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06.11.2014 | Projektupdate

Wenn Wirbelstürme Alltag werden

Die Philippinen sind Naturereignissen so stark ausgesetzt wie kaum ein anderes Land

Kinder spielen am Strand von Roxas.
Trotz Katastrophe: Kinder spielen am Strand von Roxas. © KigaliFilms/Welthungerhilfe © Welthungerhilfe

Mit seinen 315 Stundenkilometern war „Haiyan“ ein Taifun der Superlative. Nie zuvor ist ein Sturm mit einer solchen Geschwindigkeit auf Land getroffen. Doch dieser Rekord könnte bald schon wieder gebrochen werden. Prognosen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zeigen, dass sich die Philippinen infolge des Klimawandels auf immer schwerere Stürme sowie heftigere und unregelmäßigere Niederschläge einstellen müssen. 

Ein Risiko ist auch der steigende Meeresspiegel, weil 60 Prozent aller Einwohner direkt an der Küste leben. Der Inselstaat am Äquator ist Naturereignissen so stark ausgesetzt wie kaum ein anderes Land; nur Vanuatu im Süd-Pazifik ist laut dem Weltrisikobericht 2014 noch stärker gefährdet.

Neben Taifunen sind die Philippinen auch Überschwemmungen, Dürren, Landrutschen, Erdbeben und Vulkanausbrüchen ausgesetzt. In diesem Jahr zogen schon sieben Wirbelstürme über das Land – und die Taifunsaison ist noch nicht vorüber. Zwischen 2006 und 2010 wurden laut der Tsunami-Datenbank der US-Wissenschaftsbehörde NOAA durchschnittlich mehr als vier Millionen filipinische Einwohner*innen Opfer von Stürmen und Überschwemmungen. 

 

 

Extreme Kluft zwischen Arm und Reich

Betrachtet man nur die Durchschnittswerte, haben es die Philippinen zu einem gewissen Wohlstand gebracht: Beim Index für menschliche Entwicklung (HDI) liegen sie im mittleren Spektrum (Rang 117 von 187), das Wirtschaftswachstum beträgt sieben Prozent und die durchschnittliche Lebenserwartung immerhin 69 Jahre. 

Doch die Reichtümer des Landes sind extrem ungleich verteilt: Den Villenvierteln von Manila stehen riesige Slums in gefährlichen Hanglagen und arme Bauerndörfer gegenüber. In kaum einem Land gehen die Familieneinkommen so stark auseinander wie auf den Philippinen (Platz 42 von 141 auf dem GINI-Index). 40 Prozent der Bevölkerung muss von weniger als einem Dollar am Tag leben.

Bauern und Fischer besonders hart getroffen

Diese Ungleichheit hat „Haiyan“ noch verstärkt. Die Ärmsten haben Naturereignissen wenig entgegenzusetzen. Während der Sturm Häusern aus Beton nichts anhaben konnte, riss er die einfachen Hütten der Fischer*innen und Landwirt*innen davon. Als wenige Monate nach Haiyan die Wirbelstürme Kajiki und Agaton über die Inselgruppe Visayas hereinbrachen, wurden Zigtausende provisorische Unterkünfte zerstört und viele Menschen erneut in die Flucht getrieben. 

Für Elisabeth Biber, Nothelferin der Welthungerhilfe, war schon vor einem Jahr abzusehen, dass sich die volle Wirkung des Taifuns erst Monate später zeigen würde - „wenn die Kokospalmen nicht tragen, die Ernte auf den versalzenen Feldern nicht aufgeht – und die meisten Organisationen wieder abgezogen sind.“ Über eine Million bäuerliche Familien müssen ihre Felder neu anlegen, 20.000 Fischerfamilien neue Boote beschaffen. Naderev Saño, Klimakommissar der Philippinen, schätzt den Gesamtschaden für die philippinische Landwirtschaft auf 800 Millionen Euro. Doch am schlimmsten hat es die vielen Landbewohner*innen getroffen, die von der Kokosnussernte lebten: Der Sturm hat 33 Millionen Kokospalmen umgeknickt. Bis sie wieder die ersten Nüsse tragen, werden fünf Jahre vergehen. 

Beim Wiederaufbau an die Zukunft denken

„Stürme wie Haiyan sind unsere neue Normalität“, sagt Panfilo Lacson, Wiederaufbauberater des Präsidenten Benigno Aquino. „Also müssen wir Gebäude errichten, die mit solchem Wetter klarkommen.“ Nach dem so genannten „Building Back Better“-Prinzip werden Gebäude und Infrastruktur beim Wiederaufbau so robust konzipiert, dass sie der nächsten Katastrophe besser standhalten. Auch die Welthungerhilfe baut nach diesem Prinzip und hat in der Gemeinde Pilar mit dem Bau von Häusern für 1.000 Familien begonnen. Dabei werden einheimische Handwerker ausgebildet, damit diese auch in Zukunft sicher bauen können.

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