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Klimawandel im Schatten von Corona

Corona überschattet das Thema Klimawandel. Der Planet atmet auf, es gibt aber weiterhin viel zu tun, vor allem in Ländern des Globalen Südens.

Klimawandel und Corona: Auswirkungen in Ländern des Globalen Südens sind dramatisch. Bild: Mehere Menschen stehen in einer Schlange.
Arbeitsmigrant*innen in einem Slum am Rande von Delhi, die ihren Lebensunterhalt durch das Einsammeln, Sortieren und Verkaufen von Müll verdienen. Aufgrund der Ausgangssperre während der Corona-Pandemie sind sie auf die Vergabe von Lebensmitteln angewiesen. © Florian Lang/Welthungerhilfe

Die Welt steht still. Corona hat für massive Einschnitte in unserem Alltag gesorgt. Flugzeuge bleiben am Boden, auf den Straßen fahren in manchen Regionen bis zu 70 Prozent weniger Autos und auch in der Industrie gerät die Produktion ins Stocken. Was für die Menschheit eine nie da gewesene Herausforderung bedeutet, ist ein Segen für unser Klima und für unsere Umwelt.

Weltweit werden verringerte Kohlenstoffdioxidwerte in der Luft gemessen. In Indien verschwindet der Smog, der sich sonst wie eine Glocke über Großstädte legt und das Wasser in den Kanälen Venedigs ist wieder klar. Aus globaler Perspektive sind das erfreuliche Nachrichten - jedoch sind sie mit Vorsicht zu genießen. Denn Corona bremst uns zwar aus, den Klimawandel aber nicht.

Hilfe weltweit: Jetzt spenden!

Die Situation in unseren Projektländern, die politischen Forderungen der Welthungerhilfe sowie Ideen für Ihr persönliches Engagement

Das Aufatmen der Umwelt war eine Momentaufnahme. Wir stoßen durch Corona laut Prognosen im Jahr 2020 zwischen 4 und 7 Prozent weniger CO2 aus und im April 2020 lag der tägliche Ausstoß an CO2 auf dem Niveau von 2006. Deutschland könnte aufgrund dessen das schon abgeschriebene Klimaziel für 2020 tatsächlich erreichen.

Dennoch wird das Coronavirus alleine nicht zur Eindämmung des Klimawandels führen. Mittlerweile sind die CO2-Emissionen wieder fast auf Vorjahres-Niveau. Global gesehen wird der diesjährige reduzierte Ausstoß von Treibhausgasen nur zu einer geringfügigen Verringerung des jährlichen Anstiegs in der Atmosphäre führen. Außerdem verschwinden Treibhausgase mit der Zeit nicht einfach aus der Luft, sondern sammeln sich in der Atmosphäre an und sorgen für einen verstärkten Treibhauseffekt. Das bedeutet: Obwohl wir weniger Emissionen produzieren, wird die CO2-Konzentration in der Atmosphäre nicht abnehmen.

Ziel: Reduktion der Emissionen um mindestens 65 Prozent

Dass der aktuelle Fokus auf der persönlichen Situation und der Eindämmung des Virus liegt, ist richtig und wichtig. Wir dürfen jedoch den Klimawandel nicht vergessen, der im Gegensatz zur akuten Gefahr durch das Coronavirus, eine Bedrohung auf lange Sicht ist, die wir nicht unterschätzen dürfen. Corona gibt uns aktuell einen Ausblick auf das, was uns droht, wenn wir unsere Klimaziele nicht erreichen: eine weltweite Krise. Die Verpflichtungen des Pariser Abkommens müssen eingehalten werden. Mehr noch: die Welthungerhilfe und das Climate Action Network Europe fordern die EU auf, das Ziel einer Reduktion der Emissionen, um mindestens 65 Prozent bis 2030 zu verabschieden.

Länder des Globalen Südens leiden schon heute unter den Folgen des Klimawandels

Die Klimakrise verschärft den Hunger weltweit - hier mehr über Projekte gegen die Folgen des Klimawandels erfahren.

Während prinzipiell jeder auf der Welt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist, sind Menschen in den ärmsten Ländern der Welt am verwundbarsten. Hierzu zählen rund 2,5 Milliarden Kleinbäuer*innen, Hirten- und Fischerfamilien, die vom Klima und den natürlichen Ressourcen für Nahrung und Einkommen abhängig sind.

