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In Trümmern liegende Gebäude in Syrien, aufgenommen 2025 nach Ende des Bürgerkriegs.

Krieg macht hungrig

Hunger erhöht das Risiko für bewaffnete Konflikte. Umgekehrt gefährden Kriege die Ernährungssituation der Bevölkerung – vor allem dann, wenn Hunger bewusst als Kriegswaffe eingesetzt wird.

Viele Millionen Menschen fliehen vor bewaffneten Konflikten und werden so zu Kriegsflüchtlingen. Besonders in ärmeren Ländern führen Flucht und Vertreibung oft zu Hunger, weil die Menschen kaum Vorräte haben. Hunger durch Krieg trifft vor allem die Schwächsten.

In Kriegs- und Konfliktregionen wie Gaza, Ukraine, Jemen, Haiti oder Sudan sind Krieg und Hunger eng miteinander verknüpft. Millionen Menschen befinden sich dort in einer Hungerkrise. Doch auch nach dem Ende eines Konflikts bleibt der Hunger: In Syrien, Südsudan, Somalia und Äthiopien beispielsweise leiden viele Menschen immer noch Hunger in Folge von Krieg.

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Die Abhängigkeit zwischen Hunger und Krieg
Krisen und Konflikte zwingen die Menschen zu Flucht und legen die Landwirtschaft lahm. Eine gesicherte Ernährung der Bevölkerung ist nicht mehr gegeben. © Welthungerhilfe

Auswirkungen von Krieg auf Hungersituation:

Fast zwei Drittel aller Kinder, die an chronischer Unterernährung leiden, leben heute in ärmeren Ländern, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind. Vor 20 Jahren war es noch weniger als die Hälfte. Auf nationaler Ebene werden häufig die Militärausgaben erhöht und Ressourcen aus entwicklungsrelevanten Bereichen wie der Landwirtschaft, der ländlichen und sozialen Infrastruktur abgezogen. Der Konfliktforscher Paul Collier errechnete, dass sich das Wirtschaftswachstum eines Landes mit jedem Jahr, in dem es sich in einem bewaffneten Konflikt befindet, durchschnittlich um 2,3 Prozent reduziert und es 17 Jahre dauert, bis es diesen Verlust wieder aufgeholt hat.

Hunger und Krieg – Ein verhängnisvoller Kreislauf

Hunger erhöht das Konfliktrisiko – aber ist Hunger auch ein Auslöser für gewaltsame Konflikte? Die sogenannten „Hungerrevolten“ als Reaktion auf Nahrungsmittelpreiserhöhungen im Jahr 2008 in Haiti oder die Aufstände des Arabischen Frühlings 2011 legen diesen Schluss nahe.

Doch die Realität ist komplexer und die Verknappung von Lebensmitteln ist in der Regel nur einer von mehreren Gründen, die für den Ausbruch von gewaltsamen Konflikten verantwortlich sind. Dies gilt insbesondere in Ländern, die stark von Nahrungsmittelimporten abhängen.

Grundsätzlich ist Armut einer der Hauptfaktoren für Krieg. Schwache staatliche Strukturen, ein stagnierendes Wirtschaftswachstum, eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und der ungleiche Zugang zu Einkommen, Land und natürlichen Ressourcen bilden die Grundlagen für die Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen und schaffen ein Klima der Perspektivlosigkeit, das Menschen empfänglicher für Gewaltstrategien macht.

Die Folgen der Klimakrise in vielen Teilen der Erde zu spüren, mit zunehmenden Katastrophen.

Krieg und Klimawandel: Wie hängt das zusammen?

