Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Seiteninhalt springen Zum Footer springen

11.11.2019 | Projektupdate

Der Ball rollt für den Frieden

Ein Besuch mit einem Ball brachte in Bangui eine Idee ins Rollen: In der „Fußballschule für den Frieden“ lernen Jugendliche Hass, Intoleranz und Gewalt zu überwinden - mit Fairplay, Teamgeist und Toleranz.

Ein Junge in Fußballtrikot und Ball im Vordergrund. Im Hintergrund weitere Kinder und die Tribüne des Stadions.
Das große Vorspielen für die Fußballschule für den Frieden im Fußballstadion von Bangui (2018). © Topas
Kerstin Bandsom Team Communications (bis Februar 2024)

Autor: Bernd Klose, Journalist bei Radio Bremen 2

Wenn ich von der zentralafrikanischen Republik erzähle, erlebe ich immer wieder, dass dieses Land für viele Menschen ein weißer Fleck ist. Ist das wirklich ein eigenes Land? Kennt man da irgendeine Stadt? Schnell kommt man dann auf die schwierige Situation der Menschen dort: Große Armut trotz vorhandener Rohstoffe, Hunger trotz guter Klimabedingungen, Korruption, Gewalt und Gegengewalt. Mediale Aufmerksamkeit bekommt dieses Land kaum. Fast alles, was wir im Überfluss haben, fehlt den Menschen in der Zentralafrikanischen Republik. Warum ist ein Land arm, das eigentlich genug für alle hat?

„Spielen die Kinder dort auch Fußball?“

Vor vier Jahren hat die Deutsche Welthungerhilfe mich als Reporter von Radio Bremen eingeladen, über Hilfsprojekte in dem Land zu berichten, das im Human Development-Index der Vereinten Nationen regelmäßig auf den letzten Plätzen landet. Ich war beeindruckt von dem, was der damalige Landeskoordinator Georg Dörken und sein Team dort leisten.

Ein Fünftel aller Menschen im Land waren damals auf der Flucht vor Hunger und brutalen Milizen – und sind es bis heute. Viele von ihnen haben damals Zuflucht in einem Flüchtlingslager gesucht, das sich direkt am Flughafen der Landeshauptstadt Bangui gebildet hat. Mehrere zehntausend Menschen haben in den schlimmsten Zeiten dort unter Plastikplanen gelebt – die Umstände waren erbärmlich. Diese Menschen hofften auf Schutz durch das französische Militär, das damals den Flughafen kontrollierte. Die Menschen waren noch nicht einmal durch einen einfachen Zaun von der Landebahn getrennt. Unhaltbare Zustände.

Die Umsiedlung dieser Menschen war das Ziel der Projekte. Ein Stück Land für Ackerbau, um etwas Geld zu verdienen. Ich habe damals viele Kinder gesehen. Die Zentralafrikanische Republik ist ein junges Land, trotz Armut, hoher AIDS-Rate und großer Kindersterblichkeit. Ich habe einen Sohn, der heute 14 Jahre alt ist. Im Gespräch über meine Reisepläne hat er damals gefragt, ob die Kinder dort in Afrika denn auch Fußball spielen. Wir haben diese Frage per E-Mail an Georg Dörken geschickt. Die Antwort war: „Ja – wenn man einen Ball hat“. Treffer.

Zwei Jungen spielen Fußball. Im Hintergrund schauen weitere Kinder zu.
Ein Fußballspiel auf einem Bolzplatz in Bangui (2018). © Kai Löffelbein

Ein Bolzplatz für Bangui

Mein Sohn hat sein Taschengeld genommen. Wir haben davon einen Ball gekauft. Ich habe diesen Ball eingepackt. In Bangui haben Georg Dörken und ich dann über einen kleinen Bolzplatz nachgedacht. Die Kinder sollten einen kleinen Ort zum Spielen haben, direkt neben den kleinen Häusern und der Markthalle, die im Rahmen des Umsiedlungsprozesses entstehen sollten.

Ich habe mich an Willi Lemke erinnert, der damals noch Sonderbeauftragter für Sport beim Generalsekretär der Vereinten Nationen war. Er lebt in Bremen. Lemke hat ein Buch mit dem Titel „Ein Bolzplatz für Bouaké: Wie der Sport die Welt verändert und warum ich mich stark mache für die Schwachen“ geschrieben. Wir dachten damals: Warum nicht ein Bolzplatz für Bangui? Der Ball meines Sohnes wurde aufgehoben. Eines Tages sollte damit vielleicht ein kleines Eröffnungsspiel angestoßen werden.

