Hintergründe und Fakten zur Situation in Ostafrika
Ein Schutzwall für die Ernte
Jetzt spendenPashir steht an der Tür seiner Hütte und blickt hinaus, eine Mischung aus Verzweiflung und Resignation in seinem Gesicht. Seine Felder sind vollständig überflutet – wieder einmal. Die harte Arbeit der letzten Monate war umsonst, seine Ernte ist von der Kraft der Fluten komplett weggewaschen worden. Die Lebensmittelvorräte seiner Familie sind beinahe komplett aufgebraucht. Wie soll er seiner Frau sagen, dass es dieses Jahr wieder keine Ernte geben wird?
Pashir lebt in Somaliland. Kaum jemand kennt das kleine Land am Horn von Afrika, das 1991 seine Unabhängigkeit erklärt hat, von der internationalen Gemeinschaft jedoch nicht als eigenständig anerkannt wird.
Klimawandel verursacht Hunger
Somaliland gehört zu den Regionen der Welt, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, sie bedrohen die Lebensgrundlage der Landwirt*innen und nomadische Familien. Immer häufiger werden die gewohnten Regenzeiten von langen Trockenperioden unterbrochen. Wenn es regnet, sind die Regenfälle besonders heftig und Überflutungen bedrohen die Ernte. Die Folgen sind Hunger, Armut und Flucht in die Städte.
In der Region Awdal in Somaliland setzt sich die Welthungerhilfe dafür, die Trinkwasserversorgung und die Produktion von Nahrungsmitteln zu verbessern. Dabei entscheiden die Menschen in den Dörfern und Gemeinschaften mit, welche Maßnahme die Wichtigste ist und setzen sie mit um.
Einer von ihnen ist Pashir, Kleinbauer in der Region Awdal. Ein paar Monate nach der letzten Überschwemmung seiner Felder arbeitet er gemeinsam mit anderen Männern aus der Umgebung am Bau eines Rückhaltedamms. Singend schultert er einen schweren Gesteinsbrocken: „Das Gewicht und die Hitze machen mir nichts aus“, sagt Pashir, „Dieser Damm rettet unser Leben!“
Für seine Arbeit im Damm-Projekt bekommt Pashir jeden Monat 80 US-Dollar. „Der Fluss hat jedes Jahr viele Farmen zerstört, darunter auch meine“, erzählt er, „aber jetzt werden die Dämme den Fluss leiten und ihn langsamer fließen lassen – unsere Felder sind endlich sicher.“
Neues Wissen für eine bessere Ernte
Durch das Projekt werden die Bewohner*innen besser gewappnet sein für künftige Versorgungskrisen durch extreme Wetterbedingungen. Die Landwirt*innen sind mit großem Enthusiasmus dabei: Sie wollen die ausgelaugten und erodierten Ackerflächen wieder nutzbar machen. Dafür müssen die Böden müssen mehr Wasser aufnehmen und besser mit Nährstoffen versorgt werden.
Kleinbauer Ahmed Abdillahi Olow erklärt, warum er optimistisch ist: „Früher fehlte einfach das Wissen: Wo sollten wir anfangen? Mit welchen Materialien lässt sich verhindern, dass die Erde von den seltenen, aber heftigen Regenfällen mitgerissen wird? An welchen Stellen sollen wir Dämme bauen? Wie hoch müssen sie sein? Wie können wir den Dung der Tiere besser nutzen?“ Viele Fragen, auf die die Menschen in dem Projekt nun Antworten erhalten.
Zum Beispiel werden kleine Steinwälle entlang der Höhenlinien aufgeschichtet, die dafür sorgen, die wertvollen Böden der Weideflächen zu erhalten. Beim Bau von Wällen oder Staudämmen arbeiten vor allem auch die ärmsten Bewohner*innen mit und erhalten dafür eine Bezahlung, mit der Nahrungsmittel gekauft werden. So wird akuter Hunger direkt, die langfristige Nahrungsunsicherheit indirekt bekämpft. Bereits bestehende Bewässerungssysteme werden repariert und ausgebaut. Schon jetzt kann die doppelte Fläche als zuvor bewässert werden und damit immer mehr kleinbäuerliche Familien ernährt werden.
Pashir sieht optimistisch in die Zukunft: „Ja, es ist harte Arbeit und wir müssen uns beeilen, sie zu beenden, bevor die nächste Überschwemmung kommt. Aber ich freue mich, dass der Regen dieses Jahr nicht meine Ernte zerstören wird. Bis dahin verdiene ich genug Geld, um meine Familie zu unterstützen.“
So hilft die Welthungerhilfe in Somaliland
- Frühwarnsysteme zu Dürre und Überschwemmungen sichern die Ernten der Bewohner*innen vor Naturkatastrophen.
- Neue Anbautechniken und gutes Saatgut helfen dabei, höhere Ernten zu erzielen.
- Familien, lokale Behörden, zivilgesellschaftliche Gruppen und Clanälteste kooperieren in der Umsetzung der Maßnahmen. So wird der nachhaltige Projekterfolg garantiert.
- Die Bewohner*innen lernen neues Wissen, zum Beispiel über Hygiene, bessere Ernährung oder in Alphabetisierungskurse.