Die Waldfläche Tadschikistans macht weniger als drei Prozent der Landesfläche aus und schrumpft weiter. Holz ist für die ländliche Bevölkerung der ärmsten Republik Zentralasiens ein wichtiger Rohstoff zum Heizen und Kochen. Vor allem im Winter sind die Menschen nicht ausreichend mit Strom versorgt und nutzen ineffiziente Herde und Öfen zur Verbrennung von Holz. Mehr als zwei Drittel der Energie gehen dabei verloren. Den Geräten fehlt außerdem häufig eine Abgasführung, sodass die Zahl der Atemwegserkrankungen hoch ist, insbesondere bei Frauen.
Handwerker*innen und Betriebe können durch die mangelhafte Stromversorgung im ländlichen Raum saisonal nicht tätig werden. Es sei denn, sie arbeiten zu hohen Kosten mit fossil betriebenen Generatoren. Die landwirtschaftliche Produktion in Tadschikistan liegt gebietsweise seit langem unter der Norm. Landwirt*innen nutzen Anbaumethoden aus der sowjetischen Großflächenwirtschaft, die nicht auf die zur Verfügung stehenden Böden angepasst sind. Bodenverarmung und Erosion sind weit verbreitet. Die Einkommen aus der Landwirtschaft reichen kaum zum Leben.
Energieeffiziente Ansätze für Mensch und Umwelt
Die Welthungerhilfe setzt sich gemeinsam mit lokalen und internationalen Partnern für die Bevölkerung in den ländlichen Bezirken Zentral-Tadschikistans ein. Dazu nutzt sie neue Ansätze in der Energieversorgung und Landwirtschaft. Rund 32.000 Menschen werden so direkt unterstützt, weitere 80.000 mittelbar. Atemwegserkrankungen gehen messbar zurück. Der Ausstoß von Kohlendioxid wird um rund 1.800 Tonnen pro Jahr reduziert.
Verbesserungen für Energieversorgung und Landwirtschaft:
- Durch den Bau von fünf Kleinwasserkraftwerken und 20 Photovoltaik-Anlagen, die Wasserpumpen antreiben, können in Berggemeinden Holz, Kohle und Diesel durch Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzt werden.
- Lokal produzierte, holzsparende Küchenherde und Heizsysteme werden vertrieben.
- Die Isolation von Häusern wird verbessert.
- In tausenden Haushalten wird vorgestellt, wie Brennstoffverbrauch kostengünstig verringert werden kann. 600 extrem bedürftige Familien erhalten subventionierten Zugang.
- In 130 öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäusern werden Effizienzmaßnahmen durchgeführt, insbesondere in der Heiztechnik.
- Auch Handel und Gewerbe werden gestärkt: Rund 40 Betriebe profitieren von Elektrifizierung und neuen Umsatzmöglichkeiten.
- Zehn innovative kleinbäuerliche Kooperativen werden bei der Umstellung ihrer Betriebsführung hin zu einer angepassten, ressourcenschonenden Landwirtschaft unterstützt, die robuster auf klimatische Veränderungen reagiert.
- Diese Modellbetriebe dienen als Anschauungs- und Schulungsfarmen für 500 Landwirt*innen und Entscheidungsträger aus dem Bezirk.
Schutz für Tadschikistans Wälder
Tadschikistan gehört zu den 30 weltweit am stärksten von Klimawandel betroffenen Ländern. Da Zugang und Nutzung der verbliebenen Waldgebiete des Landes weitgehend unreguliert erfolgen, wird dem Wald doppelt bis dreifach so viel Holz entnommen, wie natürlich nachwächst. Die staatlichen Forstbehörden kommen ihren Aufgaben nicht hinreichend nach und gerodete Flächen werden nicht wieder aufgeforstet.
So unterstützt die Welthungerhilfe den Schutz Tadschikistans Wälder:
- In Gebieten mit verbliebenen Waldflächen sollen Strukturen für eine gemeinsame Forstverwaltung etabliert werden (Joint Forest Management).
- Zehn Anrainergemeinden verbliebener Waldbestände sowie zehn Gemeinden in degradiertem Tiefland werden in nachhaltiger Bewirtschaftung und Rehabilitierung der Flächen unterstützt.
- Ein Abkommen zwischen staatlicher Forstverwaltung und lokalen Gemeinschaften soll entstehen: Die staatlichen Forstbehörden profitieren von Schulungen und technischer Ausrüstung, die sie befähigen, ihre Aufgaben besser wahrzunehmen. Dorfbewohner sollen sich verpflichten, Waldressourcen vor Feuer, Weidegang und illegaler Ernte zu schützen.
- In degradierten Tieflagen der Region sollen Brennholzpflanzungen die Energieknappheit der Bevölkerung mittelfristig lindern.