Transparenz alleine reicht nicht!
Ums eigene Land betrogen
Unermessliche Tropenwälder, gute Böden, ausreichend Wasser für Mensch und Tier: Einst war Kambodscha ein fruchtbares Land. Auch heute noch leben rund 70 Prozent der Bevölkerung von traditioneller Landwirtschaft, allen voran von ihrer Ernte. Doch anbaufähiges Land ist knapp geworden. Schuld ist die Vergabe von Landrechten an fremde Investoren. Diese roden illegal die vielfältigen Wälder – und zerstören damit das einzigartige Ökosystem, die Lebensgrundlage der indigenen Gemeinschaften vor Ort.
Kein Land zum Leben
Ry Sarum besaß einmal sechs Hektar Land. Davon konnten er und seine Familie gut leben. Eines Tages kam ein großes Agrarunternehmen und fragte ihn, ob er sein Land verkaufen wolle. Trotz seiner Ablehnung wurden ein paar Tage später seine Pflanzen gerodet. Seine Beschwerde wurde bei den Behörden nicht gehört. Stattdessen teilte man ihm mit, dass das Land nun nicht mehr ihm gehöre. Und das ist kein Einzelfall: In seinem Dorf verloren zur gleichen Zeit weitere 29 Familien ihre Felder.
Jeder fünfte Haushalt in Kambodscha hat mittlerweile kein eigenes Land mehr, von dessen Erträgen die Menschen leben könnten. Schuld ist die Vergabe von Konzessionen und Rechtsverträgen, die im großen Stil an private Agrarunternehmen gehen. Wo einmal Wald und Dörfer waren, wächst jetzt Kautschuk, eine der Hauptexportwaren Kambodschas.
Was gegen Landraub schützt, sind Dokumente, die beweisen, dass das Land der Familie gehört. Ein Landtitel ist aber viel zu teuer für einen einfachen kleinbäuerlichen Haushalt. Hier arbeitet die Welthungerhilfe eng mit der lokalen Organisation Centre d’Etude et de Developpement Agricole Cambodgien (CEDAC) zusammen, um Gemeinden beim Erwerb rechtlicher Dokumente zu unterstützen. Außerdem klärt sie die kleinbäuerlichen Familien über ihre Rechte auf, da sie häufig nicht in die Verhandlungen einbezogen werden.
Das Land wird knapp, die Armut steigt
In der ländlichen Region Ratanikiri sind die Folgen des Landraubes besonders prekär. Jedes Jahr verschwinden hier über 3.000 Hektar Wald. Ratanikiri gehört zu den ärmsten Provinzen des Landes. Durch den illegalen Holzeinschlag werden Ackerland und Waldflächen immer knapper, Flüsse und Seen verschmutzen, Hänge stürzen ein. Die meisten Menschen wissen monatelang nicht, wie sie satt werden sollen.
Gemeinsam mit der lokalen Organisation CEDAC unterstützt die Welthungerhilfe die Menschen vor Ort bereits seit 2005. Die Landwirt*innen, die Reis anbauen, erhalten verbessertes Saatgut, sie legen Fischteiche an und lernen neue Anbaumethoden kennen. So wird das Land in Ratanakiri langsam wieder fruchtbar: Heute gedeihen nährstoffreiche Gemüsesorten wie Gurken, Melonen, Auberginen und Papaya auf den Feldern.
Die Zukunft fest im Auge
Doch die Welthungerhilfe und ihre lokalen Partnerorganisation vermitteln nicht nur neue Fähigkeiten an die kleinbäuerlichen Familien, sie setzen sich auch für stärkeren Zusammenhalt zwischen den Landwirt*innen ein. Durch Agrarkooperationen können die Menschen Geld bei der Vermarktung und Lagerung ihrer Erträge sparen. So gelingt es ihnen, bessere Preise auf dem Markt zu erlangen. Frauengruppen oder Sparvereine helfen den Kleinbäuer*innen, ihre Rechte wahrzunehmen und ihre Stimme zu nutzen.
Bei aller Veränderung halten die Reisbäuer*innen aber immer auch die Zukunft im Auge. So gelingt es ihnen, den Artenreichtum ihrer Heimat – ihre kulturellen Wurzeln – für kommende Generationen am Leben zu erhalten.
So hilft die Welthungerhilfe in Kambodscha
- Zivilbevölkerung stärken: Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen klären wir kleinbäuerliche Landwirt*innen über ihre Rechte auf und stellen den Dialog zwischen ihnen und politischen Akteur*innen her.
- Ländliche Entwicklung fördern: Mit alternativen Einkommensquellen sorgen wir für die Verbesserung der Ernährungslage und den sozioökonomischen Status der Menschen ohne Land.
- Umwelt schützen: Wir setzen uns dafür ein, die Menschen für Naturschutz zu sensibilisieren und ihnen beispielsweise eine Alternative zum illegalen Abholzen des Regenwaldes zu geben.