Engagiert: So leben Frauen in Liberia (Englisch)
Überleben der Ebola-Krise dank eigenem Garten
Obst und Gemüse trotz geschlossener Märkte - der eigene Anbau gewinnt für viele Menschen in Liberia an Bedeutung.
Projektinfos
Laufzeit: 2005 - 2017
Regionen: Grand Gedeh und River Gee
Zielgruppe: 260.000 Personen profitieren von dem Projekt, vor allem Frauen, Jugendliche und Flüchtlinge aus Côte d'Ivoire
Wie man ein Feld bestellt, das hat Betty Kaifa schon von ihrer Mutter gelernt. Damals, als sie in Lofa County ganz im Norden Liberias aufwuchs, waren viele ihrer Nachbarn Bauern. In Moto Corner nahe der Hauptstadt Monrovia ist das anders. Hier zog Betty mit ihrem Mann hin, bekam vier Kinder. Ihr Mann war Lehrer. Die Familie lebte ganz gut von seinem Gehalt.
Doch seit einem Jahr ist Bettys Mann tot. Herzinfarkt nach längerer Krankheit, sagt Betty. Ebola, sagen die Nachbarn. Betty und ihre Kinder durften das Grundstück nicht mehr verlassen, wurden von den Nachbarn gemieden. Wie sollte sie ihre Kinder ernähren?
Reiche Ernte trotz Ebola-Quarantäne
Partner
In Zusammenarbeit mit: Welthungerhilfe Partnerorganisationen IBIS und medica mondiale e.V.
Mit Unterstützung von: KfW - Kreditanstalt für Wiederaufbau
Träger: Liberianisches Planungsministerium (MPEA)
Ihre einzige Chance: der eigene Garten. Schon als ihr Mann vor vier Jahren krank wurde, schloss sich Betty der Bauernkooperative im Dorf an. Ohne seinen Lohn kam die Familie sonst nicht über die Runden. Von der Kooperative erfuhr sie, welches Gemüse gut wächst und wie sie es anbauen kann. Auch Saatgut und Gartengerät erhielt sie. Nach dem Tod ihres Mannes, als ihre Familie unter Quarantäne stand, erweiterte Betty ihren Garten und erntete bald mehr, als sie selbst brauchte.
Den Überschuss bot Betty ihren Nachbarn an, die darauf kaum verzichten konnten: Die Märkte sind seit Ausbruch der Ebola-Epidemie häufig geschlossen. Viele Bauern wurden krank. Händler durften bestimmte Bezirke nicht mehr betreten oder verlassen. Doch in Bettys Garten sprießt das frische Gemüse, die sieben Hühner legen täglich ihre Eier. Dazu arbeitet Betty sehr sauber, wäscht sich oft die Hände, nutzt Handschuhe, wenn sie Gemüse verkauft. „Ich wollte, dass meine Nachbarn mir wieder vertrauen“, sagt sie. Und die Nachbarn tun das.
„Dank der Hilfe konnte ich meine Familie versorgen“
Ihr Garten ist für Betty ein großer Schatz. „Durch die Kooperative ist es für mich erst möglich geworden, meine Familie zu versorgen”, sagt Betty. „Wir teilen Felder, Werkzeuge, Transportmittel und das Wissen, wie man Pflanzen anbaut. Ohne das, was ich dort gelernt habe, hätte ich die Ebola-Krise nicht überstanden.“ Jetzt träumt Betty von einem größeren Feld, von weiteren Hühnern und ein paar Ziegen.
Durch die Ebola-Krise haben viele Menschen in Liberia die Landwirtschaft wieder für sich entdeckt. Kooperativen erleichtern ihnen den Zugang zu Wissen, Saatgut, Werkzeug und Land. Die Welthungerhilfe hat zahlreiche dieser Kooperativen initiiert, so auch die in Bettys Dorf.
Liberia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die schwere Ebola-Epidemie hatte furchtbare Auswirkungen und Tausende starben. Die Felder konnten nicht mehr bestellt werden. Märkte mussten schließen. Lebensmittel wurden unerschwinglich teuer. Jetzt muss das Land allmählich wieder zur Normalität zurückkehren.