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01.06.2018 | Projektupdate

Somaliland nach Wirbelsturm Sagar

Es war eine lange geplante Dienstreise nach Somaliland, um gemeinsam mit dem neuen Finanzvorstand Christian Monning Entwicklungsprojekte der Welthungerhilfe zu besuchen. Dann traf Zyklon Sagar wenige Tage vorher mit voller Wucht auf das kleine Land im Osten Afrikas. Der Sturm hinterließ eine Schneise der Zerstörung. Mathias Mogge über eine Katastrophe ohne Ansage.

Ein Welthungerhilfe-Auto steht im Hintergrund, der Fahrer blickt aus dem Fenster auf verendetes Vieh vor ihm.
Wirbelstum Sagar verursachte in Somaliland heftige Starkregen, die Vieh mit sich rissen und Ackerland zerstörten. © Mathias Mogge/Welthungerhilfe

Die Starkregen sind auf ein Land getroffen, das drei Jahre Dürre hinter sich hat. Regen wäre eigentlich willkommen, in dieser Menge allerdings führt ein solcher Wirbelsturm zu massiver Zerstörung. Nach aktuellen Angaben sind mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Tausende Tiere sind entweder weggespült worden oder sind erfroren. Wir haben mit Menschen gesprochen, die praktisch alles verloren haben: Haus, Tiere und Land. Das Haus und die Tiere können ersetzt werden, das Bewässerungsland entlang der Wadis (Täler oder Flussläufe, die häufig erst nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser führen) hingegen ist für immer verloren.

Wertvolles Ackerland wurde zerstört

Somaliland besitzt nur 3% nutzbare Ackerfläche, der Rest ist degradiertes Land, dass nur für Ziegen und Kamele als Weide nutzbar ist. Ein Verlust von wertvollem Bewässerungsland inklusive der Bewässerungsanlagen ist daher besonders schmerzlich, da die betroffene Bevölkerung so ihre Lebensgrundlage verloren hat. Aber auch der Verlust der Ziegen und Schafe wird nicht leicht zu ersetzen sein.

Eine Frau schöpft Wasser aus einem Loch im Boden.
Eine Frau in Somaliland schöpft Wasser aus einem selbst gegrabenen Loch im Boden. © Thomas Hörz/Welthungerhilfe

Das Welthungerhilfe-Team in Somaliland konnte sofort auf die Notsituation reagieren. Die Kolleg*innen sind als eine der ersten in die betroffenen Gebiete gefahren und haben den Bedarf an Hilfsgütern versucht einzuschätzen. Parallel dazu liefen schon die ersten Beschaffungen von Nahrungsmitteln, Chlortabletten und Wasserkanistern. Zudem wurden Tanklastwagen gemietet, um Trinkwasser in die betroffenen Gebiete zu transportieren. Das verfügbare Wasser reicht allerdings bei weitem nicht aus. In einem Gespräch mit dem Bürgermeister von Garbodadar wurde deutlich, dass es schwer ist, sich auf 10 Liter pro Person und Tag zu beschränken. Die Bevölkerung des kleinen Ortes bräuchte eigentlich mehr. Da das Heranschaffen des Wassers aber sehr aufwendig ist, wird das Wasser aktuell nur zum Trinken verwendet und alles andere benötigte Wasser aus kleinen selbst gegrabenen Wasserlöchern beschafft.

Mit Katastrophenvorsorge langfristig helfen

Wir werden in den nächsten Wochen zusammen mit anderen Organisationen, den Behörden und den Gemeinden überlegen, wie es weitergeht. In welchen Gebieten können Flachbrunnen gebaut werden, gibt es eine Möglichkeit das Vieh zumindest teilweise zu ersetzen, wie können Bewässerungsanlagen wiederaufgebaut werden? Für die betroffenen Menschen gilt es zu überleben, für ihre Kinder eine Perspektive zu bieten. Nach den Jahren der Dürre und nach dieser erneuten Katastrophe wird dies immer schwieriger.

Ich bin das letzte Mal Ende 2016 in Somaliland gewesen und habe auch von diesem Besuch berichtet. Dieses Mal fahre ich mit meinem Kollegen bedrückt wieder zurück nach Deutschland. Auch wir kennen mittlerweile die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland. Starke Regenfälle gefolgt von zerstörerischen Fluten, Hagel und Wirbelstürme gehören mittlerweile zu den regelmäßigen Wetterphänomenen auch bei uns. Wir geben Millionen von Euro für den Schutz vor Überflutung und anderen Katastrophen aus.

Porträt Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.

Gemeinsam mit der Bevölkerung werden wir die Schutzwälle ausbauen müssen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Mathias Mogge Vorstand Programme

Wir lassen die Menschen nicht im Stich

Die Welthungerhilfe hat in den letzten Jahren in Somaliland versucht, auch dort die Widerstandsfähigkeit der Menschen gegen Dürre und Fluten zu verbessern, indem wir z.B. Schutzwälle (Gabione) gebaut haben. Diese Schutzwälle haben in einigen Gegenden das schlimmste vermieden. Ganze Ortschaften wurden nicht weggespült, weil die Schutzanlagen gehalten haben. Gemeinsam mit der Bevölkerung werden wir solche Anpassungsmaßnahmen ausbauen müssen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.  

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