Trozi und Ette machen gute Laune
Jetzt spendenEs ist vier Uhr morgens und noch dunkel. Aber die Männer und Frauen, die sich am Eingang eines Flüchtlingscamps in der Provinz Mardin im Südosten der Türkei versammeln, sind gut gelaunt. Sie sind auf dem Weg aufs Feld: zur Gurkenernte. Im Rahmen eines vom BMZ geförderten Projekts mietete die Welthungerhilfe landwirtschaftliche Nutzflächen für syrische Flüchtlinge. Jede der 53 teilnehmenden Familien kann 5.000 Quadratmeter nutzen. Mehr über die Hintergründe des Konflikts und über die aktuelle Situation erfahren Sie in dem Factsheet Syrien/Türkei.
Gut fürs Einkommen und für die Psyche
Mit Unterstützung von landwirtschaftlichen Expert*innen pflanzen und ernten die Familien eine besondere Gurkenart, die auf Türkisch „Trozi“ und auf Arabisch „Ette“ heißt und aussieht wie eine blasse Version einer normalen Gurke. In der Provinz Mardin ist das grüne Gemüse für umgerechnet 0,26 bis 0,50 Euro zu haben. So kommen an einem durchschnittlichen Tag zwischen 70 und 100 Türkische Lira (12 bis 18 Euro) zusammen. Die Geflüchteten haben dadurch die Chance, sich selbst den Lebensunterhalt zu verdienen. Auch wenn das Einkommen nicht immer ausreicht, wie Ahmad Taleb beklagt: „Manche werden vielleicht auch nach Ende des Projektes nicht genug Geld haben, um in Eigeninitiative weiter in der Landwirtschaft zu arbeiten. Es gibt hier in dieser Gegend einfach nicht genug Arbeit.“
Ahmad, 64, ist aus Hama geflohen, seine Tochter ist im Krieg gestorben. Als sein Haus zerstört wurde, ist er in die Türkei geflohen. In dem Projekt der Welthungerhilfe hat er eine neue Aufgabe gefunden. Als mukther, freiwilliger Flüchtlingsrepräsentant, erklärt er Neuankömmlingen im Camp, wie sie an dem Projekt teilnehmen und sich registrieren können. Für Ahmad ist das Gurkenprojekt auch gut für die Stimmung, die Arbeit auf den Feldern bietet eine Pause vom monotonen Leben im Flüchtlingscamp.
Der Krieg in Syrien dauert schon seit dem Jahr 2011 an. Mehrere Millionen Menschen mussten fliehen und sind auf Hilfe angewiesen. Die Welthungerhilfe und ihre Partner leisten Nothilfe und versuchen, Perspektiven zu schaffen.
So hilft die Welthungerhilfe in der Türkei
- Rund 2300 Syrer*innen, die in offiziellen Flüchtlingscamps und in Gastgemeinden leben, bekommen Land zu Verfügung gestellt, auf dem sie Gemüse und Früchte anbauen und verkaufen.
- Rund 2500 Syrer*innen nehmen an Trainings über gesunde Ernährung teil.
- 53 syrische Familien bekommen jeweils 5000 Quadratmeter Land zur Verfügung gestellt, wo sie Gurken anbauen, ernten und verkaufen können.
- Die Welthungerhilfe baut Gewächshäuser in zwei Flüchtlingscamps im Südosten der Türkei. Dort können syrische Familien Gemüse und Obst für den Eigenbedarf und zum Verkauf anbauen.
- In einem, von der Welthungerhilfe gebauten Gewächshaus neben der Schule in einem der Flüchtlingscamps können syrische Kinder mehr über Landwirtschaft und Pflanzen lernen.