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30.05.2017 | Blog

Fair Fashion mit Wear a Smile

Mut zum eigenen Style macht Spaß – und die Welt ein Stück besser. Iris Schöninger über faire Lieblingsstücke statt Fast Fashion.

Textilarbeiterinnen an der Nähmaschine
Textilarbeiterinnen in Äthiopien haben zwar einen Arbeitsplatz gefunden. Doch der niedrige Lohn erlaubt nur ein Leben an der Armutsgrenze. © Schoeninger
Iris Schöninger Team Communications (bis 2021)

Lena zieht ein T-Shirt aus ihrer Tüte, die sie begeistert vor der Kamera schwenkt. „Dieses mega-mega-süße Top hat gerade mal drei Euro fünfundneunzig gekostet“, flötet sie und kramt bereits nach dem nächsten Teil. Viele Jugendliche haben YouTube-Kanäle abonniert, auf denen Shopping Queens über ihre Beutezüge berichten und Modeblogger dazu animieren, dass man die richtige Marke kauft. Immer weniger Geld müssen Verbraucher heutzutage für Kleidung ausgeben: Sie wird immer billiger, die Qualität schlechter. Gleichzeitig werden in Deutschland jährlich schätzungsweise mehr als eine Million Tonnen Textilien im Altkleider-Container entsorgt, weitere im Hausmüll. Ein Wahnsinn! Wie kann das sein? Und was lässt sich dagegen tun?

Wie viel Kleidung braucht der Mensch?

Bei der Herstellung von Kleidung kann man beispielhaft einige negative Seiten der globalisierten Wirtschaft sehen: Denn inzwischen hat jeder schon davon gehört, dass Baumwollbauern in der Regel Hungerlöhne verdienen, von denen sie nur mit Mühe sich und ihre Familien ernähren können.. Dass Textilarbeiterinnen unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen leiden. Drastisch sichtbar wurde dies beim Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesh im Jahr 2013 mit über 1100 toten Näherinnen.

Wie viel Kleidung braucht der Mensch? Jede Menge, glauben viele Konsumenten im Shopping-Rausch, der suchtähnliche Züge annehmen kann. Doch die Ernüchterung folgt schnell. Laut Umfragen von Greenpeace in Europa und Asien ist der Kaufrausch wie eine Achterbahnfahrt mit einem kurzen Höhepunkt: Erst geht es steil nach oben – und dann genauso schnell wieder hinunter, ein Weg in die Depression.

Wirtschaft und Politik müssen ethisch handeln

Es ist höchste Zeit, neue Wege zu gehen und ethische Maßstäbe anzulegen: in der Wirtschaft, beim Einkaufen und in der Politik – wie das Evi Hartmann in ihrem Buch „Wie viele Sklaven halten Sie?“ vehement einfordert. Die Arbeit der Welthungerhilfe orientiert sich an der Prämisse, dass alle Menschen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Gerechtigkeit, frei von Hunger und Armut, haben. Das gilt selbstverständlich auch für diejenigen, die an der Textilherstellung beteiligt sind.

Konkret geht es um existenzsichernde Löhne. Es geht um Arbeitssicherheit, das Verbot von Kinderarbeit und die Möglichkeit, sich zur Vertretung der eigenen Interessen zu organisieren. Wenn zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch jeder dritte Industriearbeiter in den USA ein Kind zwischen sieben und zwölf Jahren war, dann lag das daran, dass die Familie ohne dieses Einkommen nicht überleben konnte. Ähnlich prekär sieht die Welt auch heute noch für viele Menschen aus, die in der Textilbranche arbeiten. Deshalb brauchen wir perspektivisch weltweit verbindliche soziale, ökologische und ökonomische Mindeststandards.

Jeder von uns kann sofort handeln

Doch jeder von uns kann sofort handeln, konkret beim Kauf von Kleidung: So kann ich im Laden überlegen, ob ich das Teil wirklich brauche. Oder ich gehe auf Suche nach einem „sauber“ produzierten Kleidungsstück (wie, das verraten der Fair Fashion Guide und glaubwürdige Gütesiegel). Auch die Kampagne Wear a Smile der Initiative Cotton made in Africa – unterstützt von der Welthungerhilfe – ist eine Möglichkeit, mit dem Kauf nachhaltig produzierter afrikanischer Baumwoll-Kleidung einen Beitrag für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen und somit zur Ernährungssicherheit der Produzenten zu leisten. Kleidertauschbörsen sind ebenso spannend wie die Reparatur oder das Upcycling getragener Kleidung.

Die Mode- und Textilindustrie wiederum muss sich von „Fast Fashion“ verabschieden, will sie zukunftsfähig werden. Der Respekt für Menschen und das Bewusstsein, dass Rohstoffe knapp sind, können wieder zu mehr Kreativität und Fantasie führen. Letztendlich macht einen doch nur die Kleidung dauerhaft glücklich, die eine gute Geschichte hat und an der wir hängen, weil wir sie gerne tragen.

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