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Welthunger-Index 2015: Konflikte und Hunger
Führt Krieg zu Hunger? Führt Hunger zu Krieg? Diese Fragen beleuchtet der aktuelle Welthunger-Index.
Der Welthungerhilfe-Index ist ein gemeinsamer Bericht von Welthungerhilfe, dem Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) und der irischen Nichtregierungsorganisation Concern Worldwide. Die 10. Ausgabe ist am 12. Oktober 2015 erschienen.
Definitionen
- Wachstumsverzögert (engl. stunting) = Kinder unter fünf Jahren mit einer zu geringen Körpergröße (Hinweis auf chronische Unterernährung)
- Ausgezehrt (engl. wasted) = Kinder unter fünf Jahren mit einem zu niedrigen Gewicht (Hinweis auf akute Unterernährung)
- Hunger = Qual durch den Mangel an Nahrung
- Unterernährung = chronisches Kaloriendefizit (1800 kcal/Tag) und/oder Unterversorgung mit Nahrungsenergie, Protein- und Mikronährstoffen
- Fehlernährung = Mikronährstoffmangel oder verborgener Hunger. Eine Form der Unterernährung, bei der zu wenige Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen und verarbeitet werden.
Im Jahr 2014 verließen im Schnitt rund 42.500 Menschen am Tag ihre Heimat, weil sie dort nicht mehr sicher waren. Die meisten von ihnen flohen vor den Kriegen in Syrien, Afghanistan und Somalia.
Die Länder, die sich im Krieg befinden oder in denen jüngst ein Konflikt beendet wurde, verzeichnen im Welthunger-Index (WHI) häufig auch besonders beunruhigende Hungerwerte. Der Zugang zu Bildung ist in Konfliktländern schlechter und die Verbreitung von Unterernährung und Kindersterblichkeit sind erheblich höher als in vergleichbaren stabilen Ländern.
So sind die Hungerwerte in der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad und Sambia am höchsten. In den ersten beiden Ländern leben die Menschen seit Jahren in großer Instabilität und kriegerischen Auseinandersetzungen. Auch wenn es häufig nicht den einen Auslöser für Hunger oder Krieg gibt: Konflikte und Hunger stehen in einem engen Zusammenhang.
Mehr Zahlen zum Hunger in der Welt
- In 52 der 117 Länder, die im Welthunger-Index gelistet sind, ist die Hungersituation ernst oder sehr ernst.
- In keinem Land wird die Hungersituation in diesem Jahr als "gravierend" eingeschätzt. Jedoch fehlen unter anderem Daten aus Burundi, Kongo, Eritrea, Somalia, Südsudan und Sudan, die in den Vorjahren hohe Hungerwerte vorwiesen. Zudem sind viele dieser Länder von bewaffneten Auseinandersetzungen betroffen.
- In Afrika südlich der Sahara und in Südasien ist die Hungersituation weiterhin am kritischsten, auch wenn es hier insgesamt Erfolge im Kampf gegen den Hunger gibt.
- Jedes vierte Kind weltweit ist aufgrund chronischer Unterernährung im Wachstum verzögert. Neun Prozent der Kinder, also fast eines von zehn, ist aufgrund von akuter Unterernährung ausgezehrt.
- Fast die Hälfte aller Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren ist durch Mangelernährung begründet.
- Insgesamt sind die Hungerwerte seit 2000 um 27 Prozent gesunken. 17 Länder, darunter Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Kirgisistan, Kroatien, Lettland, die Mongolei, Peru, die Ukraine und Venezuela, verringerten ihre Werte um die Hälfte oder mehr.
- Absolut gesehen konnten Ruanda, Angola und Äthiopien ihre Werte zwischen dem WHI 2000 und dem WHI 2015 am stärksten reduzieren, jedoch bleibt hier die Hungersituation insgesamt kritisch.
Verbesserte Indikatoren im 10. Welthunger-Index
Der gemeinsame Bericht von der Welthungerhilfe, dem Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) und der irischen Nichtregierungsorganisation Concern Worldwide zeigt die Entwicklung der Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebeneund untersucht die Gründe für negative und positive Entwicklungen.
2015 wurden die Indikatoren zur Messung der Hungersituation verbessert. Statt den Anteil untergewichtiger Kinder zu bewerten, wird der Anteil derer, die wachstumsverzögert sind, und derer, die ausgezehrt sind betrachtet. Ersteres ist ein Zeichen für chronische Unterernährung. Zweites ist ein Zeichen für akute Unterernährung.