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Ganeshwar Madi überprüft das Wachstum seiner Gemüsepflanzen, Malkangiri, Indien, 2023
Indien

Back to Bio - Ökolandwirtschaft in Indien gegen Krise und Klimawandel

Projektstatus laufend
Projektbudget 1.455.980 €
Themenschwerpunkt
Landwirtschaft & Umwelt Ländliche Entwicklung fördern

Indien ist ein ökonomischer Gigant – und dank der sogenannten Grünen Revolution über die Jahre zu einem wichtigen Exporteur von Nahrungsmitteln geworden. Aber es gibt auch eine Kehrseite: Monokulturen laugen die Böden aus, Kunstdünger und Pestizide belasten die Umwelt, gefährden die Gesundheit und werden immer teurer. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels: Dürren, Starkregen und Überschwemmungen bedrohen die Ernten und damit die Lebensgrundlagen von bäuerlichen Familien.

Viele kleinbäuerliche Familien empfinden die Entwicklung als verhängnisvoll. Um auf ihren kleinen Anbauflächen genug zu erwirtschaften, müssen sie immer mehr Kunstdünger und Pestizide einsetzen. Da diese immer teurer werden, häufen viele Familien hohe Schulden auf oder müssen nach anderen Einkommensquellen suchen. In den letzten Jahren entlud sich die Unzufriedenheit mehrmals in großen Bauernprotesten.

Landwirtschaft in der Krise

Kalpana Khanra ist Bäuerin im Dorf Ramganga in Westbengalen. Sie erzählt, dass ihre Vorfahr*innen in den letzten hundert Jahren gut von den Früchten ihrer Felder leben konnten. „In letzter Zeit konnten wir aber kaum noch eine oder zwei Gemüseernten einbringen, und der Reis wuchs nur noch einmal im Jahr, trotz all der Chemikalien, die das Wachstum beschleunigen und verstärken sollten. Für fast alle unsere täglichen Bedürfnisse mussten wir auf dem Markt einkaufen gehen.“ Als Ursache sieht sie die Veränderungen des Klimas, die zu zahlreichen Unwettern und zu Staunässe im Boden führen. Schließlich musste ihr Mann sein Glück als Wanderarbeiter versuchen, um in anderen Bundesstaaten Geld für die Familie hinzuzuverdienen.

Ein Mann und einer Frau mit einem Rindergespann bei der Feldarbeit
Kleinbäuer*innen im indischen Bundesstaat Odisha sind bei der Feldarbeit traditionell auf Rindergespanne angewiesen. Der Dung der Tiere kann Kunstdünger ersetzen. © Fabian/Welthungerhilfe

Immer mehr zeigt sich, dass die Erzeugnisse der chemischen Industrie diese Probleme nicht lösen können. Es ist daher Zeit für einen neuen Ansatz. Die Welthungerhilfe unterstützt indische Partnerorganisationen bei der Umsetzung von Konzepten für eine nachhaltige Form der Landwirtschaft. Sie soll kleinbäuerlichen Familien auf Dauer ein hinreichendes Einkommen sichern und dabei umweltverträglich sein. Das Projekt in den Bundesstaaten Westbengalen und Odisha arbeitet eng mit staatlichen Stellen zusammen, denn nur wenn auch die Rahmenbedingungen für Ausbildung, Förderung und Beratung angepasst werden, kann der neue Ansatz langfristig erfolgreich sein.

Ökologische Vielfalt statt Agrarchemie

Eine der Grundideen ist Diversifizierung. Statt sich auf eine Feldfrucht zu konzentrieren, die selbst bei intensiver künstlicher Düngung nicht mehr nachhaltig Ertrag bringt, könnten Bäuer*innen eine Vielfalt von Pflanzen mit unterschiedlichen Ansprüchen anbauen. Auch wenn die Ernte einer Frucht klimabedingt oder wegen Schädlingsbefall schlecht ausfällt, bleiben immer noch genug andere Pflanzen, die sich besser entwickeln – sogar ohne Kunstdünger und Pestizide. Aber es geht nicht nur um Vielfalt bei den Feldfrüchten: Familien können sich zusätzliche wirtschaftliche Standbeine schaffen, indem sie Vieh, Geflügel oder Bienen halten; in wasserreichen Gebieten kann auch die Fischzucht eine gute Idee sein. Die Tiere liefern auch Dünger, der die teuren Kunstprodukte überflüssig macht.

