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04.11.2014 | Blog

Woche der Welthungerhilfe 2014

Aufrütteln und mobilisieren für das Recht auf Nahrung.

Anja Sailer Digital Transformation Office

Die Woche der Welthungerhilfe ist seit Jahrzehnten ein Kernbestandteil unserer Kampagnenarbeit und findet immer rund um den Welternährungstag, am 16 Oktober, statt. In dieser Herbstwoche versuchen wir – mehr noch als sonst – die Menschen in Deutschland über die aktuelle Hungersituation zu informieren und für ein gemeinsames Handeln für eine Welt ohne Hunger und Armut zu mobilisieren. Dabei stehen wir im Team Mobilisierung immer wieder vor der Herausforderung, sehr komplexe Themen einfach verständlich darzustellen. Menschen benötigen Bilder und ein Bezug zur eigenen Lebenswelt und viele unsere Themen sind doch sehr abstrakt.

Die jährliche Straßenaktion (https://youtu.be/r7Mm10HNlwo), mit der wir parallel zur Veröffentlichung des Welthungerindexes meist in Berlin aktiv werden, ist somit sowohl eine kreative als auch organisatorische Herausforderung. Unser diesjähriges Thema der WOCHE war das "Recht auf Nahrung". Aber wie stellen wir dieses Menschenrecht dar? Was verstehen die Passant*innen, was weckt Interesse?

Bei der Inszenierung half uns der Künstler Hermann Josef Hack, der viel Erfahrung mit aufrüttelnden Aktionen hat. Die Idee war schnell gefunden: wir benutzen mit Stacheldraht verschlossene Einkaufswagen, beflaggt mit den Fahnen der zwanzig Länder mit der weltweit schlimmsten Hungersituation. Wichtig war uns, eine Brücke zur Welt der Betrachtenden zu finden. Einkaufswagen versteht jeder, dass man mit den Stacheldraht-Wagen nicht einkaufen kann, auch.

Die Aktion „Leerkauf“ war geboren.

Unser Wunsch war, die Aktion auf dem Platz der Republik in Berlin, also direkt vor dem Deutschen Bundestag, dem Reichstagsgebäude durchzuführen. Damit würde die politische Dimension unseres Einsatzes noch deutlicher werden. Das bedeutet auf Eventseite eine Genehmigung von Seiten des Berliner Ordnungsamtes. Jeder, der jemals versucht hat, dies in Berlin zu organisieren, weiß, dass das Genehmigungsverfahren viel Geduld und Nerven kostet. Stacheldraht? Gefahren für Passant*innen! Kann die Installation schnell aufgelöst werden? Die tatsächliche schriftliche Genehmigung kam eine Woche vor der Veranstaltung – da gilt es, ruhig zu bleiben. Gleichzeitig wurde intern fleißig diskutiert und organisiert:

Viele Eventmanager*innen beklagen sich häufig über das Unverständnis, das ihnen entgegenschlägt: „Das kann ja wohl nicht so kompliziert sein“ hören wir immer wieder. Doch das Besondere an Events ist ihre Wirkung über Emotionen – ausgelöst durch Bilder, Musik, Licht, Gerüche. Durch die Vermittlung von Emotionen während des Events werden Erlebnisse generiert, die sich tief in der Gefühls- und Erfahrungswelt der Teilnehmenden und Betrachter*innen verankern. Dadurch kann das Image einer Organisation nachhaltig geprägt werden – positiv wie negativ.

Die Bewertung läuft unterbewusst aber im Moment des Erlebens ab. Wenn ich mich berührt fühle, lasse ich mich viel einfacher für eine Sache mobilisieren. Die Aktion bzw. das Bild muss eine Geschichte erzählen – Storytelling auf einer anderen Ebene. Darum ist es so wichtig, dass bei Events und Aktionen alles auf den Punkt genau stimmt, es gibt keine Möglichkeit, eine Veranstaltung am nächsten Tag „nachzuerleben“ – so wie man einen Artikel oder eine Pressemitteilung nochmals nachlesen könnte. Erfolgreiche Veranstaltungen haben die Möglichkeit, Menschen deutlich stärker zu beeinflussen und zu mobilisieren als über die reine Vermittlung von noch so dramatischen Fakten. Darin liegt das Potential von Veranstaltungen für den Fall, dass alles perfekt läuft.

Zurück zur Aktion in Berlin: Es lief perfekt! Die Aktion „Leerkauf“ war ein großartiges Erlebnis, das Wetter spielte mit, die Presse kam zahlreich und ganz wichtig: Menschen blieben interessiert und fragend stehen: Was macht ihr denn da? Das Bild wurde verstanden, Kinder begannen, die Einkaufswagen durch die Gegend zu schieben – der Hunger in der Welt wurde „begreifbar“.

Wir konnten interessante und zum Teil sehr bewegende Gespräche führen. Erschöpft aber zufrieden ging es abends zur nächsten Veranstaltung im Rahmen der Woche- dort wurden wir glücklicherweise als Gäste und nicht als Organisatoren erwartet.

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