Ein viel debattierter Zusammenhang besteht auch zwischen Konflikten und den Folgen des Klimawandels. Es gibt große Überschneidungen zwischen Ländern, die besonders anfällig für klimabedingte Katastrophen sind und solchen mit wiederkehrenden bewaffneten Konflikten, so zum Beispiel die erweiterte Region um das Horn von Afrika (Äthiopien, Kenia, Somalia, Sudan und Südsudan) und die Sahelzone Westafrikas. Extreme Wetterereignisse wie Dürren und darauffolgende Nahrungsmittelknappheit können Konflikte entstehen lassen oder verschärfen. Dennoch scheint vor allem die Fähigkeit, beziehungsweise Unfähigkeit von Regierungen, die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen an Entwicklungsprozessen zu gewährleisten und angemessen auf humanitäre Krisen zu reagieren, ausschlaggebend.

Wenn Hunger als Kriegswaffe eingesetzt wird

So sehr der Hunger für angespannte Situationen sorgt und zu Konflikten führt, so stark wird er auch absichtlich zur Kriegswaffe instrumentalisiert. Hunger als Waffe einzusetzen bedeutet, Bevölkerungen gezielt auszuhungern, um Macht zu sichern oder politische Ziele zu erreichen.

Kriegsparteien verhindern die humanitäre Versorgung durch Hilfsorganisationen, indem sie die Versorgungsrouten blockieren oder sogar die Konvois mit den lebenswichtigen Mitteln plündern. Das bedeutet, Lebensmittel und Medikamente kommen bei den Bedürftigen nicht an, was die bereits angespannte Situation der Zivilbevölkerung noch mehr strapaziert. Das Aushungern der Bevölkerung wird gezielt als Druckmittel eingesetzt, um die oppositionelle Partei zur Kapitulation zu bringen.

Factsheet: Hunger als Kriegswaffe
Hunger als Kriegswaffe

Belagern, zerstören, plündern, blockieren, bürokratische Hürden - in jüngster Zeit wird Hunger als Waffe jedoch wieder vermehrt eingesetzt. 

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Auch die Vertreibung der Zivilist*innen und die Belagerung und Besatzung einer Region sind Gründe, warum Hunger als Kriegswaffe eingesetzt wird. Zudem sind es nicht nur die feindlichen Parteien, die hungern, sondern auch die „eigenen Leute“, die unter diesen Extremsituationen leiden.

Vor allem sind es die Kinder, die der lebensbedrohliche Hunger am meisten trifft. In Ländern wie dem Jemen, die bereits vor kriegsgebeutelten Zeiten von Hungersnöten bedroht waren, spitzt sich die lebensbedrohliche Hungerlage extrem zu.

Einsatz von Hunger als Waffe ist ein Kriegsverbrechen

Dieses Mittel der kollektiven Bestrafung und der psychologischen Kriegsführung gilt seit der Verabschiedung der UN-Resolution 2417 im Jahr 2018 als Kriegsverbrechen. Die Kriegsparteien und Regierungen sind verpflichtet, humanitäre Hilfsmaßnahmen zuzulassen. Der Verletzung dieser Statuten wird strafrechtlich nachgegangen, denn die systematische Behinderung von humanitären Hilfsmaßnahmen gilt als Verstoß gegen die Menschenrechte.

Expert*innen wissen allerdings, dass humanitäre Hilfe alleine nicht ausreicht, wenn sie nicht ankommt. Auf Dauer müssen politische Lösungen entstehen, die das humanitäre Völkerrecht schützen. Der Kreislauf von Hunger und Krieg muss durchbrochen werden, damit die unschuldige Zivilbevölkerung geschützt wird.

Wie kann der Kreislauf von Hunger durch Krieg durchbrochen werden?

  • Bei drohender Hungersnot durch Krieg muss humanitäre Hilfe die dringendsten Bedürftigen erreichen – unabhängig politischer Erwägungen.
  • Langfristige Bemühungen, die lokale Nahrungsmittelproduktion zu verbessern, dürfen dabei nicht untergraben werden.
  • Strategien zur Klimaanpassung und Verbesserung der Ernährugssicherheit von Menschen helfen auch, Konflikte zu verhindern.
  • Wichtig ist vor allem, die Ursachen von Hunger und Konflikten wie Armut und Ungleichheit zu bekämpfen und Regierungen dafür in die Verantwortung zu nehmen.
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