Ganeshwar Madi baut Gemüse nach den Prinzipien ökologischer Landwirtschaft an und verzichtet auf Kunstdünger. Hier wachsen viele verschieden Sorten: Wenn bei einer Sorte die Ernte schlecht ausfällt, bleiben immer noch genug andere. © Isha Banerjee/Welthungerhilfe
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Sein Gemüsefeld ist nach den Ideen der Agroforstwirtschaft angelegt: Höherwüchsige Pflanzen beschatten Pflanzen, die am Boden wachsen. © Isha Banerjee/Welthungerhilfe
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Er hat auch begonnen, Enten zu züchten, um sich ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein zu schaffen. © Isha Banerjee/Welthungerhilfe
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Ein zweiter Schwerpunkt ist die ökologisch nachhaltige Verbesserung der Anbauflächen. Dazu zählt z. B. die Entwässerung durch Drainagesysteme, der Schutz von Feldern durch Dämme oder auch die Beschattung von Beeten durch höherwüchsige Pflanzen.

Fachwissen und staatliche Hilfen für alle

Um Bäuer*innen von diesem Ansatz zu überzeugen und ihnen die Umstellung zu ermöglichen, haben die Partner der Welthungerhilfe ein Weiterbildungssystem aufgebaut, bei dem zunächst 2.000 staatliche Beratungskräfte geschult werden. Diese geben ihr Wissen dann in Beratungen und praktischen Trainings an 40.000 Landwirt*innen der Region weiter. Bei der Umsetzung werden bäuerliche Familien nicht nur mit Fachwissen, sondern auch materiell unterstützt.

Guru Macha züchtet Pilze einer lokalen Sorte - bei Außentemperaturen von bis zu 47°C. © Isha Banerjee/Welthungerhilfe
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Für die Zucht hat er eine Hütte gebaut und diese mit Stroh gedämmt. So kann im Inneren eine Temperatur von 20°C gehalten werden. © Isha Banerjee
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Die Pilze wachsen in mit Stroh gefüllten Beuteln, die an einem Gestell aus Holz und Bambus hängen. Alle für die Zucht nötigen Materialien sind vor Ort leicht und kostengünstig zu beschaffen. © Isha Banerjee/Welthungerhilfe
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Die Familie von Kalpana Khanra begann, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel aus vorhandenen Materialien preisgünstig selbst herzustellen. Sie schufen hochwassergeschützte Hochbeete für die Gemüseproduktion, drainierten ihre Felder und schufen Teiche, um Fische zu züchten. Mittlerweile bauen sie eine Vielfalt von Nutzpflanzen an, in Fruchtfolgen, die jede Jahreszeit ausnutzen. Die Milch ihrer fünf Kühe verkauft die Familie auf dem Markt; der Dung produziert Biogas; Gülle wird zum Düngen genutzt. Das Familieneinkommen hat sich so mehr als verdoppelt.

Das Beste aber, meint Kalpana, ist der Gewinn an Sicherheit: „Naturkatastrophen und der Klimawandel haben uns nicht mehr stark getroffen. Wenn ein Teil unseres Hofes in Mitleidenschaft gezogen wird, produzieren die anderen immer noch genug.“

Frieden durch Armutsbekämpfung

Das Projektgebiet gehört zu den ärmsten Indiens. Bis vor einigen Jahren gab es hier bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen dem Staat und maoistischen Rebellen. Die Verbesserung der Lebensumstände auf dem Land trägt auch zur Sicherung des Friedens bei. So hat der Umstieg auf eine neue Form der Landwirtschaft weitreichende Folgen – nicht nur für die bäuerlichen Familien, sondern für alle Menschen der Region.

So helfen wir mit unseren Partnern bäuerlichen Familien bei der Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft

Alle Fakten zum Projekt

Dez 2020 Projektbeginn
Nov 2025 Projektende
241.260 € Projektbudget 2024
1.455.980 €
Themenschwerpunkte
Nothilfe
Landwirtschaft & Umwelt
Ernährung
Wasser & Hygiene
Wirtschaftliche Entwicklung
Stärkung der Zivilgesellschaft
Projekt-ID IND 1377-20
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