„Think Big!“: Vom Bolzplatz zur Fußballschule für den Frieden

Gute Ideen gehen leider viel zu oft ähnlich schnell verloren, wie sie entstehen. Wir Reporter*innen berichten, sind dabei vielleicht trotz professioneller Distanz von den Erlebnissen vor Ort betroffen, reisen dann aber nach Hause, vergessen schnell und beginnen bald das nächste Projekt. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland hat mich aber eine E-Mail aus Bangui erreicht. Sie kam von Simplice, einem der lokalen Mitarbeiter der Welthungerhilfe. Der Text auf Deutsch:

„Bernd, ich glaube Du bist einer von denen, die uns hier unten nicht vergessen.“

Fußball ist eine Sprache, die jeder spricht.

Bernd Klose Journalist

Das hat mich tief bewegt. Ich habe über mich nachgedacht. Und ich wusste, was ich zumindest versuchen wollte. Ich habe also einen Termin mit Willi Lemke gemacht. Er hat uns bestärkt, größer zu denken, wenn wir Unterstützung suchen. Danach war Georg Dörken und mir klar: Es soll eine Fußballschule sein. Eine Fußballschule für den Frieden.

Wir wussten schnell: Es muss dabei um mehr gehen als nur um Fußball. Es geht um Werte, die der Sport vermittelt. Gemeinschaft. Toleranz. Respekt. Diese Werte soll die Fußballschule nicht nur über Training und Spiele vermitteln, sondern auch über soziale Projekte. Es soll über die Fußballschule hinaus sichtbar sein, dass diese Schule etwas verändert. Wer sich für die Gemeinschaft engagiert, darf zur Belohnung in der Fußballschule trainieren. Und wer gelernt hat, dass die Gemeinschaft am Ende mehr zählt als das Individuum, wer diese Idee lebt, der ist ein starker Baustein in dem Haus, dessen Dach irgendwann vielleicht Frieden für alle Menschen in diesem Land bringen kann.

Fürsprecher und Partner für eine starke Idee

Heute sind wir vier Jahre weiter. In dieser Zeit war es der unermüdliche Georg Dörken, der mit viel Idealismus und Hartnäckigkeit die Idee der Fußballschule vorangetrieben haben. Er hat zuerst die Deutsche Welthungerhilfe für den Plan begeistert. Er hat mit „Les Fraires Centrafricaines“ einen lokalen Partner gewonnen. Der Präsident dieser Nicht-Regierungsorganisation, Anatole Koe, ist im zentralen Afrika eine Fußball-Legende. Christen und Moslems akzeptieren ihn heute gleichermaßen als Friedensstifter. Er sollte die Fußballschule leiten. Es sei sein Lebenstraum, hat er Georg Dörken in Bangui gesagt.

Anatole Koe hat einen Brief an Willi Lemke geschrieben. Er trägt das Datum des 18. Juni 2015. Darin bittet er um finanzielle Hilfe für eine „ecole de foot pour la paix” – eine Fußballschule für den Frieden. Dieses Projekt würde tausenden Kindern helfen. Leider ist Anatole am Neujahrstag 2018 aus ungeklärten Gründen gestorben. Die Leitung der Fußballschule übernimmt jetzt Anatoles Bruder Robert Koe.

Bälle und Trikots von Werder Bremen

Georg Dörken hat trotz Anatoles Tod, der ein schwerer Rückschlag für das Projekt war, nicht aufgegeben. Er hat am Ende die Bundesregierung überzeugt, die Fußballschule zu unterstützen. Dort hatte man den Ansatz, Sport als friedensbildende Maßnahme zu verstehen, längst auf der Agenda. Eine Kooperation mit dem DFB dazu war im Aufbau, die Idee der Fußballschule für den Frieden war eine Blaupause für zukünftige Projekte. Werder Bremen-Präsident Hubertus Hess-Grundewald hat eine Zusammenarbeit mit der Fußballschule zugesagt und eine bedeutende Menge Bälle und Trikots gespendet.

In Bangui wurde im lokalen Rundfunk aufgerufen, sich für die Fußballschule zu bewerben. Im Stadion von Bangui fand ein Casting statt, hunderte Kinder kamen zum Vorspielen. Knapp 130 wurden ausgewählt – Christen und Moslems, Jungen und Mädchen. Sie sind der Anfang. Später sollen es über 1.000 Kinder werden. Mit ihren Familien zusammen werden entsprechend viele Unterstützer*innen erreicht, um der Schule den ersten nötigen Rückhalt zu geben. Als Standort wurde die Fatima-Schule in Bangui gewählt, die die Welthungerhilfe zeitgleich wiederaufgebaut hat. Dann kam die Nachricht: Wir reisen zu einem ersten kleinen Eröffnungsspiel.

