren zerstört, LKW-Fahrer verweigerten die Fahrt aus Angst vor weiteren Tsunamis.
Sri Lanka war auf eine solche Katastrophe nicht vorbereitet
Der Tsunami verursachte rund zwei Milliarden US-Dollar Schaden allein in Sri Lanka. Die Fischindustrie traf es besonders hart, ebenso wie die Tourismusbranche. Die Menschen an der Küste, die als Fischer einen Großteil der nationalen Fischernte einfuhren, konnten nicht zurück in ihre zerstörten Dörfer und Häfen.
Die Regierung rief eine 100 bis 200 Meter breite Schutzzone zum Meer aus. Im Norden Sri Lankas, im Gebiet der Tamilen, war diese Zone sogar bis zu 500 Meter breit. Viele Menschen wollten aber auch gar nicht zurück, aus Angst vor neuen Riesenwellen.
Bis zum Tsunami 2004 waren Dürren, Fluten und Stürme die größten Gefahren für die Menschen in Sri Lanka. Wie in vielen anderen Ländern der Region gab es auch hier kein effizientes Tsunami-Frühwarnsystem. Das Nationale Katastrophenzentrum hatte zum Zeitpunkt der Katastrophe kein ausreichendes Mandat und war bei Weitem nicht für Notzeiten dieser Größenordnung ausgelegt. Der Tsunami hatte auch in Sri Lanka eine politische Schockwirkung.
Sofort wurde die Zusammenarbeit mit dem international aktiven Pacific Tsunami Warning Centre aufgenommen, das fortan verstärkt auch in Südostasien tätig war. Es wurde die Entwicklung eines nationalen Katastrophenmanagements vorbereitet, ein Ministerium für Katastrophenmanagement geschaffen und mit Unterstützung der UNDP eine „Road Map Safer Sri Lanka“ entwickelt, ein Programm für das Management von Risiken.
Der Tsunami war ein Schock, der wachrüttelte
Die Tsunami-Katastrophe von 2004 rüttelte Regierungen weltweit wach. Viele begannen erstmals ernsthaft, in nationales Katastrophenmanagement zu investieren. Die internationale Gemeinschaft erkannte an, dass verschiedene Länder unterschiedlich verletzlich gegenüber extremen Ereignissen sind und dem Risiko daher auch individuell begegnen müssen.
Sri Lanka hat politische Entscheidungen für ein Katastrophenmanagement getroffen. Doch noch arbeitet das System nicht perfekt. Vor allem in der Finanzierung, der Stadtplanung und bei einem effektiven Frühwarnsystem muss nachgearbeitet werden. Auch müssen in der Katastrophenvorsorge und bei zukünftigen Soforthilfemaßnahmen die Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen gleichermaßen beachtet werden, um Ungerechtigkeiten und Spannungen zu vermeiden.