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02.03.2023 | Projektupdate

Wie Frauen im Erdbebengebiet sich gegenseitig und anderen helfen

Eine Frauenkooperative hat nach dem Erdbeben ihr Programm komplett umgekrempelt und verteilt nun Mahlzeiten an Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Die Welthungerhilfe unterstützt sie dabei.

Zwei Frauen bereiten in großen Kochtöpfen Mahlzeiten für Erdbebenopfer zu.
WHH-Mitarbeiter*innen in Shahinbey, Gaziantep bereiten Mahlzeiten für Erdbebenopfer vor. Mehr als 2.000 Menschen erhalten jeden Tag eine frische Mahlzeit: Abendessen und Frühstück für den nächsten Tag. © Stefanie Glinski/Welthungerhilfe
Stefanie Glinski Journalistin

Zuhause ist kein sicherer Ort, erzählt Aishe Aslan. Nachts stellt sich die 24-Jährige einen Wecker; alle 30 Minuten klingelt dieser, denn keinesfalls will sie schlafen, sollte es erneut ein Erdbeben geben. Sie ist müde und erschöpft, traut sich aber nicht, sich auszuruhen.

Am 6. Februar um 4:17 Uhr in der Frühe veränderte sich das Leben für Millionen von Menschen in der Türkei und Syrien. "Es war ein Alptraum. Ich dachte, wir sterben alle", erzählt Aishe. Die Erinnerungen lassen sie erbleichen; machen sie ganz unruhig. Zwar steht ihr Haus noch, aber die Angst sitzt ganz tief. "Jetzt wo wir überlebt haben wollen wir aber denjenigen helfen, die seit dem Erdbeben heimatlos sind", fügt sie noch hinzu.  

Mahlzeiten für Menschen, die nach dem Erdbeben auf Hilfe angewiesen sind

Schon vor dem Erdbeben hatte Aishe sich der Frauenkooperative angeschlossen, die schon seit zwei Jahren von der Welthungerhilfe unterstützt wird. Hier arbeiten 18 türkische und syrische Frauen zusammen an einem Gemeinschaft- und Integrationsprojekt. Normalerweise trocknen sie Früchte und legen Gemüse ein, doch seit dem Erdbeben hat die engagierte Gruppe ihr Konzept vorübergehend auf den Kopf gestellt. "Jetzt kochen wir für Familien, die das Erbeben überlebt haben, aber auf Hilfe angewiesen sind", sagt Aishe. Die RTL Stiftung und die Welthungerhilfe unterstützen ihre außerordentliche Einsatzbereitschaft mit dem nötigen Budget.

Hatice Hanan, 36, kocht jeden Tag in Sahinbey, Gaziantep für Erdbebenopfer in der Türkei. Bis zu 3.000 Menschen erhalten täglich eine Mahlzeit. © Stefanie Glinski/Welthungerhilfe
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WHH-Mitarbeiterin Aishe Sedef Aslan, 24, aus Gaziantep, schneidet Brote für die Mahlzeiten der Erdbebenopfer in der Region. © Stefanie Glinski/Welthungerhilfe
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In der Frauenkooperative wird mit frischen Zutaten für die Erdbebenopfer gekocht. In dieser Krisensituation bekommen die Frauen Unterstützung von zwei extra angestellten Chefköchen. © Welthungerhilfe
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Die Frauen in der Şahinbey-Kooperative verpacken die zubereiteten Mahlzeiten portionsweise in Transportboxen und -schüsseln, damit sie in den betroffenen Gebieten vor Ort an Menschen verteilt werden können. © Welthungerhilfe
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Gemeinsam portionieren die Frauen die Mahlzeiten für die Erdbebenopfer und verpacken sie in transportablen Containern. © Welthungerhilfe
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Verteilung von Mahlzeiten in Islahiye. Menschen, die ihre Häuser während des Erdbebens verloren hatten, lebten dort zunächst in Zelten. © Stefanie Glinski/Welthungerhilfe
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Bis zu 3.000 Mahlzeiten werden täglich frisch vorbereitet, aber die Frauen wollen auch diese Zahlen weit übertreffen. "Morgens kochen wir und Nachmittags verteilen wir die Mahlzeiten in verschiedenen Camps, in denen Erdbebenopfer leben."

Die bunte Küche der Frauenkooperative ist jeden Tag in vollem Betrieb. Es wird Gemüse geschnitten und Reis gekocht; der Geruch von frischen Gewürzen liegt in der Luft; überall dampft es, überall sind die Frauen am Werk.

Sich nach der Erdbeben-Katastrophe gegenseitig Halt geben

Der Schock des Erdbebens sitzt natürlich auch hier in der Kooperative tief. "Keiner von uns dachte, wir werden überleben", sagt Hatice Hanan, 36, eine weitere Mitarbeiterin. "Jetzt müssen wir ganz klar denen helfen, die um ihre verstorbenen Familien trauern und sich ihr Leben ganz neu aufbauen müssen." In den kurzen Pausen, die die Frauen zwischen Kochen und Abpacken der Mahlzeiten haben, sitzen sie oft zusammen. Sprechen über die Erlebnisse der letzten Wochen; unterstützen sich.  

Eine der Frauen, die sich in einer Suppenküche engagiert, schaut stolz in die Kamera.

Jetzt müssen wir ganz klar denen helfen, die um ihre verstorbenen Familien trauern und sich ihr Leben ganz neu aufbauen müssen.

Hatice Hanan Mitarbeiterin der Kooperative in Gaziantep

Seit dem Erdbeben schläft Hatice nicht mehr zuhause, sondern in einer Moschee in der Nähe ihres Hauses. Zum zweiten Mal fühlt sich die vierfache Mutter nun schon heimatlos. Vor zehn Jahren musste sie aufgrund des Krieges in Syrien ihre Heimatstadt Aleppo verlassen; seitdem lebt sie in der Türkei. "Die Flucht war traumatisch", erinnert sie sich. "Damals war ich zweifache Mutter und auch noch schwanger. Jeder Moment war ein Bangen um das Leben meiner Familie. Das Erdbeben hat diese Angst ganz neu zurückgebracht", gibt sie zu.

Mehrere Erdbeben erschütterten am 6. Februar 2023 den Südosten der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien. Die Menschen brauchen jetzt dringend Unterstützung.

"Wir unterstützen uns gegenseitig"

Hatice arbeitet schon zwei Jahre bei der Frauenkooperative. "Der Krieg in Syrien und die Flucht aus meiner Heimat waren mein absoluter Tiefpunkt. Gleichzeitig hilft mir dies heute aber, Menschen an ihren eigenen Tiefpunkten zu treffen. Mit ihnen zu trauern, zu weinen. Wir unterstützen uns alle gegenseitig." 

Auch in den kommenden Wochen soll weiter für Erdbebenopfer gekocht werden, erzählen die Frauen. "Die Welthungerhilfe unterstützt uns dabei – und wir wollen den betroffenen Menschen so lange es nötig ist helfen." 

Die Menschen in den von Erdbeben erschütterten Regionen brauchen jetzt dringend Unterstützung. Helfen Sie uns, die Menschen mit weiteren lebensnotwendigen Hilfsgütern zu unterstützen.

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