Ein zweiter Ball – und neue Freunde

Drei Tage vor meinem Abflug stehe ich am Rand eines Fußballplatzes in Oldenburg. Die Mannschaft meines Sohnes spielt. Ich erzähle den anderen Eltern von meiner Reise und von der Fußballschule. Der Trainer nimmt einen der Bälle und drückt ihn mir in die Hand. Für die Kinder in der Zentralafrikanischen Republik. Als Zeichen der Freundschaft. Nach dem Spiel unterschreibt die gesamte Mannschaft auf dem Ball. Wir machen Fotos vom Team – den Ball in der Mitte.

Fünf Tage später übergebe ich den Ball an die ersten Kinder der neuen Fußballschule. Und ich zeige das Foto in Bangui. Wenige Stunden vor meinem Rückflug nach Deutschland drückt Robert Koue mir einen Umschlag in die Hand. Darin steckt eine selbstgestaltete Urkunde mit einem Foto des Balls. Alle Kinder der Fußballschule haben unterschrieben, sich für den Ball bedankt – und um eine Antwort per Brief gebeten. Robert sagt mir, dass das Bild der Jungs vom Oldenburger TuS Eversten in der Fußballschule für den Frieden hängen wird. Ich werde das Bild der Kinder von Bangui in Oldenburg aufhängen.

Ein Mannschaftsfoto der ersten Kinder der neuen Fußballschule in Bangui. Alle in Werder-Bremen-Trikots.
Die ersten Kinder der neuen Fußballschule in Bangui (2018). © Kai Löffelbein

Zurück in Bangui

Zusammen mit Georg Dörken und einem kleinen Journalisten-Team bin ich nach vier Jahren wieder nach Bangui geflogen. Die Situation des Landes hat sich kaum verbessert – vorsichtig formuliert. Durch die Zersplitterung der Séléka und der Anti-Balaka als große Rebellengruppen in viele kleine Milizen ist die Sicherheitslage offenbar sehr unübersichtlich und immer wieder prekär.

Die Straßen von Bangui sind noch immer rot-staubige Buckelpisten, verstopft von Händlern und ihren zweirädrigen Transportkarren und beschallt von knatternden Mopeds, nicht selten besetzt mit kompletten Familien. Die schwülheiße Luft riecht nach feuchter Erde, verbranntem Benzin und Plastik und nach rohem Maniok, das in der Sonne trocknet.

Drei Kinder – drei Träume

Mitten in dieser Stadt leben Naomi, Lukas und Israel. Naomi verkauft nach der Schule kleine frittierte Kuchen, Lukas Kaffee, den er aus einem großen Blech-Kessel in verbeulte Emaille-Tassen gießt. Israel hilft seinem Vater an einer uralten Nähmaschine. Sie alle haben einen Platz in der Fußballschule für den Frieden bekommen.

Lukas Stimme klingt rau. Tapfer gibt er mir das sicherlich erste Interview seines Lebens. Warum er den Platz in der Fußballschule bekommen hat? Lukas sagt, dass er glaubt, Gott habe ihm diesen Platz gegeben.

Israel kennt Bayern München und Borussia Dortmund. Von Werder Bremen hat er noch nie gehört. Das Trikot will er trotzdem mit Stolz tragen, wenn er morgen zum ersten Spiel kommt.

Naomi wirkt auf mich ernst und nachdenklich. Sie lacht vor allem für die Kamera, wenn sie darum gebeten wird. Wir sitzen in der kleinen Lehmhütte ihrer Familie. Draußen drängen sich Kinder aus der Nachbarschaft vor dem kleinen Fenster um zu sehen, was sich da drinnen abspielt. Naomi bringt die Idee dieser Fußballschule auf den Punkt: Sie will dort für ihr Leben lernen. Sie will Nationalspielerin der Frauen werden und damit etwas Geld für ihre Familie verdienen. Und wenn sie das geschafft hat, dann will sie andere Mädchen ermutigen auch ihren Weg zu gehen. Ihr Blick sagt mir, dass sie es sehr ernst meint.

Anstoß!

