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Drei Männer stehen hintereinander und strecken die Arme aus, in jeder Hand halten sie einen Rohstoff zur Herstellung von Ziegeln aus Abfallstoffen.
Madagaskar

Aus Alt mach Neu

Projektstatus laufend
Projektbudget 1.540.000 €
Themenschwerpunkt

Man nehme Sand, Wasser, Kalk und sechs Teile Pappe oder Papier, vermische alles zu einer Masse, forme diese zu Quadern, lasse sie trocknen und erhalte – Mauersteine. Die vier Hände auf dem Foto präsentieren die vier Zutaten, eine davon ist ein Bündel Altpapier.

Und hier kommt die Welthungerhilfe ins Spiel. Denn im Rahmen ihres Müllmanagement- und Recyclingprojektes in Tuléar im Südwesten Madagaskars werden Abfälle nicht nur gesammelt, sondern auch weiterverarbeitet. Wie beispielsweise zu Steinen, die als Mauern in Innenräumen Verwendung finden.

Im Müll versunken

Früher gab es in Tuléar wilde Mülldeponien, die das Grundwasser verunreinigten, und verbrennender Müll verursachte giftigen Qualm. In einer langjährigen Zusammenarbeit der Welthungerhilfe mit den städtischen Behörden ist ein System zur Abfallbeseitigung und Wiederverwertung entstanden, zudem ein Zentrum für die Lagerung und Trennung der Abfälle. All das trägt zum Schutz des Wassers bei und damit zur Gesundheit der Familien.

Und noch einen positiven Effekt hat das Projekt in einer Region, in der fast die Hälfte der Haushalte unterhalb der Armutsgrenze lebt: Es entstehen Arbeitsplätze. Vor allem alleinerziehenden Frauen und arbeitslosen Jugendlichen bietet das Sammeln der Abfälle und ihre Wiederverwertung eine Existenzgrundlage. Dafür erhalten sie eine entsprechende Ausstattung und Schulungen. Aufklärungsarbeit gehört zu den wichtigen Grundpfeilern des Projekts, um die Bevölkerung nachhaltig für einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihrem eigenen Abfall zu sensibilisieren.

Alle packen mit an, vor allem Frauen und Jugendliche. Sie können mit dem Sammeln von Müll ein geregeltes Einkommen erzielen. © haddadToni / Welthungerhilfe
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In Schulungen lernt die Bevölkerung der Hafenstadt Tuléar über den sachgemäßen Umgang mit Müll im Sinne ihrer eigenen Gesundheit. © haddadToni / Welthungerhilfe
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In Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden ist ein professionelles System zur Abfallbeseitigung und Wiederverwertung in Tuléar entstanden. © haddadToni / Welthungerhilfe
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Recycling hilft der Gesellschaft

Im Rahmen der Projektarbeit sind viele Initiativen zur Wiederverwertung des Abfalls entstanden. Daraus haben sich Arbeitsgemeinschaften gebildet, die Teile des Mülls als Rohmaterial weiterverarbeiten. Unter anderem zu den bereits genannten Mauersteinen – doch das ist bei weitem nicht alles.

Bioabfall lässt sich wunderbar kompostieren und je nach Zusammensetzung auch zu "grüner Kohle" verarbeiten, die zum Heizen dient. Auch aus Papier- und Pappmüll lassen sich Biobriketts herstellen. Aus Abfall gewonnene Düngemittel finden gleich Verwendung in neuen Urban-Gardening-Projekten, die die Stadt lebenswerter machen.

Es geht noch kreativer: Unter dem Label "Green Tocco" stellt eine Gruppe Frauen aus Materialien wie Altpapier, Kaffeekapseln oder Autoreifen in Handarbeit Schmuck und Accessoires her, um mit dem Verkauf unabhängig ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und mit "TuléArt" gibt es seit August 2019 ein ganzes Museum nur für Kunstwerke aus wiederverwertetem Abfall in Tuléar, das nicht nur mit Spaß für verantwortungsvolles Müllmanagement sensibilisiert, sondern auch Touristen anzieht, die die Wirtschaft ankurbeln.

Mit viel Kreativität lassen sich aus Altpapier zum Beispiel Dekorationen basteln. © haddadToni / Welthungerhilfe
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In Tuléar ist eine professionelle Recycling-Industrie entstanden, die viele positive Effekte hat, wie zum Beispiel die Entstehung neuer Arbeitsplätze. © haddadToni / Welthungerhilfe
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Bioabfall lässt sich kompostieren. Der Dünger hilft beim Pflegen von Nutzgärten. © haddadToni / Welthungerhilfe
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Dort, wo sich einst Müllberge befanden, ist nun Platz für neue Restaurants, Geschäfte oder Freizeiteinrichtungen. Am Ende der Verwertungskette stehen zahlreiche Chancen für die Menschen in Tuléar.

Sauberes Wasser, Wissen um Hygiene und Sanitärversorgung - ohne diesen Dreiklang ist ein gesundes Leben kaum möglich.

Vorbild für ganz Madagaskar

Für die laufende Phase der Entwicklung des Öffentlichen und Privaten Abfallsektors sollen die bemerkenswerten Erfolge in Tuléar als Vorbild für weitere Städte und Ortschaften in Madagaskar dienen. Dafür können die Verantwortlichen auf das Wissen und die Skills der Menschen in Tuléar bauen. Die Welthungerhilfe unterstützt diese Vorhaben weiterhin mit nötiger Technik und Material.

Konkrete Maßnahmen beginnen in Fort-Dauphin, der Hauptstadt der Region Anosy an der Südostküste des afrikanischen Inselstaats. Doch die Erfolgsgeschichte soll schließlich auch in der Hauptstadt Antananarivo ankommen. Wir engagieren uns, um Entscheider*innen in den zuständigen nationalen Behörden von dem Konzept zu überzeugen. Denn sie können die Rahmenbedingungen dafür schaffen, die Umsetzung des nun erprobten Müllverwertungsprogramms landesweit zu erleichtern. 

Bei diesem Text handelt es sich um eine erweiterte Fassung des gleichnamigen Artikels von Gildas Ramanirison, der erstmals im Welthungerhilfe-Magazin, Ausgabe: 04/2022 erschienen ist. Ramanirison arbeitet im Team der Welthungerhilfe in Madagaskar.

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Alle Fakten zum Projekt

Jan 2021 Projektbeginn
Dez 2023 Projektende
0 € Projektbudget 2024
1.540.000 €
Themenschwerpunkte
Nothilfe
Landwirtschaft & Umwelt
Ernährung
Wasser & Hygiene
Wirtschaftliche Entwicklung
Stärkung der Zivilgesellschaft
Projekt-ID MDG 1077-20

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