„Ökopreneure“ für eine nachhaltige Zukunft

Milch, Mist und Mut - Gründung einer Ziegenzucht
Sunita lebt schon seit vielen Jahren mit ihrer fünfköpfigen Familie in dem kleinen indischen Dorf Porgaon in der Nähe der Stadt Aurangabad. Die Region ist besonders anfällig für Trockenheit und Dürre. Aufgrund des trockenen Bodens und des geringen Niederschlages waren die Ernährung und das Einkommen der Familie oft nicht gesichert. Doch als Sunita im Dezember 2018 die Kurskoordinatorin des Green Colleges Anjali traf, veränderte sich ihr Leben.
Sunita geht ihren Weg
Sunita ging nur bis zu ihrem 9. Lebensjahr zur Schule und heiratete früh. So verbrachte sie ihre Zeit hauptsächlich damit, sich um den Haushalt und die Familie zu kümmern. Nun bekam sie die Möglichkeit noch einmal zur Schule zu gehen, neue Fähigkeiten zu erlernen und durch ein eigenes Einkommen Unabhänigkeit und Ansehen in der Gemeinde zu erlangen.

Bei einem Jugendtreffen, das in ihrem Dorf organisiert wurde, traf sie auf die Kurskoordinatorin Anjali und entwickelte ein Interesse daran, sich in Tierhaltung ausbilden zu lassen und ihr eigenes Unternehmen zu gründen. "Vor zwei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich eine erfolgreiche Ziegenfarm besitzen könnte. Und es fühlt sich gut an, eine Inspiration für andere im Dorf zu sein", sagt die 32-jährige Sunita Madhukar Nil. Drei Wochen lang nahm sie als erste Frau ihres Dorfes an der Schulung über Ziegenhaltung am 13 Kilometer entfernten Green College teil.
Vor zwei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich eine erfolgreiche Ziegenfarm besitzen könnte.
Sunita Madhukar Nil Ziegenzüchterin"Während des Kurses lernte ich über Ziegenaufzucht und -fütterung, den Ziegenstall, die Ziegenvielfalt, Krankheiten und Impfungen, Geschäftsplanung und Marketing", berichtet Sunita. Nach ihrem Abschluss erhielt sie ein Startkapital von 20.000 INR (umgerechnet circa 230€), kaufte zwei Ziegen und begann ihr Geschäft. Sunita erlernte umfassendes Wissen und Know-how in den Bereichen Geschäftsplanung, Marketingpolitik und Überwachung. Was ihr bei der Gründung ihrer Ziegenzucht halft.
Expansion und Bio-Zertifikate
In Anbetracht ihres Eifers und Enthusiasmus wurde sie im Anschluss für das Fast Track-Programm des Green Colleges ausgewählt, um ihr Geschäft zu beschleunigen. Sie nahm an einem fünftägigen Innovationscamp teil, in dem sie ihren Träumen von der Expansion ihrer Zucht konkrete Gestalt verlieh. Bei all diesen Vorhaben unterstützt ihre Familie sie voll und ganz.
Basierend auf dem Erlernten plante Sunita eine Ziegenfarm für bis zu 50 Ziegen. Sie konsultierte auch die Bauerngruppen auf College- und Dorfebene, um die beste lokale Ziegenrasse für ihre Farm zu finden. Mit Beiträgen aller Beteiligten beschloss sie, Osmanabadi zu kaufen - eine lokale Rasse, die robuster und besser an die lokalen Bedingungen angepasst ist als andere Rassen.

Dank eines Sonderprogramms für Frauen, Stammes- und Minderheitenhaushalte erhielt Sunita 11 Ziegen und finanzielle Unterstützung. Ihre Herde ist mittlerweile auf 22 Ziegen angewachsen. Sunita gibt ihnen nicht nur Mineralzusätze und rechtzeitige Impfungen, sondern kennt auch die lokalen Marktbedingungen. Neben der Ziegenfarm baut Sunita auf den 5 Hektar saisonal bewässerbarem Land ihrer Familie auch bio-zertifiziertes Blattgemüse, Hirse, Weizen, Hülsenfrüchte und Futter für die Ziegen an.
Ein Vorbild für andere
Sunita ist im Dorf ein Vorbild für viele Jugendliche und Bäuerinnen und unterstützt sie auf ihrem Weg. Sie leitet eine Frauengruppe von marginalisierten, ausgebildeten Kleinbäuerinnen und hilft ihnen bei der Erlangung der Bio-Zertifizierung sowie der Organisation ihrer jeweiligen Betriebe. Sunita ist begeistert: "Auch landlose Haushalte können diese Art von Unternehmen gründen. Die Ziege ist bekannt als die Kuh der armen Leute. Sie gibt uns Milch, Mist und Geld."
- 3000 Menschen aus kleinbäuerliche Familien haben bereits an den Trainings teilgenommen
- 130 Bauernverbände mit Bio-Zertifizierung wurden gegründet
- 500 Vollzeit-Stellen sollen geschaffen werden
- 200 Teilnehmer sollen bis 2021 am Fast-Track-Programm teilnehmen, was 2000 weitere Jobs schaffen wird
- Insgesamt sollen 14.000 kleinbäuerliche Landwirt*innen und Jugendliche Trainings erhalten