Sonntagnachmittag in Bangui. Sengende Sonne heizt den rot-staubigen Hartplatz auf. Rund vierzig Kinder wärmen sich trotzdem so auf, wie es auch Kinder in Deutschland tun: Lauf-ABC, Pass-Übungen mit dem Ball. Trainer*innen korrigieren wenn nötig, der Schweiß rinnt in Strömen. Ein erstes kleines Eröffnungsspiel wurde für heute angesetzt: Werder Bremens Grün-Weiß gegen Rot-Weiß. Einige hundert Leute sind gekommen um zuzusehen. Fast alle Kinder am Rand des Feldes tragen Trikots europäischer Spitzen-Clubs – wahrscheinlich aus den vielen Altkleider-Ballen, die das reiche Europa hierherschickt, deren Inhalt die lokalen Märkte überfluten und die lokale Bekleidungsindustrie verdrängen.

Israel und Lucas sind erstmal nicht im Team – sie sind zu spät gekommen und haben dafür einen deutlich strengen Blick des Trainers eingesteckt. Aber genau das ist hier wichtig: Verantwortung übernehmen. Pünktlich sein. Das Team nicht hängen lassen. Wenn die Fußballschule ihre Werte ernst nimmt, müssen die Trainer streng sein.

Das Spiel beginnt pünktlich. Der Ball rumpelt über den harten Platz, die Trainer*innen lenken ihre Teams mit scharfen Rufen. Ein ganz normales Spiel, das in jedem Land der Welt stattfinden könnte. Fußball ist eine Sprache, die überall gesprochen wird. Naomi trägt eine blaue Kapitänsbinde. Am Ende verliert sie ihr Spiel knapp. Aber für viele, die dieses Spiel sehen durften, ist das Ergebnis vollkommen egal. Es geht um eine Vision für ein geschundenes Land.

Am Tag des Eröffnungsspiels erreicht uns der Wunsch der Regierung der Zentralafrikanischen Republik: Eine offizielle Eröffnungsfeier der Fußballschule.

Der Kardinal und der Imam

Die kleine Kirche etwas oberhalb des Oubangui-Flusses ist ein friedlicher Ort abseits vom Durcheinander der Stadt. Ich treffe Kardinal Dieudonné Nzapalainga und Imam Oumar Kobine Layama zum Interview. Sie sind Freunde, spätestens seit der Kardinal den Imam für Monate in sein Haus aufgenommen hat. Er wäre sonst im Zuge der Unruhen gelyncht worden.

Zwei schwarz gekleidete Männer geben sich die Hand.
Kardinal Dieudonné Nzapalainga und Imam Oumar Kobine Layama aus Bangui, Zentralafrikanische Republik (2018). © Kai Löffelbein

Im Gespräch bilden beide spürbar eine ruhige Einheit. Jeder bestätigt mit sanftem Nicken die Worte des Anderen. Einheit liegt in der Verschiedenheit, in der Unterschiedlichkeit, sagt der Kardinal: „Ost, West, Nord, Süd – alles ist Zentralafrikanisch. Muslime, Protestanten, Katholiken – Das alles gehört zu diesem Land.“ Der Imam ergänzt: „Nur Frieden in den Herzen ist wirklicher Frieden. Wir wollen Schlafen ohne die Angst angegriffen zu werden.“

Alle, die an diesem Projekt beteiligt sind, wünschen sich genau das. Die Realität in diesem Land ist eine andere. Grund seien aber nicht die Religionen selbst, versichern mir beide. So sieht es auch Robert Koe. Es sei die Politik, die in diesem Land zu oft falsch sei. Wo genau der Fehler liegt und wie er abzustellen wäre sagt er nicht.

Eine leere Fußballschule

Acht Wochen später bin ich wieder in Bangui. Die Fußballschule für den Frieden soll mit einem großen Fest und Vertreter*innen der Regierung und der großen Religionen eröffnet werden. Es hat sich viel getan seit unserer letzten Reise: Die Gebäude auf dem Schulgelände sind saniert und frisch in Dunkelgrün und Beige gestrichen, der Aschenplatz davor hat jetzt auch richtige Tore. Aber wo eigentlich Bälle rollen und Kinder rennen sollten, ist niemand.

