
Mit den Pflanzen wächst auch das Selbstbewusstsein
Frisches Gemüse - das ganze Jahr über
Dilbar Odineva lächelt zufrieden. Seit weniger als einem Jahr betreibt die 47-jährige Mutter von fünf Kindern ein Gewächshaus, und die Ergebnisse sind gut. In der kurzen Zeit hat sie bereits mehrere Ernten einbringen können. Dilbar führt ihren Erfolg auf das Know-how zurück, das sie durch das Projekt erworben hat: "In unserer Region ist es zu kalt, um die Setzlinge einfach ins Freie zu pflanzen. Im Projekt wurde uns beigebracht, wie man sie im Gewächshaus richtig anbaut und später nach draußen bringt. Ich habe auch herausgefunden, dass ich die Ergebnisse weiter verbessern kann, wenn ich einen kleinen Ofen im Gewächshaus aufstelle."

Dilbar kann jetzt mehrfach im Jahr anbauen und ernten - auch in der kalten Jahreszeit. So sind ihre Erträge drastisch gestiegen. Jetzt reicht es für ihre Familie, sie können das ganze Jahr über frisches Gemüse und Kräuter ernten. Ein wichtiger Schritt in einer Region, in der fast die Hälfte der Menschen keinen Zugang zu ausreichend gesunden Lebensmitteln hat. Außerdem, erklärt Dilbar, machen sie jetzt sogar etwas Gewinn: "Früher haben wir nichts verkauft, aber jetzt verkaufen wir unsere Produkte auf dem Markt oder tauschen sie gegen Zucker, Reis und Seife. Wir können sogar unseren Sohn unterstützen, der in Duschanbe Medizin studiert." Darüber hinaus hat Dilbar, die Diabetikerin ist, aus einem ganz persönlichen Grund ihr garmkhona (tadschikisch für "Gewächshaus", wörtlich: "Wärmehaus") liebgewonnen: "Im Gewächshaus ist es viel wärmer als draußen, und immer wenn ich mich unwohl fühle, komme ich hierher. Das Unkrautjäten in der Wärme beruhigt meine Nerven. Deshalb ist das Gewächshaus für mich eine solche Freude."

Die Kinder, die bisher hauptsächlich Brot gegessen haben, bekommen jetzt auch mehr Eier und verschiedene Gemüsesorten zu essen.
Mamlakat Tulaeva ErnährungsleiterinBessere Ernährung dank neu erlangtem Wissen
Gewächshäuser, Nutzgärten und verbesserte Lagerräume sind wichtige Faktoren bei der Verbesserung der Ernährungssituation in Tadschikistan. Ebenso wichtig ist aber auch das Wissen über eine gesunde Ernährung. Gemeinsam mit unserer tadschikischen Partnerorganisation Fidokor schult die Welthungerhilfe medizinisches Personal und Krankenpfleger*innen zu den Symptomen und Folgen von Mangelernährung. Dabei werden auch Inhalte zu Kinderbetreuung, sicherer Mutterschaft und anderen gesundheitsbezogenen Themen vermittelt. Zusätzlich gibt es Kochkurse, Lebensmittelpräsentationen und Broschüren für Teilnehmerinnen in den Projekten. Um die Inhalte an so viele Frauen wir möglich zu vermitteln, wurden 79 Frauenselbsthilfegruppen mit insgesamt 1034 Teilnehmerinnen gegründet. In diesen Gruppen diskutieren die Frauen über bewährte Verfahren, tauschen Wissen aus und lernen voneinander. Weitere Anregungen erhalten sie von Gruppenleiterinnen, die aus den Reihen der Gruppen gewählt werden und zusätzliche Schulungen erhalten.
Eine dieser Gruppenleiterinnen ist Mamlakat Tulaeva. Sie sagt, dass das die Teilnehmerinnen in ihrer Gruppe zwischen 23 und 53 Jahre alt sind und die meisten der Frauen mindestens ein Kind haben. Insbesondere die Schulungen zum Stillen waren für sie lehrreich: "Früher haben wir das Kolostrum (die erste Milch) weggeworfen und den Neugeborenen Wasser gegeben. Jetzt kennen wir die Vorteile und haben unsere Praktiken geändert. Die Kinder, die bisher hauptsächlich Brot gegessen haben, bekommen jetzt auch mehr Eier und verschiedene Gemüsesorten zu essen." Durch die gemeinsamen Kochvorführungen werden gesunde Rezepte ausgetauscht und die Frauen lernen, wie die neuen Feldfrüchte verwendet werden können.
Verbesserung der allgemeinen Hygiene
Eine weitere Projektaktivität ist der Bau von Handwaschanlagen und die Sanierung von Trinkwassersystemen, von denen sich eines in Mamlakats Dorf befindet. Die von ihr beobachteten Auswirkungen sind vielversprechend: "Wir hatten viele Fälle von Hepatitis, die jetzt stark zurückgegangen sind. Dieses Jahr gab es nicht einen einzigen Fall. Außerdem ist die Kindersterblichkeit, die meist mit Durchfallerkrankungen zusammenhängt, zurückgegangen."
Projektinhalte
Auf Haushaltsebene
- 1034 Frauen sind in 79 Frauenselbsthilfegruppen für Ernährung in allen 64 Dörfern organisiert, die sich regelmäßig treffen, an Gesundheits- und Ernährungsveranstaltungen teilnehmen und damit zusammenhängende Themen diskutieren.
- Spezialisierte Ausbildung für 134 Gruppenleiterinnen als Informationsvermittlerinnen und Leiterinnen der Selbsthilfegruppen
- Kochvorführungen mit nährstoffreichen Rezepten und Verteilung eines Leitfadens für gesunde Ernährung
- Bau von Gewächshäusern für 163 Haushalte einschließlich Saatgut-Sets
- Verteilung von Saatgut für Nutzgärten an 1132 Haushalte
- Verbesserung der Lagermöglichkeiten in 128 Haushalten
Auf Bezirksebene
- Verbesserung der medizinischen Versorgung durch 7 Trainer und 30 Krankenpfleger*innen sowie Schulung zur Erkennung erster Anzeichen von Unter- oder Mangelernährung
- Bildung von Ausschüssen für Ernährung und Gesundheit im Rahmen der bestehenden Dorfentwicklungsausschüsse
Auf Gemeindeebene
- Verbesserung der Trinkwassersysteme in 4 Gemeinden
- Förderung und Bau von 84 Handwaschanlagen in Schulen und Gesundheitseinrichtungen