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22.06.2018 | Projektupdate

Lichtmütter kämpfen gegen Unterernährung

Im Norden Burundis behandeln die sogenannten "Lichtmütter" unterernährte Kinder und schulen Mütter in der Zubereitung von ausgewogenen Gerichten.

Marie Goreth Twagirayezu mit Clovis auf ihrem Schoß.
Lichtmutter Marie Goreth Twagirayezu mit Clovis, der wegen seiner Unterernährung in Behandlung war. © Juliane Krähling/Welthungerhilfe

Über eine staubige Straße erreichen wir das Gemeinschaftshaus der „Mamans Lumières“ in der Provinz Ngozi, im Norden Burundis. Es haben sich bereits einige Frauen mit ihren Kindern hier versammelt. Ein schätzungsweise sieben bis acht Monate altes Mädchen sitzt auf einem Stuhl, eine Frau legt ein Maßband um den zierlichen Arm des Kindes. Drumherum viele gespannte Augen, die auf die Ergebnisskala schauen.

Wir sind so etwas wie kleine Ärzte in unserer Gemeinde geworden.

Sylvestre Minani und Marie Goreth Twagirayezu "Lichtmütter" in der Provinz Ngozi, Burundi

Lichtmütter wird die Gruppe aus Männern und Frauen genannt, weil sie den Menschen Hoffnung schenken - der Begriff stammt aus der Landessprache Kirundo.  "Lichtmutter" Sylvestre Minani aus der Gemeinde Nyamurenza ist 52 Jahre alt und Kleinbauer. Vor dem Beginn seiner Tätigkeit als Lichtmutter hatte er kaum eine ausreichende Ernte. Er erfuhr von dem Projekt durch eine Kampagne der Welthungerhilfe zum Thema Ernährung von Kindern. Er bekam daraufhin Trainings zur Behandlung von Unterernährung und Krankheiten. Sie umfassten aber auch alternative Anbaumethoden, wie er seine Ernteerträge steigern und ausgewogene Gerichte zubereiten kann.  Er erzählt von dem verbesserten Saatgut, das er von der Welthungerhilfe bekommen hat und mit dem er nun verschiedene Gemüsesorten wie Bohnen, Süßkartoffeln und Mais anbaut. Sylvestre hat nun eine führende Rolle in seiner Gemeinde und erklärt anderen Mitgliedern, was er zuvor in Trainings gelernt hat.

Die Anzahl der unterernährten Kinder ist deutlich gesunken

Er und Marie Goreth Twagirayezu, ebenfalls eine Lichtmutter, berichten voller Stolz, dass sie durch das Projekt so etwas wie kleine Ärzte geworden sind. Daraufhin holt Sylvestre einige Utensilien aus dem Haus, die sie von dem Gesundheitszentrum der Gemeinde bekommen haben und mit denen sie Malaria und Durchfallerkrankungen von Kleinkindern behandeln können. Ihre Hauptaufgabe ist die Betreuung von unterernährten Kindern. Gemeinsam blättern sie durch ihre Aufzeichnungen und stellen fest, dass im Vergleich zum letzten Jahr weniger Mütter mit ihren Kindern zu ihnen gekommen sind und die Anzahl an unterernährten Kindern in ihrer Gemeinde deutlich gesunken ist. Die Behandlungen sind um 57 Prozent gesunken und nur wenige akute Fälle werden ins Krankenhaus eingewiesen.

Mehrere Frauen und Kinder sitzen auf dem Boden und essen.
Die Mütter mit ihren Kindern, die von den Lichtmüttern behandelt werden. © Juliane Krähling/Welthungerhilfe

Um die Behandlung nachhaltig zu gestalten, veranstalten die Lichtmütter außerdem Kochkurse für die Mütter der Kinder. Von der Welthungerhilfe werden einige Lebensmittel wie Zucker, Salz und Mehl bereitgestellt, damit ein nährstoffreicher Brei zusammen mit lokal verfügbarem Gemüse hergestellt werden kann.

Nur mit einer ausgewogenen Ernährung können sich Kinder gesund entwickeln

Clovis kam 2017 mit vier Jahren und einem Gewicht von 10 kg das erste Mal zu den Lichtmüttern. Seine Mutter hatte von dem Angebot gehört und hoffte, dass sie ihrem Sohn helfen können. Durch das Anlegen eines Maßbandes um den Oberarm und der Messung der Länge des Oberarmes bestimmen die ausgebildeten Lichtmütter, ob Kinder zwischen 6 und 59 Monaten von moderater oder akuter Unterernährung betroffen sind. Unsere Ernährungsexpertin Ella Gladys Ininahazwe erklärt, dass besonders im kleinen Kindesalter eine nährstoffreiche Ernährung wichtig ist, damit die Grundlagen für das Erlernen verschiedener Fähigkeiten gelegt werden können. Clovis wurde als „gelb“, also moderat unterernährt, klassifiziert, jedoch mit einer Tendenz zum roten, akuten Bereich, wo eine Behandlung in einem Krankenhaus stattfinden muss. Sein Ergebnis bedeutete, dass er und seine Mama zwölf Tage mit den Lichtmüttern verbringen würden.

Eine Frau und zwei Männder beugen sich über zwei Hefte.
Die Lichtmütter besprechen die Ergebnisse der unterernährten Kinder. © Juliane Kraehling/Welthungerhilfe

Marie Goreth erinnert sich noch genau an mittlerweile viereinhalb Jahre alten Clovis. Sie hat die Behandlung an ihm und die Trainings mit seiner Mutter durchgeführt: „Dieser Fall war besonders schlimm, weil er den Brei, der zur Gewichtszunahme nötig ist, nicht essen wollte! Noch dazu bekam er gegen Ende der Behandlung Malaria und wir gaben ihm Medikamente dagegen. Danach litt er auch noch an Durchfall.“ Dadurch verlor Clovis erneut an Gewicht und wurde noch einmal zwölf Tage versorgt. Diese, in Burundi häufig auftretenden Krankheiten, sorgen für einen langen Heilungsweg. Heute, mit einem normalen Gewicht von 14,5 kg, ist Clovis nur zu Besuch und läuft fidel auf dem Grundstück umher, macht Späße mit den anderen Kindern und sagt uns, dass er traurig ist, dass er dieses Mal nicht länger bei den Lichtmüttern bleiben darf.

Die Geschichte zur Geschichte:

Dieser Artikel ist nicht „einfach so“ entstanden: er ist eine Gemeinschaftsarbeit von Süd und Nord, Frau und Mann, Juliane und Olivier, unsere beiden Praktikanten. Juliane, 25, aus Bonn, zum allerersten Mal in Afrika, und Olivier, 26, aus Bujumbura, der Afrika noch nie verlassen hat, haben ihre Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten zusammen getan, um Burundi und die Welthungerhilfe-Projekte und Strategien zu erkunden. Mit ihrer frischen Vision haben sie uns eine neue Perspektive in unseren Projekten gegeben. Ein fruchtbarer Austausch, nicht nur für sie, sondern vor allem für das gesamte Team in Burundi. Wenn wir jungen Menschen die Möglichkeit geben, zu lernen, können wir uns auch in einer sich verändernden Welt besser entwickeln und so vielleicht anders verstehen, wie unser Ziel einer Welt ohne Hunger besser zu erreichen wäre.

Projektnummer: BDI 1025

Der Artikel wurde geschrieben von:

Juliane Krähling

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Olivier Makambira

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