Nur ein Junge sitzt vor dem Schulgebäude, das Anatole Koues Namen in frischen weißen Buchstaben trägt. Die Schulleitung habe alle Kinder nach Hause geschickt, sagt er. Aus Sicherheitsgründen. Ich frage Robert Koue später, was er darüber weiß. Ein Führer der muslimischen Séléka habe in der Nähe der Fußballschule immer wieder Ärger gemacht, sagt er. Die Armee wollte ihn daraufhin verhaften, welcher er sich entzogen habe. Danach hätten seine Leute Handgranaten in einige der kleinen Läden geworfen. Das Militär habe den Führer letztendlich erschossen.

Das alles passiert kurz vor der Eröffnung der Fußballschule für den Frieden. Robert liest mein Gesicht und sagt, die Feier werde sicher sein. Er habe alle Milizen angewiesen, an diesem Tag Ruhe zu halten. Offenbar habe ich den Einfluss dieses Mannes unterschätzt. Ich kann nur hoffen, dass er Recht behält.

Ein neues Eröffnungsspiel

Freitag, der 30. November 2018, ist ein Tag der Freude in Bangui. Als unser Jeep auf das Gelände der Fußballschule rumpelt, stehen rechts und links Kinder in bunten Trikots Spalier und bejubeln unsere Ankunft. Eine traditionelle Tanzgruppe biegt sich zu ohrenbetäubendem Rhythmus. Über eine brummende und knisternde Tonanlage dröhnt Musik, die sich einen interessanten Wettkampf mit der Perkussion der Tanzgruppe liefert. Hunderte Menschen warten hier offenbar seit Stunden, dass es endlich losgeht.

Mitten im Getümmel steht Annika Wandscher vom Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit in Berlin. Sie hat am Ende grünes Licht von Seiten der Bundesregierung für dieses Projekt gegeben. Ich versuche mitten in dem allgemeinen Lärm ein kurzes Interview. Endlich wird dieses Projekt eröffnet, ruft sie gegen die allgemeine Lautstärke in mein Mikrofon. Dieses Land braucht Hoffnung, schiebt sie hinterher. Die Fußballschule für den Frieden sei dafür ein wichtiges Symbol.

Annika Wandscher in der Mitte, um sie herum viele Kinder. Sie ist dabei, den Ball anzustoßen.
Anstoß beim Eröffnungsspiel der Fußballschule für den Frieden in Bangui: Annika Wandscher vom Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) (2018). © Topas

Annika Wandscher kickt den Ball in Richtung Anstoßpunkt. Rund um den Platz stehen Hand in Hand über 200 Kinder. Auf dem Platz stehen zwei Teams in Trikots von Werder Bremen. Ein großer Moment! Vier Jahre hat es gedauert, bis dieser Moment möglich wurde.

Der Ball kratzt und poltert über den Sandplatz, jeder Zweikampf wirbelt Staub auf. Kinder spielen hier gegen Vertreter*innen der Welthungerhilfe. Kurz vor Ende: Ein Foul gegen das Team der Kinder. Um mich herum werfen die Zuschauer*innen jubelnd ihre Arme hoch – in der Gewissheit, jetzt einen Elfmeter zu bekommen. So sieht es auch der Schiedsrichter. Israel schießt – und trifft. Der Ball klatscht unten links ins Eck. Abpfiff. Sieg für die Kinder.

Anschließend werden Reden gehalten. Als Georg Dörken von seinem Freund Anatole Koue spricht wird seine Stimme brüchig. Er sei glücklich, dass mit diesem Tag der große Traum seines Freundes erfüllt wurde. Der Minister für Jugend und Sport Silvère Simplice Ngarso spricht die offiziellen Eröffnungsworte für die Fußballschule für den Frieden.

Fußball verbindet – in Deutschland genauso wie in der Zentralafrikanischen Republik, wo jeder zweite der 4,6 Millionen Einwohner*innen auf humanitäre Hilfe angewiesen ist.

Wie geht’s weiter?

Noch sind viele Fragen rund um diese Fußballschule für den Frieden offen. Georg Dörken weiß, dass es hier noch viel zu tun gibt. Man darf nicht naiv in solche Projekte gehen, für die Steuergelder aus Deutschland und Spenden der Welthungerhilfe eingesetzt werden. Er weiß aber auch, dass ein neuer Weg immer lang ist und aus vielen Schritten besteht. Aber der erste Schritt auf dem Weg zur Fußballschule für den Frieden ist gemacht.

Der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, Faustin Touadéra, wünscht eine offizielle Eröffnung dieser Fußballschule. Ich werde gemeinsam mit Georg Dörken hinreisen. Und ich werde hoffentlich Israel, Lukas und Naomi wiedersehen.

Das könnte Sie auch interessieren