Bäuerin Rekha bietet dem Monsun die Stirn
Jetzt spendenIm August 2017 stand Rekha Devi Sharams Leben am Abgrund. Schwere Überschwemmungen hatten das Terai-Gebiet in Nepal heimgesucht. Die 32-jährige Frau aus Malhaniya im Distrikt Siraha und ihre Familie verloren fast ihr gesamtes Hab und Gut. Ihre Felder waren zerstört.
Jedes Jahr leben die Menschen im Terai in Angst vor neuen Hochwassern und Erdrutschen. Immer zwischen Juni und September bedroht der Monsun die Gemeinden und verschärft die bereits bestehenden Probleme. Doch mit cleveren Maßnahmen können sich Rekha und die Menschen in der Region gegen die schlimmsten Konsequenzen des extremen Wetters schützen.
Kleinbäuerliche Familien in Nepal brauchen bessere Katastrophenvorsorge
Siraha gehört zu den ärmsten Distrikten Nepals. Den meisten Menschen in den Gemeinden fehlt aufgrund mangelnder Bildung und Fähigkeiten das Wissen, um sich vor Naturkatastrophen nachhaltig zu schützen. Nur 53 Prozent der Bewohner*innen Sirahas können lesen und schreiben. Für viele ist der Zugang zu Ressourcen und mehr Bildung auch kulturell versperrt. Die Gesellschaft im Terai ist geprägt von komplexen sozialen und kulturellen Praktiken - die soziale Stellung basiert nach wie vor auf Geschlecht und Kaste.
Auch Frühwarnsysteme für bspw. Überschwemmungen funktionieren in Siraha nur eingeschränkt. Obwohl es jährlich zu Überflutungen kommt, ist es den Bewohner*innen der Dörfer bisher nicht gelungen, Minderungsmaßnahmen, wie etwa den Bau flutsicherer Gebäude oder die Verwendung von Plastikplanen zum Schutz der Pflanzen, zu ergreifen. Auch Rekha Devi Sharma fehlten Geld und Wissen, um sich vor den Launen der Natur zu schützen. Sie hat vier kleine Kinder. Ihr Mann arbeitet in Qatar als Schreiner, wo er 15.000 nepalesische Rupien, etwa 150 US-Dollar, im Monat verdient. Das geteilte Geld reicht aber kaum, um ihre Kinder und sich selbst ernähren zu können und die Felder zu bestellen.
Flutkatastrophe mit fatalen Folgen
Als der Damm in der Nähe des Kamala-Flusses im August 2017 durch starke Regenfälle brach, stiegen das Wasser den Dorfbewohner*innen bis zu den Knien. Auch wenn der Wasserstand nach wenigen Stunden wieder absank, blieben die Bewohner*innen in ihren Häusern. Alle Felder waren stark zerstört. Der örtliche Verkehr blieb in den Tagen nach der Flut stark eingeschränkt. Zwei Tage hatten Rekha und ihre Kinder fast nichts zu essen.
Rekha konnte viele Wochen nichts auf ihrem Land anbauen - und auch zehn Monate nach der Katastrophe ist die Produktion noch immer sehr gering. Die Mutter von vier Kindern muss sich regelmäßig Geld leihen, um als Landwirtin weiterarbeiten zu können. Nur ein Viertel des verfügbaren Landes im Dorf Malhaniya wird für landwirtschaftliche Aktivitäten genutzt.
"Self-made" Bio-Dünger bringt Vielfalt in die Gärten
Hoffnung gab Rekha und anderen Landwirt*innen eine Schulung in Chitwan. Das von Aasaman Nepal, einer lokalen Partnerorganisation der Welthungerhilfe, organisierte Training vermittelt landwirtschaftliche Wissen. Rekha lernte die Herstellung ihres eigenen Bio-Düngemittels sowie eines Insektenschutzmittels aus Milch, Butter, Kuhdung und Kuhurin und schwarzem Pfeffer. Außerdem konnten sich Rekha und die anderen Teilnehmer*innen mit dem Gewächshauskonzept vertraut machen und der Bedeutung von Plastik zum Schutz der Pflanzen vor Monsunregen. Während Rekha früher nur Reis, Weizen und Hülsenfrüchte anbaute, plant sie nun, in ihrem Gemüsegarten Kürbis, Spinat und Koriander anzubauen, woran sie bereits mit dem neu gewonnenen Wissen arbeitet.
Zur besseren Vorbereitung auf künftige Überschwemmungen wurden im gesamten Distrikt Siraha zehn Community Disaster Management Committees gebildet, die sich monatlich treffen werden, um Themen wie die Einrichtung eines Notfallfonds für Rettungsmaterial und Nahrungsmittel sowie den Versicherungsschutz für alle Tiere und Felder zu diskutieren - falls die Ernte bei zukünftigen Überschwemmungen zerstört wird, haben die Dorfbewohner*innen das Recht auf 90 Prozent Entschädigung.
Unterstützung für marginalisierte Gruppen
Das Projekt in Siraha ist das erste, das die Welthungerhilfe Nepal in der Region Terai durchführt. Es wurde entwickelt, um die Kapazitäten der von Überschwemmungen betroffenen Gemeinden zu stärken, die Schäden durch den jährlichen Monsunregen zu mildern und letztlich, die Widerstandsfähigkeit der Dorfbewohner*innen zu festigen. Das Projekt ist 5.000 Haushalten gewidmet, welche 27.600 Menschen zählen, darunter marginalisierte Gruppen wie Dalits, Musahar und muslimische Gemeinschaften.
So hilft die Welthungerhilfe in Nepal
Das Welthungerhilfe-Projekt in Nepal ("Trans-boundary flood resilience project in Kamala river basin") unterstützt Menschen in den von Überschwemmungen stark betroffenen Grenzgebieten am Fluss Kamala in Nepal und Indien, darunter auch das Terai-Gebiet im nepalesischen Siraha Distrikt. Die Maßnahmen des Projektes umfassen:
- Einrichtung von Komitees zum öffentlichen Katastrophenmanagement (Community Disaster Management Committees), durch welche die Gemeinden lernen, besser auf Überflutungskatastrophen zu reagieren (u.a. Bau von Dämmen, Befestigungen von Häusern zum Schutz vor Überschwemmungen);
- Ausstattung stark betroffener Gebiete mit Frühwarnsystemen und kleinformatigen Milderungseinrichtungen;
- Schulungen in betroffenen Haushalten über vielfältigere, ausgewogenere Ernährung und das Anlegen von Heimgärten;
- Absicherung besonders gefährdeter Haushalte durch Versicherungen und direkte finanzielle Unterstützung;
- Organisation von Bürgerforen, in denen sich die Einwohner*innen der betroffenen Gebiete gemeinsam für verbesserte Frühwarnsysteme stark machen können und dafür benötigte Kompetenzen erhalten.