Ausbildungsprogramm Skill Up!
Job-Chancen und ein besseres Leben für Auszubildende, Trainer*innen und ihre Familien.

Lillian hatte weder eine unbeschwerte Teenagerzeit noch einen leichten Start ins Berufsleben. Als sie elf Jahre alt war, starben ihre Eltern an AIDS. Es kostete sie viel Kraft, doch sie ging weiter zur Schule und machte ihren Abschluss. Danach zog sie aus ihrem Dorf im Westen Kenias zu ihrer Tante nach Nairobi, um Arbeit zu finden – jedoch ohne Erfolg. Als sie schwanger wurde und ihr Freund sie verließ, wusste sie nicht mehr weiter – bis sie von einem Ausbildungsprogramm Skill Up! für benachteiligte Jugendliche hörte und sich dafür bewarb. Heute ist sie Elektrikerin, steht auf eigenen Füßen und blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Ausbildung als Schlüssel für Entwicklung
Weltweit sind laut Internationaler Arbeitsorganisation 71 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos. Allein in Afrika werden bis 2030 mindestens 150 Millionen junge Frauen und Männer auf den Arbeitsmarkt drängen. Die Ausbildung von Jugendlichen und der Aufbau von Arbeitsmärkten in Armutsregionen sind der Schlüssel für Entwicklung, Wirtschaftswachstum und den Weg aus Hunger und Armut. 2015 wurde das länderübergreifende Programm Skill Up! – qualifiziere dich! auf Initiative von Gudrun Bauer ins Leben gerufen und in einer Kooperation zwischen der Bauer Charity gGmbH und der Welthungerhilfe entwickelt. Das Programm bietet 21.000 jungen Frauen und Männern zwischen 15 und 35 Jahren in Afghanistan, Indien, Kenia, Malawi, Nepal, Sierra Leone, Tadschikistan, Uganda und Burundi die Chance, sich beruflich zu qualifizieren.
Gut für die Wirtschaft – und das Selbstbewusstsein
Skill Up! bietet Jugendlichen nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe die Chance, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Die Ausbildungsangebote in den einzelnen Ländern sind praxisnah, bedarfsgerecht, an den jeweiligen Standort angepasst und richten sich an junge Menschen – insbesondere junge Frauen –, die unter besonders schwierigen Bedingungen leben. Neben den handwerklichen Fertigkeiten erwerben die Auszubildenden betriebswirtschaftliche Grundlagen und Alltagskompetenzen wie Verlässlichkeit, Durchsetzungsvermögen und Teamfähigkeit. Diese sogenannten Life Skills stärken das Selbstbewusstsein der Jugendlichen und helfen ihnen entscheidend auf ihrem weiteren Arbeitsweg. Gleichzeitig qualifiziert das Programm Ausbilder*innen, fördert lokale Unternehmen, entwickelt Curricula und Bildungskonzepte und stärkt die staatlichen Strukturen, damit die Projekte langfristig allein laufen können.
In diesen Ländern laufen Skill Up!-Projekte
- Afghanistan: Vor allem junge Frauen, die oft Einschränkungen hinnehmen müssen, werden in der Seidenraupenzucht und der Teppichweberei geschult. Damit können sie selbständig zu Hause ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Inklusive der Ausbildung auch von jungen Männern werden durch Skill Up! in Afghanistan insgesamt rund 900 junge Menschen eine Perspektive gegeben.
- Indien: In den Green Colleges, berät und unterstützt die Welthungerhilfe kleinbäuerliche Landwirt*innen im Rahmen von Schulungen mit dem Fokus auf nachhaltiger Landwirtschaft, verbessert den Zugang zu neuen Technologien, Markt und Finanzinstitutionen. Insgesamt 3.350 Menschen werden in Indien geschult.
- Kenia: Etwa 2.100 junge Menschen erhalten Schulungen im Rahmen von Workshops und in Privatbetrieben. Es werden Trainings im Bereich KFZ-Mechanik, Elektrotechnik, Gastronomie, Frisörhandwerk, ICT-Information and Communication Technology und Landwirtschaft angeboten.
- Malawi: Eine der jüngsten Bevölkerungen der Welt wird hier in nachgefragten Berufen ausgebildet. Die 600 jungen Erwachsenen schließen ihre Ausbildung mit einem staatlich anerkannten Diplom ab.
- Nepal: Der jungen Generation soll eine Beschäftigung im „Grünen Sektor“ ermöglicht werden, z.B. beim nachhaltigem Lebensmittelanbau. Die besten der rund 3.000 Absolvent*innen mit guten Ideen werden bei der Unternehmensgründung begleitet und unterstützt, sie werden zu „Ökopreneur*innen“ ausgebildet.
- Sierra Leone: Knapp 5.000 Auszubildende erhalten Schulungen in technischen und Entrepreneurs-Fähigkeiten. Mobile Trainingsteams organisieren bedarfsorientierte Kurse z.B. in Solarenergie, Müllerverwertung, Bewässerung und Landwirtschaft.
- Tadschikistan: Ziel ist die Vermittlung von handwerklichen, kaufmännischen und Entrepreneurs-Fähigkeiten. 2.250 junge Erwachsene erhalten hier eine dreimonatige Ausbildung und werden auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt.
- Uganda: Das Training der Auszubildenden erfolgt in handwerklichen Betrieben sowie Unterricht auf dem Campus in Selbstmanagement und kaufmännischen Skills. Insgesamt werden in Uganda 540 junge Menschen mit dem Ausbildungsprogramm erreicht.
- Burundi: An drei Standorten bekommen junge Lernende Schulmaterialien zur Verfügung gestellt. Damit sind sie bestens gerüstet für eine grundlegende Ausbildung in verschiedenen Berufsfelder, darunter Land- und Viehwirtschaft, Bauwesen, Tischlerhandwerk und Näherei. Insgesamt 133 Auszubildende nehmen im ersten Jahr am Trainingsprogramm in Burundi teil.
Neben Fachwissen und praktischen Kompetenzen gewinnen die jungen Teilnehmenden auch an Selbstbewusstsein und mentaler Starke. "Allen jungen Müttern da draußen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll, und die hoffnungslos sind, soll meine Geschichte Mut machen und vielleicht die Augen öffnen", sagt Lillian heute.