Infos über die aktuelle Lage im Sudan sowie über die Arbeit der Welthungerhilfe vor Ort.
Gemeinsam lernen, gemeinsam handeln
+++ Aktuelles +++ Anhaltende Kämpfe im Sudan +++
Seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen der Armee und den paramilitärischen Kräften der „Rapid Support Forces“ (RSF) im April 2023 steigt die Zahl der Todesopfer und Verletzten kontinuierlich. Über 10 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Sie suchen Schutz in anderen Regionen des Landes oder in Nachbarländern. Wegen der zusammengebrochenen Wirtschaft benötigen die Menschen dringend Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs.
Die Welthungerhilfe kann ihre Arbeit im Sudan fortführen. Einige unserer Projektstandorte sind jedoch nach wie vor nicht zugänglich. Wir überprüfen die Sicherheitslage kontinuierlich.
Hassan I. Abu Hammed ist Kleinbauer und lebt im Nordosten Sudans an der Grenze zu Eritrea und Äthiopien. Die Gegend gehört zu den ärmsten Teilen des Landes, die Böden sind karg und trocken. Die unzureichende Wasserversorgung und die niedrigen landwirtschaftlichen Erträge setzen auch der Bevölkerung zu: Vor allem Kinder leiden an „Verborgenem Hunger“ – also chronischer Mangelernährung.
Auswirkungen des Klimawandels im Sudan zunehmend spürbar
Als wäre das Leben in der Region noch nicht schwer genug, bedrohen seit einigen Jahren auch die Auswirkungen des Klimawandels die Existenz der Menschen im Sudan. Extreme Trockenperioden vernichten Ernten und ruinieren Weideflächen, unberechenbare Regenzeiten verursachen Überflutungen und schwemmen wertvollen Ackerboden fort.
Auch Hassan spürt die klimatischen Veränderungen zunehmend. Schon länger kann er seine Familie mit seinen landwirtschaftlichen Erträgen nicht mehr ausreichend ernähren. Staatliche Dienst- und Sozialleistungen gibt es nicht, er muss sich den Auswirkungen des Klimawandels alleine stellen. Deshalb blickt er auch besorgt in die Zukunft, denn gänzlich aufhalten lässt sich die Klimakrise nicht mehr.
Widerstandsfähigkeit von Kleinbäuer*innen stärken
Hassan mag geringen Einfluss auf den Klimawandel haben, jedoch kann er selbst widerstandsfähiger werden: Verbesserte und auf die neuen Bedingungen angepasste Anbaumethoden sorgen dafür, dass er und die anderen Kleinbäuer*innen in der sudanesischen Region Kassala trotz der schwierigen Verhältnisse genug Erträge produzieren.
Mein Ertrag an Hirse ist um ein Drittel gestiegen, und ich habe viel weniger Verluste durch die richtige Lagerung der Ernte. Das habe ich während der Trainingsmaßnahmen gelernt. Nun reicht die Ernte, um meine Familie das ganze Jahr über zu ernähren.
Hassan I. Abu Hammed Kleinbauer aus Kassala, SudanIn Schulungen lernen sie, wie sie schonend mit natürlichen Ressourcen umgehen, um nachhaltig von ihnen zu profitieren. Gleichzeitig entstehen so neue Einkommensmöglichkeiten, besonders für Frauen.
Frauen spielen tragende Rolle in den Bereichen Gesundheit und Ernährung
Frauen sind im Sudan traditionell aus vielen Bereichen des täglichen Lebens ausgeschlossen und werden an wichtigen Entscheidungen nicht beteiligt. Als Hauptverantwortliche für Gesundheit und Ernährung der Familien spielen sie jedoch eine tragende Rolle. Werden sie besonders gefördert, tragen sie wesentlich dazu bei, langfristig Verhaltensweisen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung positiv zu verändern.
Deshalb organisiert die Welthungerhilfe Schulungen für Frauen zu den Themen Ernährung, Hygiene und Gesundheit. Auch Landwirt*innen- und Hirt*innenverbände, Frauen- sowie Ressourcenschutzgruppen erweitern in Schulungen ihr Wissen und ihre Kompetenzen, um ihr Mitspracherecht bei Entscheidungsprozessen auf Gemeindeebene stärker geltend machen zu können. Denn gemeinsam können sie mehr erreichen.
So hilft die Welthungerhilfe im Bundesstaat Kassala im Sudan:
- Wir unterstützen die Gründung von 12 Frauengruppen. In Schulungen erweitern sie ihr Wissen über Ernährung, Hygiene und Gesundheit, die Anlage von Kleingärten sowie Erwerbsmöglichkeiten und engagieren sich in Spar- und Kreditgruppen. Dafür werden Frauenzentren aus lokal verfügbaren Materialien gebaut.
- 22 Bäuer*innen– und Hirt*innenverbände werden fortgebildet bzw. neu aufgebaut, um die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Händlern, Finanzinstitutionen und staatlichen Beratungssystemen zu vertreten.
- Wir stärken die Kapazitäten von zwei lokalen Organisationen, damit sie die Gemeinden besser dabei unterstützen können, staatliche Dienstleistungen einzufordern.
- Wir sorgen für Wasserversorgung in fünf Dörfern.
- Bäuer*innen erlernen klimafreundliche und ertragreiche Anbaumethoden. Hirt*innen erweitern ihr Wissen über Tierhaltung und lernen, Heu für Mangelzeiten zu produzieren.
- Wir stärken Ressourcenmanagementkomitees für ihre Umwelt-Bewusstseinsarbeit in den Gemeinden und ihre Kontakte zu relevanten Regierungspartnern.