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23.09.2016 | Blog

Wasser für Nordugandas Flüchtlingscamps

Im Norden Ugandas entstehen neue Flüchtlingslager für Flüchtlinge aus dem Südsudan. Die ersten Familien richten sich provisorische Heime ein. Welthungerhilfe baut Brunnen für sie.

Kinder auf dem Rückweg vom Brunnen in Yumbe, Uganda.
Kinder auf dem Rückweg vom Brunnen in Yumbe/Uganda. © Welthungerhilfe
Lena Schumacher Landesbüro Uganda

Noch ist es ruhig im Empfangsbereich des Flüchtlingslagers. „Mindestens 1000 Flüchtlinge kommen jeden Tag“ sagt unser Fahrer an diesem Tag im September 2016. Er stammt aus der Gegend und kennt sich gut aus in der neuen Siedlung für südsudanesische Flüchtlinge in Yumbe, im Norden Ugandas.

Das Flüchtlingslager ist nur eines von vielen in der Region und dient der Entlastung anderer völlig überfüllter Camps. Insgesamt gibt es 333.000 südsudanesische Flüchtlinge in Uganda – allein 100.000 von ihnen kamen in den letzten zwei Monaten. In Yumbe werden die Flüchtlinge zunächst im „Reception Centre“ empfangen, wo sie nicht länger als 24 Stunden bleiben sollen. Sie erhalten dort eine warme Mahlzeit und einen Platz in einem der großen Zelte.

Neuanfang auf der grünen Wiese

Am nächsten Tag ziehen sie dann ausgestattet mit Planen, Zeltstangen, Kochtöpfen und Nahrungsmitteln ins „Settlement“ – im Prinzip eine große grüne Ebene, mit hohem Gras und dünnen Bäumen. Jede Familie schlägt sich selbst ein Gebiet frei und baut dort zunächst ein provisorisches Zelt auf. Als das Welthungerhilfe Uganda-Team in Yumbe ankommt, um die Projektstandorte zu begutachten, stehen auch schon erste semi-permanente Strukturen.

Die Flüchtlinge bemühen sich sichtbar und eigenverantwortlich, im Camp zur Ruhe kommen zu können. Seit dem erneuten Ausbrechen des Konfliktes im Südsudan und insbesondere der Hauptstadt Juba im Juli sind ca. 90.000 Menschen über die Grenze nach Uganda gekommen – zusätzlich zu den über 200.000, die sich bereits vor Juli 2016 im Land befanden.

Der Ausbruch von Gewalt im Südsudan forderte bereits über 300 Tote

Im Südsudan wird die Gewalt zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen der Nuer und der Dinka durch die schlechte Wirtschaftslage und die überwältigende Armut weiter angetrieben. Präsident Salva Kiir (Dinka) und Vizepräsident Riek Machar (Nuer) schlossen vor genau einem Jahr einen Friedensvertrag und gründeten eine Übergangsregierung der nationalen Einheit.Machar kehrte im April dieses Jahres nach Juba zurück und nahm seine Position als Vizepräsident wieder auf – nach nur drei Monaten kann die „nationale Einheit“ als gescheitert angesehen werden: Die Spannung zwischen den Milizen beider Seiten stieg stark an. Am 8. Juli 2016 kam es zum Ausbruch.

Vier Tage lang wurde in Juba gekämpft, bis Präsident Kiir den Waffenstillstand verkündete. Machar verschwand während der Kämpfe von der Bildfläche. Sein Aufenthaltsort ist derzeit unklar. Präsident Kiir setzte einen neuen Vizepräsidenten ein, der aber von großen Teilen der Oppositionsmiliz nicht anerkannt wird. Daneben gibt es zahlreiche kleine Rebellengruppen, welche die allgemeine Unsicherheit ausnutzen und ihrerseits Machtansprüche stellen. Ein Ausweg aus dieser Situation ist derzeit nicht in Sicht.

Neben der Auseinandersetzung zwischen der Regierung und Opposition sind auch Plünderungen, Raubüberfälle und die allgemein extrem schlechte Versorgungssituation Grund für die massiven Fluchtbewegungen.

Uganda als Ziel der Fluchtbewegungen

Schon seit Jahrzehnten bewegen sich Flüchtlinge vom Sudan/Südsudan nach Uganda. Zuerst aufgrund des Unabhängigkeitskrieges, dann 2013 als es zum Bürgerkrieg kam und nun erneut. Selbst wenn es dieses Mal nicht in einem landesweiten Krieg endet, schwindet die Hoffnung der Menschen, dauerhaft in Frieden leben zu können. Ohne Frieden ist es den Menschen quasi unmöglich, sich selbst zu versorgen.

Im Norden des Landes gibt es – auch mit Hilfe der Welthungerhilfe – seit fast 30 Jahren Nahrungsmittelverteilungen. Die Sicherheitslage lässt es nicht zu, die Felder zu bestellen oder Vieh zu versorgen. Einen Weg aus der Abhängigkeit hin zu Subsistenz- und kommerzieller Landwirtschaft ist ohne Frieden nicht zu bewältigen. Die Welthungerhilfe versucht hier, durch Schulungen zu Themen wie Gemüseanbau und gesunde Ernährung, sowie durch die Verteilung von Saatgut und einfachen Werkzeugen die selbstständige Versorgung zu fördern. Durch den erneuten Ausbruch von Gewalt und die daraus entstehenden Fluchtbewegungen sind viele dieser Anstrengungen umsonst.

Wasser bedeutet Leben

Die Flüchtlingssiedlung in Yumbe soll Schutz für ca. 40.000 Menschen bieten – 87 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Auch wenn sie im Lager einigermaßen sicher sind vor neuen Übergriffen, fehlt es derzeit noch an Infrastruktur. Im Reception Center erhalten die Bedürftigen ein Paket mir Zeltplanen, Kochutensilien und Essen.

Um den Bedarf zu decken, fahren zurzeit täglich zwei Welthungerhilfe-Lastwagen mit insgesamt knapp 30.000 Litern Trinkwasser ins Camp. Zur langfristigen Versorgung bohrt die Welthungerhilfe zehn Brunnen. Um auf Wasser zu stoßen, muss zum Teil 70 Meter tief gebohrt werden. Als wir in die Siedlung fahren, um uns die Fortschritte des Projektes anzuschauen, haben wir Glück: An einem Standort stößt der Bohrer gerade auf Wasser und eine riesige Fontäne spritzt heraus.

Die Arbeiter testen den Wasserdruck und sind mit dem Ergebnis zufrieden – der Anfang für einen permanenten Zugang zu Trinkwasser ist getan. Wenn die Brunnen fertig gestellt sind, sollen sie bis zu 5000 Menschen versorgen.

Die Welthungerhilfe baut Latrinen im Lager.
Die Welthungerhilfe baut Latrinen im Lager.
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