In Haiti haben die Menschen mit Dürreschäden und Erosion zu kämpfen. Die Welthungerhilfe unterstützt sie dabei.
Haiti wackelt noch immer
Zehn Jahre nach dem Erdbeben ist das Leben in Haiti alles andere als stabil. Die einst reichste Kolonie Frankreichs ist heute das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Extremwetter und die Folgen des Klimawandels treffen auf ohnehin schon schwache Strukturen. Die Welthungerhilfe ist in dem Karibikstaat mit Projekten aktiv, die Haiti in die Zukunft helfen sollen.
Am 12. Januar 2010 erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 7 den ohnehin schon bitterarmen Inselstaat Haiti. "Als die Erde anfing zu beben, bin ich aus dem Haus gerannt, weil alles einstürzte," erinnert sich Roselin Desroiser, "Danach haben wir in Zelten gelebt. Zu dieser Zeit war ich schwanger". Über 200.000 Menschen starben, über 300.000 wurden verletzt, fast zwei Millionen Menschen waren danach obdachlos. Die junge Mutter lebt heute mit ihren Kindern in einem erdbebensicheren Haus der Welthungerhilfe. Ihr Ehemann arbeitet in der Hauptstatd Port au Prince und kommt nur einmal im Monat nach Hause, sie kümmert sich um den Garten und baut Auberginen und Getreide an. Fast zehn Jahre später sind die Schäden des Erdbebens notdürftig beseitigt – doch politisch und wirtschaftlich liegt Haiti in Trümmern. In der Hauptstadt Port-Au-Prince wachsen die Elendsviertel, Obdachlose suchen in der Kathedrale Schutz.
Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre
Haiti ist etwa so groß wie Belgien. Rund elf Millionen Menschen leben dort, die meisten stammen von afrikanischen Sklav*innen ab. Haiti war einst die reichste Kolonie Frankreichs und ab 1804 das erste unabhängige Land der Karibik. Landessprachen sind Kreolisch und Französisch. Rund die Hälfte der Bevölkerung kann nicht lesen und schreiben. Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre und belegt im Welthunger-Index 2019 Platz 111 von 117 Ländern.
Als die Erde anfing zu beben, bin ich aus dem Haus gerannt, weil alles einstürzte.
Roselin Desroiser Roselin und ihre Familie haben durch das Erdbeben 2010 alles verloren.Extreme Wetterereignisse stellen für strukturell geschwächte Länder und Regionen besondere Gefahren dar. Wo die Bausubstanz schlecht ist, stürzen Häuser schneller ein, wo Straßen fehlen, dauert der Transport von Hilfsgütern, Nahrung und Medikamenten, und wo Korruption an der Tagesordnung steht, leiden die Ärmsten. Nicht nur Erdbeben sind eine große Gefahr für die Bevölkerung. In der Regenzeit gibt es immer wieder Gefahr für Überschwemmungen und Schlammlawinen. Große Teile der Waldflächen Haitis verschwanden bereits durch den Plantagenbau in der Kolonialzeit. Doch auch heute wird gerodet: Holzkohle ist mangels einer regelmäßigen Stromversorgung eine wichtige Energiequelle und für die Landbevölkerung oft die einzige Möglichkeit, ein kleines Einkommen zu erzielen.
Zehn Jahre nach dem Erdbeben in Haiti
In den letzten Jahrzehnten haben Zahl und Heftigkeit von Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Erdrutschen als Folge des Klimawandels zugenommen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass sich die Ernährungssituation der Menschen in Haiti in den letzten Jahren verschlechtert hat: Rund 35 Prozent der Bevölkerung sind dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Aber auch politische Unruhen und die darauffolgende schlechte Sicherheitslage, steigende Rohstoffpreise, Korruption und die Abwertung der lokalen Währung gegenüber dem Dollar haben den Zugang der ärmsten Haushalte zu Nahrungsmitteln stark eingeschränkt. Es wird befürchtet, dass sich die Situation weiter zuspitzen könnte, dann könnten mehr als 4 Millionen Menschen nicht mehr ausreichend zu essen haben.
Nachhaltige Entwicklung und Landwirtschaft
Die Welthungerhilfe arbeitet daran, Alternativen und Perspektiven zu schaffen. “Die Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle in Haitis Wirtschaft, denn dort arbeitet die Hälfte aller Beschäftigten”, erklärt Mahamadou Issoufou-Wasmeier, Karibik-Regionaldirektor der Welthungerhilfe. Die Mehrheit der Kleinbäuer*innen hat jedoch weniger als zwei Hektar Land, um die Familien zu ernähren. In ihren Projekten setzt die Welthungerhilfe auf nachhaltige Entwicklung und Landwirtschaft: Kleinbäuerliche Familien lernen zum Beispiel, wie sie ihre Felder in steilen Hanglagen mit bepflanzten Steinwällen schützen können. In Schulungen erfahren sie mehr zu Pflanztechniken, natürlicher Schädlingsbekämpfung und Gemüseanbau.
So unterstützt die Welthungerhilfe Menschen in Haiti
Die Welthungerhilfe ist seit 30 Jahren in Haiti aktiv. Zu ihrer Arbeit zählt unter anderem:
- Nothilfe nach dem Erdbeben von 2010: Beseitigung von Bauschutt, Verteilung von Hilfsgütern wie Zelte, Wasser und Lebensmittel.
- Wiederaufbau: Bau von Wohnhäusern, Schulen, Zisternen, Tanks und Handpumpen, Straßen und Abwasserkanälen
- Schulungen für die Bevölkerung zu Themen wie Ressourcenschutz, Bewässerungstechniken, Anbau und Vermarktung von Lebensmitteln, Ernährung, Hygiene und Katastrophenvorsorge
- Stärkung der Zivilgesellschaft durch Weiterbildung und Einbindung der Bevölkerung in die Projektplanung