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30.11.2021 | Blog

„Ich warte auf Nachrichten, doch ich fürchte sie zugleich“

Unsere Kollegin Disha Uppal, die in Bonn arbeitet, bangt jeden Tag um die Gesundheit ihrer Familie und ihrer Freund*innen in Indien. Dort spitzt sich die Corona-Krise weiter dramatisch zu: Jeden Tag stecken sich Hunderttausende mit dem Virus an. So hat sie die letzten Tage erlebt.

Drei Menschen in Schutzausrüstung kümmern sich um Menschen auf Krankenhaus-Liegen.
Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens in Schutzausrüstung kümmern sich um COVID-19-Erkrankte in der Isolierstation. Ein Bankettsaal wurde vorübergehend zu einer Covid-19-Station umfunktioniert. © Naveen Sharma/SOPA Images via ZUMA Wire
Disha Uppal Welthungerhilfe (Head Office Bonn)

Jedes Mal, wenn das leise Geräusch meines Handys die Ankunft einer neuen Nachricht bestätigt, fahre ich zusammen. In der Angst vor einer neuen Schreckensnachricht von meiner Familie, meinen Freund*innen und Bekannten in Indien, die mit dem unerbittlichen Coronavirus konfrontiert sind wie nie zuvor in der Zeit der Pandemie. Ich warte auf Nachrichten, doch ich fürchte sie zugleich.

Ein Mädchen mit Mundschutz steht an einem Zelt aus schwarzen Planen.
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Ich bin tausende Kilometer entfernt, und trotzdem spüre ich unmittelbar, wie sich die Angst vor der Virus-Variante über das ganze Land ausbreitet. Ich kenne die Dörfer, die Gegend, in der meine Eltern leben, meine Geschwister, meine Freund*innen und meine Bekannten. Die Virus-Mutante ist wahrscheinlich schneller und gefährlicher als alles zuvor. Für viele ist es ein Wettlauf mit dem Tod. So viele meiner Freund*innen und Bekannten sind erkrankt, einige haben ihr Leben verloren.

Ich höre die Stimmen meiner Familie in Indien. Ich sitze in meiner Wohnung in Deutschland. Homeoffice, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, stagnierende Inzidenzen auf hohem Niveau. Ich mache mir Sorgen um meine eigene Gesundheit und um die Menschen um mich herum. Die Isolation der langen Pandemie ist nicht spurlos an mir vorübergegangen. Doch das alles zerrinnt sofort zu nichts, wenn ich auf meine Heimat Indien schaue.

Mitten in der Nacht wache ich auf und sehe wieder die Szenen aus meinem Land, die einem Alptraum gleichen. Jeden Morgen dann erneut die bangen Fragen, wenn ich mit meiner Familie telefoniere: Was ist passiert in den letzten Stunden? Wie geht es den Kranken? Konnten sich die Gesunden weiterhin schützen?

Die Hilferufe der Angehörigen werden täglich lauter

Porträt: Disha Uppal

Wer ist schneller, die lebensnotwendige Hilfe oder der Tod?

Disha Uppal Welthungerhilfe-Mitarbeiterin

Ich lese die Nachrichten, ich sehe die Beiträge der internationalen Presse: Von Menschen, die verzweifelt nach Hilfe suchen. Infizierte, die vor den Kliniken auf den Rückbänken der Autos ihrer Angehörigen liegen und auf ein freies Krankenhausbett warten, schwer atmend, dringend auf Sauerstoff angewiesen. Wer ist schneller, die lebensnotwendige Hilfe oder der Tod?

Diese Tragödien spiegeln sich wider in den Hilferufen in den sozialen Netzwerken. Sie werden täglich lauter und verzweifelter. Angehörige bitten um Sauerstoff für ihre kranken Familienmitglieder. Ich hoffe, dass ihre Not gesehen wird. Die Menschen brauchen dringend Hilfe.

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Für viele COVID-19-Infizierte ist Hilfe nicht zugänglich

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Jeden Tag gibt es hunderttausende neu Infizierte in Indien und tausende Tote. Mir ist bewusst, dass so viele Menschen betroffen und in den Statistiken noch nicht erfasst sind, für die Hilfe einfach nicht zugänglich ist: Weil sie alt sind und nicht mehr mobil, weil die Kapazitäten der Krankenhäuser nicht ausreichen und weil es in ländlichen Gebieten oft gar kein Krankenhaus oder keine Ärzt*innen in der Nähe gibt. Mein weites Land, es ist einfach so groß. Hilfe ist oft unerreichbar für die Menschen. Wie sehr hoffe ich, dass dieser Alptraum bald vorüber sein wird. Doch die Prognosen sagen, dass der Höhepunkt noch nicht einmal erreicht ist.

Das ist die Hölle auf Erden. Wenn es sie gibt. Und das Schlimmste: Ich fühle mich hilflos. Was kann ich ausrichten gegen ein Virus, für die Menschen, die mir wichtig sind? Ich versuche, die Hoffnung nicht zu verlieren. Täglich spreche ich mit meinen Kolleg*innen in Indien und mit unseren Partnerorganisationen vor Ort. Sie setzen auch während der Pandemie immer noch alles daran, ihre Arbeit aufrechtzuerhalten.

"Wir müssen alles tun, um den Menschen in Indien zu helfen"

Bei allem, was ich mache, gehen mir frühere Erinnerungen an meine alte Tante, Schwester meines Vaters, nicht aus dem Kopf. Sie hat mich damals an die Hand genommen und mir geholfen, Fuß zu fassen an der Universität, als ich als junge Studentin nach Neu Delhi kam. In den letzten Tagen kämpfte sie, erkrankt an COVID-19, um ihr Leben – und verlor ihn am Ende. Ich wünschte, ich hätte bei ihr sein können, um ihr beizustehen.

Ich weiß: Die Solidarität ist groß. Wir müssen alles tun, um den Menschen in Indien zu helfen. Zum Glück läuft jetzt die medizinische Hilfe der internationalen Gemeinschaft an. Und auch meine Organisation, die Welthungerhilfe, verstärkt ihre Aktivitäten. Wir unterstützten mit Nothilfe. Auch Nahrungsmittel fehlen, gerade in den ländlichen Gebieten. Dafür brauchen wir noch mehr Unterstützung.

Ich hoffe, Sie bleiben gesund. Wenn Sie können, unterstützen Sie bitte unsere Nothilfe in Indien mit einer Spende.

Bitte unterstützen Sie unsere Nothilfe in Indien mit einer Spende!

Welthungerhilfe Direkt: Podcast-Folge mit Disha Uppal

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