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19.01.2015 | Blog

Wie erleben Kinder die Ebola-Quarantäne?

Seit Anfang September sind die Schulen in Sierra Leone geschlossen – aus Sicherheitsgründen. Da Kinder „unkontrolliert“ miteinander spielen und sich dabei natürlich auch berühren, wurde das Ansteckungsrisiko für Ebola als zu hoch eingestuft. Ich stelle mir aber die Frage, ob diese Maßnahme wirklich Teil der Lösung ist oder eher Teil des Problems?

Kinder in einem Ebola-Gebiet verkaufen gekühlte Getränke an einem Ebola-Checkpoint
In Sierra Leone gibt es ungewollt schulfrei! Was tun? Auf der Straße spielen, vorm Fernseher sitzen oder etwas dazu verdienen - wie dieses Mädchen, es verkauft gekühlte Getränke an einem Ebola-Checkpoint.
Julia Broska Landesbüro Sierra Leone

Denn die Schüler*innen haben jetzt keine Beschäftigung mehr: Sie sitzen zuhause herum und haben kaum noch einen Tagesrhythmus. Ich lebe selbst unter einem Dach mit einer einheimischen Familie mit fünf Kindern. Die Kinder sind bis spät am Abend wach, sitzen den ganzen Tag vor dem Fernseher und nehmen keine regelmäßigen Mahlzeiten mehr zu sich, denn die Eltern sind den ganzen Tag über bei der Arbeit.

Kindern fehlt die Schule und damit eine sinnvolle Beschäftigung

Alles in allem ist mein Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen „aus dem Tritt“ geraten sind, und es nicht einfach für sie sein wird, sich wieder an die Schule zu gewöhnen. Und eigentlich wäre ein Schulbesuch hilfreich, denn Lehrer*innen könnten dann ja gerade Wissen über Ebola an sie vermitteln. Vielleicht noch nicht an Grundschüler*innen, aber ab der Mittelstufe könnte ich mir schon vorstellen, dass Schulunterricht „geordnet“ und ohne Körperkontakt abläuft. Und eins muss man auch bedenken: während die Eltern bei der Arbeit sind, ist ja auch unklar, was die Kinder tagsüber treiben – viele gehen auf die Straße und spielen mit ihren Freunden wie eh und je!

Es gibt aber noch Probleme, die weit über diese generellen Überlegungen hinausgehen. Schwangerschaften von Teenagern war schon immer ein Problem in Sierra Leone. Dieses Problem hat sich aber laut Medienberichten noch verschärft. Die Mädchen sind nicht in der Schule und werden so leicht „Opfer“. Und teilweise sind wohl auch Eltern interessiert, ihre Töchter an Aushilfskräfte in der Landwirtschaft zu vermitteln, um die Aushilfskräfte an ihre Farmen zu „binden“. Das ist natürlich schlimm und wird nachhaltige negative Folgen haben.

Fremde lässt keiner mehr ins Haus

Ich habe auch teilweise die Meinung gelesen, dass ärmere Familien stärker unter den geschlossenen Schulen leiden würden als wohlhabendere Familien. Dies ist aus meiner Sicht allerdings nicht so offensichtlich. Selbst die Familien, die sich Privatlehrer*innen leisten könnten, nehmen Abstand davon, denn niemand möchte mehr Fremde ins Haus lassen. Man kann nie wissen, mit wem sie vorher Körperkontakt hatten. Wann die Schulen wieder geöffnet werden ist noch unklar.

Es gibt Gerüchte, dass im März die Schulen wieder starten könnten, denn die Neuinfektionen sind endlich deutlich rückläufig. Ich jedenfalls hoffe für die Kinder hier im Land, dass sie so schnell wie möglich wieder in die Schulen zurückkehren können!

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