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Porträtfoto von Fatima Hassan
Syrien/Türkei

Neuanfang für Geflüchtete in Istanbul

Projektstatus beendet
Themenschwerpunkt

Istanbul ist eine Stadt, in der fast 16 Millionen Menschen leben - darunter mehr als 532.000 Syrer*innen, die vor dem noch immer andauernden Konflikt in ihrem Heimatland geflohen sind. Die Straßen sind laut, Autos verstopfen die Straßen, Hupen ertönen.

Oase der Ruhe im Trubel der Stadt

In einer ruhigen Seitenstraße befindet sich ein kleines Café, das von der Stadtverwaltung von Şişli betrieben wird. Durch die großen Fenster kann man sehen, wie einige Frauen Kuchen, Gebäck und herzhafte Gerichte zubereiten. Fatima ist eine dieser Frauen. Seit acht Monaten arbeitet sie hier. "Plötzlich herrschte Krieg in Syrien. Ich stand vor einer sehr schwierigen Entscheidung: Sollte ich im Krieg bleiben oder gehen und alles von vorne beginnen?", sagt Fatima mit gebrochener, aber fester Stimme. Die Erinnerungen schmerzen noch immer.

Drei Frauen befüllen Teigtaschen, Türkei 2021.
Die drei Frauen bereiten Gebäck für den Verkauf im Café vor. © Welthungerhilfe

Eine schwierige Entscheidung

Am 30. Juli 2013 beschlossen Fatima, die in Syrien als Englischlehrerin arbeitete, und ihre beiden verheirateten Schwestern, zusammen mit ihren Familien nach Antakya in der türkischen Provinz Hatay zu ziehen. Die Provinz teilt ihre Grenzen und ihre Kultur mit Syrien und viele Mitglieder der Gemeinschaft sprechen Arabisch. Doch Fatima konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, bei ihren Schwestern zu bleiben – ohne Arbeit. Sie war sich damals bereits bewusst, dass ihre Chancen, Englischlehrerin zu werden, gering sind. Ihre türkischen Sprachkenntnisse reichen nicht aus, um an einer Schule eingestellt zu werden. Deshalb nahm sie Jobs an, für die sie überqualifiziert ist. Aber das Geld reichte nicht aus, und Fatima traf eine weitere mutige Entscheidung. Sie ging nach Istanbul. 

Über 5,6 Millionen Syrer*innen sind ins Ausland geflohen, ein Großteil davon in Nachbarländer.

Diese Entscheidung fiel ihr nicht leicht, denn sie wusste, dass der Arbeitsmarkt in Istanbul größer, aber auch hart umkämpft ist. Ihr Alter und eine fehlende Arbeitserlaubnis für Istanbul sind zwei große Hürden, die sie überwinden musste. Aber auch das hat sie nicht davon abgehalten, ihren Traum zu verfolgen. In der ersten Zeit in Istanbul versuchte Fatima vergeblich, von verschiedenen Organisationen Unterstützung zu bekommen. Sie brauchte eine feste Stelle, um eine Arbeitserlaubnis und eine Aufenthaltsgenehmigung in Istanbul zu beantragen – der erste Schritt zu ihrem Traum. Aber die meisten Organisationen konnten ihr nicht helfen. Ohne Arbeitserlaubnis kein Job. Eine Bewerbung auf eine Arbeitserlaubnis ohne festen Arbeitsplatz war aussichtslos.

Auf einem Tablett liegen gefüllte Teigtaschen, Türkei 2021.
Durch die Zusage der Stelle in einem Café bekam Fatima endlich eine Arbeitserlaubnis. © Welthungerhilfe

Ein Lichtblick für geflüchtete Frauen aus Syrien

"Eines Tages erzählte mir meine Freundin und Nachbarin, dass eine deutsche Organisation sie unterstützte. Nach einem ersten Gespräch beschlossen sie, meinen Fall weiterzuverfolgen und zu versuchen, mein Problem mit der Arbeitserlaubnis zu lösen. Es war das erste Mal, dass mir jemand zuhörte und meine Situation ernst nahm", erklärt Fatima. Fast ein Jahr später kam der lang ersehnte Anruf. Die Gemeinde Şişli startete ein Projekt für syrische Flüchtlinge - sie suchten Frauen, mit Erfahrung und Leidenschaft für das Kochen.

Eine Frau bei der Zubereitung von Gebäck, Türkei 2021.
Fatima schaut optimistisch in die Zukunft. Sie träumt von einem eigenen Übersetzungsbüro.

"Meine Sachbearbeiterin erhielt die Informationen von der Stadtverwaltung und setzte sich dann direkt mit mir in Verbindung. Natürlich habe ich nicht gezögert und mich sofort beworben. Ja, es hat nichts mit der englischen Sprache zu tun, aber es ist eine Arbeit, die ich gerne mache. Für die Menschen in Aleppo ist das Essen sehr wichtig und spielt eine große Rolle. Ich bin wirklich froh über diese Gelegenheit", erklärt sie, während sie eine weitere Tasse Tee anbietet.

Fatima blickt hoffnungsvoll in die Zukunft

Vor zwei Monaten konnte Fatima endlich ihre Arbeitserlaubnis und ihre Aufenthaltsgenehmigung für Istanbul erhalten. "In dem Moment, als ich die Arbeitserlaubnis erhielt, rief ich meine Sachbearbeiterin an und erzählte ihr die gute Nachricht. Ich bin so froh, dass ich jetzt Arbeit finden kann. Die Arbeit hier ist gut, aber mein Ziel ist es immer noch, als Englischlehrerin oder Dolmetscherin zu arbeiten. Irgendeine Arbeit, bei der ich Englisch sprechen kann. Mein Traum ist es, nach Europa zu gehen und eine Übersetzungsagentur zu eröffnen – Arabisch-Englisch und umgekehrt. Der erste Schritt zur Verwirklichung ist getan. Ich kann arbeiten, und ich werde meinen Traum verwirklichen", sagt sie mit einem breiten Lächeln.

Projektinhalte

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