Zunehmend unvorhersehbare Wetterextreme wie Dürren, Starkregen oder Stürme bedrohen diese Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark. Sie gefährden die Nahrungsmittelproduktion und in der Folge den Zugang zu Nahrungsmitteln, wodurch die Betroffenen immer wieder in Not geraten und humanitäre Hilfe benötigen. Für diese Menschen sind die Auswirkungen des Klimawandels eine reale Frage von Leben und Tod.

Globale Solidarität zeigen: Jetzt spenden!

Die Folgen dieser Klimakrise treffen dabei leider genau jene Menschen, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben. Gerade deshalb ist es unsere moralische Pflicht, auch in Zeiten von Corona weitere Maßnahmen zum Klimaschutz zu planen und formulierte Klimaziele auch einzuhalten.

Ausgewählte Maßnahmen gegen das Coronavirus und den Klimawandel

Corona als Multiplikator für die Folgen des Klimawandels

Dort, wo Menschen bereits durch die globale Erwärmung bedroht sind, hat sich innerhalb kürzester Zeit eine neue Bedrohung ausgebreitet, welche die prekären Zustände vielerorts noch einmal weiter verschärft. Das Coronavirus macht - wie der Klimawandel - auch vor den Ärmsten nicht halt - und das gerade, weil Armut für das Virus günstige Bedingungen schafft. In den am wenigsten entwickelten Ländern haben bis zu 75 Prozent der Menschen keinen Zugang zu Wasser und Seife, geschweige denn zu einer medizinischen Grundversorgung.

Schutz gegen das Coronavirus: Regelmäßiges Händewaschen. Bild: Eine Frau mit einem Baby auf dem Rücken holt Wasser an einem Brunnen.
Wichtig zum Schutz gegen das Coronavirus: Sauberes Wasser und Seife. Viele Menschen in ärmeren Ländern haben jedoch keinen Zugang zu Trinkwasser, Seife und medizinischer Grundversorgung. © Stefanie Glinski/Welthungerhilfe

Durch COVID-19 wird sich dazu die wirtschaftliche Lage vieler Länder des Globalen Südens dramatisch verschlechtern. Viele Menschen haben bereits ihren Job verloren. Laut Schätzungen könnten die Einkommenseinbußen in Ländern des Globalen Südens die Marke von 220 Milliarden Dollar übersteigen. Diese Verluste führen in der Konsequenz zu mehr Armut und Hunger. 735 Millionen Menschen leiden an chronischem Hunger. Auch die Coronavirus-Pandemie hat dazu beigetragen, dass diese Zahl in die Höhe gegangen ist. Auf lange Sicht “werden Hunger und Mangelernährung viel mehr Opfer fordern als das Virus selbst.” (Ian Goldin, Globalisierungsforscher der Oxford University).

Die derzeitige Pandemie lässt viele Menschen in eine aussichtslose Zukunft blicken. Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an humanitärer Hilfe und damit auch der Bedarf an finanzieller Unterstützung ansteigen werden. Sie können heute schon helfen. Unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie jetzt für unsere Maßnahmen gegen Corona spenden!

Helfen Sie den Ärmsten mit Ihrer Spende

Corona und Klimaschutz - die Krise als Chance sehen

Die Corona-Krise wird Prognosen zufolge eine schwere Rezession nach sich ziehen. Wie lange die Wirtschaft braucht, um sich zu erholen, ist heute nicht abzusehen. Eins jedoch lässt sich voraussagen: Die Wirtschaft wird sich schneller wieder erholen als unser Klima. Aus genau diesem Grund dürfen Klimaschutzmaßnahmen und Klimaziele nicht in den Hintergrund rücken. Das aktuelle Aufatmen der Erde reicht nicht, wir müssen dafür sorgen, dass der Planet Jahr für Jahr weiter durchatmen kann. Das funktioniert jedoch nur, wenn wir umdenken und bei überstandener Pandemie nicht in alte Verhaltensweisen zurückkehren.

Wir sollten die aktuelle Lage als Chance begreifen, Wege zu finden, um eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten. Finanzielle Mittel, die von Staaten zur Bekämpfung der Corona-Krise bereitgestellt werden, sollten daher auch immer den Klimaschutz miteinbeziehen. Der wirtschaftliche Neustart muss auch ein ökologischer sein. Das bedeutet zum Beispiel Investitionen in Technologien “von gestern” zu vermeiden und endlich den unausweichlichen Transformationsprozess in Gang zu setzen, der uns weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien bringt.

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