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29.09.2014 | Projektupdate

Madagaskar - Hunger im Naturparadies

Zu wenig und zu einseitige Nahrung: Knapp die Hälfte der Bevölkerung ist chronisch unterernährt

Reisauslese.
Für Madagassen ist Reis das unverzichtbare Grundnahrungsmittel, es macht satt. Aber erhält er auch wichtige Nährstoffe? © Mirjam Knickriem

Madagaskar, das ist doch dieses Naturparadies? Richtig. Doch auf dem tropischen Eiland im Indischen Ozean hungern jeden Tag Menschen. Jedes zweite Kind ist unterernährt. Viele Familien leben in bitterer Armut. In 40 Dörfern im Südosten der Insel unterstützt die Welthungerhilfe rund 7.000 Familien dabei, ihre schlimme Lage zu verbessern. In vier Regionen erfahren die Menschen in Kochkursen, wie wichtig gesundes Essen ist. Viele Frauen nehmen an diesen Kursen teil. Parallel dazu wird ihnen in Radiosendungen vermittelt, worauf es bei einer gesunden Ernährung ankommt.

Nur abwechslungsreiche und nahrhafte Mahlzeiten halten die Familien gesund: „Früher haben wir fast nur Reis gegessen. Das ist immer schon so gewesen. Jetzt weiß ich, dass zum Beispiel Chinakohl, Erdnüsse, getrockneter Fisch und Öl wichtig für uns sind“, berichtet Kursteilnehmerin Bao Emilienne. Seit ihr Mann sie verlassen musste, um Arbeit in der Stadt zu suchen, sorgt Bao alleine für ihre drei Kinder.

Gemeinsam Kochen mit der Welthungerhilfe

Die Welthungerhilfe organisiert Kleingruppen, in denen die Teilnehmer über ihre eigene Ernährungssituation nachdenken, ihre gängigen Speisen reflektieren und anschließend selbst Lösungen für erkannte Probleme entwickeln. Die Mehrzahl der Teilnehmer sind Frauen, denn Kochen ist, wie die Pflege der Kinder und Putzen in und um das Haus in Madagaskar nach wie vor noch „Frauensache“.

Für Madagassen ist Reis das unverzichtbare Grundnahrungsmittel, es kommt jeden Tag auf den Tisch, manchmal mit ein paar wenigen Blättern Chinakohl. In Zeiten, in denen Reis knapp ist, werden große Mengen selbstgeerntete Maniokknollen für wenig Geld verkauft, um von dem Geld vor allem Reis zu kaufen. Aus der Sicht von Ernährungsexperten ein schlechtes Geschäft, denn beide Nahrungsmittel enthalten vor allem Kohlenhydrate.

Neue, schmackhafte Gerichte in den madagassischen Küchen

Die Frauen experimentieren bei ihrer Kochrunde mit Würzpflanzen und Küchentechniken. So haben sie beispielsweise auch entdeckt, dass durch Anrösten, Aromastoffe freigesetzt werden und so eine geschmackvolle Mahlzeit ohne den Zusatz von „Veccine“, das weitverbreitete Glutamat-Pulver, zubereitet werden kann. Außerdem haben sie gelernt, dass es besser ist, das frische Gemüse erst zum Schluss in den Topf zu geben, um es nicht zu überkochen und die wertvollen Vitamine zu erhalten.

Das Pilotprojekt zeigt bereits Erfolge

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Die Frauen achten jetzt darauf drei Nährstoffgruppen in einer Mahlzeit abzudecken. Die Beilagen enthalten Hülsenfrüchte als Eiweißlieferant und Gemüse zur Versorgung mit Vitaminen und Ballaststoffen. Auch eine Kohlenhydratquelle muss auf den Teller und da möchten die Frauen dann doch nicht auf Reis verzichten, denn er wurde gerade geerntet.

Neue Hoffnung im Naturparadies

Viele Waldflächen haben die Bewohner in ihrer Not gerodet, um dort Nahrungsmittel anzubauen und das Holz zu verfeuern. Die abgeholzten Flächen können nur mühsam beackert werden; auch sind Werkzeuge und Anbautechniken häufig unbrauchbar, kaputt oder nicht vorhanden. Die Welthungerhilfe unterstützt daher die Menschen dabei, mit modernen und einfachen Anbaumethoden zu säen, die Pflanzen zu pflegen und zu ernten. Bald sollen Maniok, Yams, Süßkartoffeln und Bohnen auf den Feldern wachsen. 

„Vor allem in den Tälern der Insel könnte so vieles gedeihen“, berichtet Caroline Peyre, Länderreferentin für Madagaskar bei der Welthungerhilfe. Doch starker Regen überspült die Felder in den Tälern regelmäßig mit Schlamm. Um dies in Zukunft zu verhindern, werden die kahlen, abgeholzten Hänge mit Mango- und Litschibäumen wieder aufgeforstet. Was die Familien nicht selbst verbrauchen, können sie auf dem Markt verkaufen, um sich etwas dazu zu verdienen. Doch damit die Ernte dorthin gelangt, braucht es feste Wege von den Dörfern zu den nächstgelegenen Straßen.

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 Mit Unterstützung der Welthungerhilfe legen die Dorfbewohner die Wege selbst an und halten sie in Schuss. Für ihre Arbeit erhalten sie Lohn. Nicht nur die neu bestellten Felder brauchen frisches und sauberes Wasser, sondern auch die Bewohner. Viele Erkrankungen haben oft mit schmutzigem Trinkwasser und mangelnder Hygiene zu tun. Neben großflächigen Bewässerungskanälen werden daher auch neue Brunnen und Pumpen angelegt. Sie sollen künftig für sauberes Trinkwasser sorgen. Für den Bau neuer Latrinen stellt die Welthungerhilfe den Dorfbewohnern zusätzlich Material zur Verfügung. Die Arbeit - und somit den Fortschritt ihrer Heimat - nehmen die Familien damit in die eigene Hand!

Das Projekt wird gefördert unter anderem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Europäischen Union und der Welthungerhilfe.

  

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