Klimawandel: Eine Bedrohung für Umwelt und Menschen
Ein Job mit Schutzfaktor – für die Natur
Gerade junge Menschen stehen in Burundi großen Problemen gegenüber. Es herrscht hohe Arbeitslosigkeit, der Klimawandel und eine rasch wachsende Bevölkerung haben zur Folge, dass immer mehr bäuerlichen Familien immer weniger fruchtbares Land zur Verfügung steht. In der nördlichen Provinz Ngozi können sich viele kaum mehr ausreichend ernähren. Ein Projekt der Welthungerhilfe bildet deshalb gezielt junge Menschen aus – für ein sicheres Einkommen und die Fähigkeit, ihre Heimat durch nachhaltiges Wirtschaften zu schützen.
Feuerholz – so kostbar wie Gold
Für Patricie Mukunzi ist ihr neuer Ofen, den sie selbst gebaut hat, ein Segen. „Ich brauche nur noch halb so viel Brennstoff wir früher“, sagt die junge Mutter. „Manchmal kann ich mit der gleichen Menge sogar noch länger kochen.“ In einem Dorf wie Marangara im Norden Burundis ist Feuerholz so kostbar wie für andere Menschen Gold. Die kleinbäuerlichen Familien kochen und heizen mit Holz, sie bauen damit ihre Häuser, Ställe und Lagerräume und produzieren Holzkohle für den eigenen Bedarf oder zum Verkauf. Andere Einkommensmöglichkeiten sind selten in der verarmten Region.
Fast alle Familien leben hier vom Ertrag ihrer kargen Felder oder der einfachen Verkohlung von Holz. Wald und Ackerfläche aber schrumpfen zunehmend, denn die Bevölkerung wächst schnell und der Klimawandel vernichtet ganze Landstriche durch Starkregen oder Extremdürren. Also schlagen die Menschen die verbliebenen Bäume, um neue Äcker anzulegen oder Brennmaterial zu sammeln. Die Folge ist eine permanente Abwärtsspirale: mehr Erosion, ausgelaugte Böden, weniger Produktivität in der Landwirtschaft, größere Schäden durch klimabedingte Extremwetter und wachsender Hunger.
Neue Bäume für eine bessere Zukunft
„Wir wollen Zerstörtes in unserer Heimat wieder aufbauen“, sagt Patricie Mukunzi. Sie gehört zu den 1.200 jungen Menschen in der Provinz Ngozi, die arbeits- und mittellos waren und im Ausbildungsprojekt der Welthungerhilfe eine Chance bekommen. Gemeinsam wollen sie ihre eigene Zukunft und die ihrer Kinder aktiv in die Hand nehmen. „Wir pflanzen neue Bäume und stellen energiesparende Öfen her“, erläutert Patricie das Projekt. Der Fortschritt kann sich in Marangara schon sehen lassen: Innerhalb eines halben Jahres hat Patricie Mukunzi mit ihren Kolleg*innen mehr als 92 Hektar des Gikomero-Hügels aufgeforstet.
2.500 Familien kochen inzwischen mit energieeffizienten Lehmöfen, und immer mehr Menschen nutzen verbesserte Verkohlungstechniken zur Gewinnung von Holzkohle. Viele Schulen im Projektgebiet haben ebenfalls neue Kochstellen erhalten, massiver als die handlichen Lehmöfen für den Privatgebrauch. Insgesamt sollen bis Ende des Jahres 24.000 Öfen entstehen.
Bessere Perspektiven durch eine Berufsausbildung
„Bisher habe ich keine Perspektiven für mich und meinen Sohn in unserem Dorf gesehen“, sagt Emmanuella Uwizerimana. Nun schöpft sie wieder Hoffnung: „Das Projekt gibt mir die Möglichkeit zu einer Ausbildung in der Landwirtschaft. Von dem Geld, das ich damit erwirtschafte, möchte ich mir ein kleines Gewerbe aufbauen und Ziegen halten. Damit kann ich meinem Sohn eine bessere Zukunft ermöglichen. “Das Umwelt- und Wirtschaftsprojekt der Welthungerhilfe setzt auf mehreren Ebenen an. Neben dem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen erwerben die jungen Menschen wichtige Kenntnisse für zukunftsweisende Berufe, wie angepasste Landwirtschaft, Tierhaltung, Aufzucht von Nutzholz- und Fruchtbäumen, Ofenbau oder umweltbewusste Waldnutzung. Auch die Produktion von Holzkohle mit verbesserten Verkohlungstechniken ist in Burundi eine Ausbildung mit Zukunft.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Burundi lebt unter der Armutsgrenze. Am häufigsten betroffen sind dabei Kleinbauer*innen.
Begleitet werden alle Maßnahmen von Informationskampagnen über die Vorteile der neuen Herde oder die Auswirkungen der Übernutzung natürlicher Ressourcen. Darüber hinaus organisieren sich Emmanuella Uwizerimana und Patricie Mukunzi mit ihren Mitstreiter*innen in Spar- und Kreditgruppen. „Dadurch bekomme ich die Möglichkeit, das Startkapital für meine Ziegenzucht zu erhalten“, sagt Emmanuella Uwizerimana. Bis sie genug Geld angespart hat, forstet sie weiter Hügel auf und töpfert Lehmöfen, damit noch mehr Familien dazu beitragen können, ihre Heimat zu schützen.
Der Text wurde von Amédée Nkurunziza verfasst und erschien in unserem Magazin.