Interview mit Deborah Iyebu, Projektleiterin der Welthungerhilfe
Warum ist Gleichberechtigung ein Thema für die Welthungerhilfe in Uganda?
Hier im Nordosten von Uganda sind Mädchen und Frauen stark benachteiligt. Sie gehen viel seltener und kürzer zur Schule als die Jungs, werden früh verheiratet und haben bereits in vielen Fällen Gewalt erfahren.
Was genau ist das Ziel des Projekts?
Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen stärken wir die Mädchen und Frauen, sodass sie ihr Leben freier, sicherer und gleichberechtigt gestalten können. Bekommen Frauen die Chance, sich zu bilden und zu entfalten, werden sie zu wichtigen Entwicklungsmotoren für die ganze Gemeinschaft.
Warum bildet Menstruationshygiene einen so wichtigen Schwerpunkt?
Menstruation ist hier immer noch ein Tabuthema. In unseren Aufklärungsworkshops in den Schulen und Gemeinden können Mädchen erstmals offen über Themen wie Menstruation und Sexualität sprechen und erhalten von uns Produkte zur Monatshygiene. Denn wenn sie keine geeigneten Menstruationsartikel zur Verfügung haben, gehen sie aus Scham während ihrer Periode nicht mehr zur Schule. Schnell verpassen sie dort den Anschluss und werden früher verheiratet. In ihren Ehen haben die Frauen dann oft kaum Mitspracherechte und kein eigenes Geld. Wenn wir also bei der Aufklärung ansetzen, erhöhen wir die Chancen auf ein eigenständiges Leben der Mädchen.
Seit etwa einem Jahr läuft das Projekt. Was konnten Sie bisher erreichen?
Wir konnten schon viel erreichen: In 20 Schulen und Gemeinden finden regelmäßig Aufklärungsworkshops statt. Wenn Mädchen und Frauen Opfer von Gewalt werden, finden sie an Schulen und in Gesundheitseinrichtungen nun geschulte Ansprechpersonen. Wir unterstützen bereits über 400 Frauen bei der Gründung von kleinen Unternehmen. Und in den Gemeinden finden Dialoge zwischen Frauen- und Männergruppen statt.
Wie können wir uns die Dialoge zwischen Frauen- und Männergruppen vorstellen?
Mit den Dialogen fördern wir die Gleichberechtigung in den Gemeinden und Familien. Wenn sich die Frauen organisieren, können sie sich gegenseitig stärken. Im Dialog mit den Männern der Gemeinde suchen sie dann nach Lösungen. Das bedeutet einen großen Schritt zur Gleichberechtigung der Frauen. Das spricht sich herum und wir bekommen immer größeren Zulauf. Eine tolle Entwicklung!