Wenn Menschen vor Krieg, bewaffneten Konflikten und Gewalt aus Ihrer Heimat flüchten müssen, werden sie als Kriegsflüchtlinge bezeichnet. Die Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten.
Fluchtursachen
Viele Menschen haben im letzten Jahrzehnt ihre Heimat verlassen – unfreiwillig. Warum fliehen Menschen aus ihrem Land oder flüchten innerhalb ihres eigenen Landes? Flucht hat oft vielfältige Gründe. Was die wesentlichen Fluchtursachen sind und wie man ihnen entgegenwirken kann.
Die Welthungerhilfe spricht von Ländern des Globalen Südens und Nordens. Die Bezeichnungen versuchen, eine wertfreie Beschreibung zwischen den unterschiedlichen Ländern in einer globalisierten Welt zu schaffen und auf eine Hierarchisierung zu verzichten. Auf den Begriff Entwicklungsland oder Bezeichnungen wie dritte oder vierte Welt wird deshalb verzichtet.
120 Millionen Menschen sind laut aktuellem UNHCR-Bericht „Global Trends“ weltweit auf der Flucht vor Krieg, Gewalt oder politischer Verfolgung (Stand Mai 2024). Circa 68,3 Millionen davon sind Binnenvertriebene, die innerhalb ihres eigenen Landes Zuflucht vor Konflikten und Gewalt suchen. Weitere schätzungsweise 5,9 Millionen, die nicht in der Statistik zu Menschen auf der Flucht erfasst sind, flüchteten aufgrund von Naturkatastrophen im eigenen Land.
Die Auswirkungen der Klimakrise und damit verbunden oft Armut, Hunger oder im schlimmsten Fall eine Hungersnot sind enorm gestiegen. Vor allem in Ländern des globalen Südens, wo bereits Armut und Hunger herrscht und die Perspektivlosigkeit groß ist, sind die Menschen zunehmend gefährdet.
Fluchtgründe – multiple Krisen nehmen zu
Wenn physische, soziale, wirtschaftliche und politische Sicherheit nicht mehr gegeben ist und Menschen in ihrer Heimat keine Perspektive für sich und ihre Familien sehen, verlassen sie ihr Zuhause – die Gründe für Flucht und Migration sind oft vielfältig.
Krieg, Not, Verfolgung und Perspektivlosigkeit im Herkunftsland – das sind die bekanntesten Fluchtgründe, die Schutzsuchende häufig als Motive für ihre Flucht nennen. Doch neben den genannten Gründen für Flucht und Migration tragen zunehmend die Folgen der Klimakrise dazu bei, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Auch die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass Menschen aus ihrem Land geflüchtet sind.
Fluchtursachen im Überblick
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Krieg und bewaffnete Konflikte führen dazu, dass Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten. Aufgrund des Angriffes durch Russland auf die Ukraine befinden sich circa 6 Millionen Menschen, zumeist Frauen und Kinder, in Nachbarländern auf der Flucht. Laut Bericht des UNHCR gibt es zusätzlich über 3,7 Millionen Binnengeflüchtete.
Der Bürgerkrieg in Syrien hat über 6,4 Millionen Syrer*innen aus ihrem Heimatland vertrieben, knapp 7,2 Millionen Geflüchtete sind dazu innerhalb ihres Landes geflohen. Sie gelten somit als Binnenflüchtlinge.
In der äthiopischen Region Tigray sind Millionen Menschen geflüchtet, um sich vor Kämpfen und Krieg in Sicherheit zu bringen. Die Kriege im Irak und in Afghanistan in den frühen 1980er, 90er und 2000er-Jahren hatten ebenfalls zur Folge, dass viele Menschen ihr Land verlassen haben. Oft bedingen sich Fluchtursachen gegenseitig oder verstärken sich, zum Beispiel die Fluchtursachen in Afghanistan. -
Verfolgung aufgrund von Diskriminierung und Unterdrückung sowie damit verbunden Gewalt, ist ein häufiger Grund, warum Menschen flüchten. Aufgrund ihrer Religion, sexuellen Orientierung, Hautfarbe, politischen Einstellung oder Nationalität fühlen sich Menschen in ihrem Heimatland nicht mehr sicher.
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Hunger, Armut und Perspektivlosigkeit sind Faktoren dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Sei es durch Krieg und Gewalt oder klimatische Veränderungen. Oftmals ist von „Wirtschaftsflüchtlingen“ die Rede. Wenn Hungerkrisen in der Heimat hinzu kommen und Menschen bereits krank oder geschwächt flüchten, kann die Flucht fatal sein. Endlose Märsche bei Regenfällen oder großer Hitze sind enorme Strapazen, die sie oft nicht überleben. Lange Phasen mit nicht ausreichender, geschweige denn gesunder Nahrung lassen, viele Flüchtlinge und Binnenvertriebene unter Mangelernährung oder Hunger leiden. Perspektivlosigkeit ist, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, im Zusammenspiel mit anderen Faktoren, auch eine Folge von kolonialer Ausbeutung, die sich bis heute durch postkoloniale Strukturen fortsetzt.
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Klimakrise: Die Krise und ihre Auswirkungen sind zunehmend spürbar und könnten bis 2050 dazu führen, dass die Zahl der Klimaflüchtlinge auf über 140 Millionen steigt. Zunehmende Wetterextreme, der steigende Meeresspiegel oder die Veränderung der Ökosysteme haben gravierende negative Auswirkungen auf die Lebensgrundlage vieler Menschen. Die Klimakrise steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Armut und Hunger und fördert indirekt bereits bestehende und neue Konflikte.
Wie Klimawandel und Flucht/Migration zusammenhängen
Fluchtursachen bekämpfen
Die steigenden Zahlen von Flüchtlingen zeigen, dass die internationale Gemeinschaft mehr in die Minderung von Fluchtursachen investieren muss. Die Reduzierung der Ursachen von Migration und Flucht ist eine politische Daueraufgabe.
Eine immer wichtigere Rolle spielen die Binnenvertriebenen – Menschen, die innerhalb ihres Landes Zuflucht suchen. Bis Ende 2023 wurden circa 68,3 Millionen Menschen innerhalb ihrer Heimatländer vertrieben. In einigen Konfliktgebieten erhalten die Asylsuchenden zwar Unterstützung durch das UNHCR, im Rahmen der Genfer Flüchtlingskonvention werden sie aber nicht berücksichtigt.
Eine Vermischung der Faktoren, die Menschen zur Flucht veranlassen, nimmt zu. Die Politik muss dringend handeln und nachjustieren. Denn wenn zum Beispiel eine Hungersnot als Folge von Unwetterereignissen entsteht und die Menschen flüchten müssen, darf kein Unterschied mehr gemacht werden, ihnen Hilfe zukommen zu lassen, auch wenn sie innerhalb ihres Landes Schutz gesucht haben.
Veränderungsbedarf beim Umgang mit den Themen Flucht, Vertreibung und Migrationszwänge.
So unterstützt die Welthungerhilfe
Menschen benötigen oftmals Hilfe von außen, wenn sie in ihrer Heimat keine Perspektive mehr sehen, unter Armut und Hunger leiden, von Krieg, Gewalt oder den Auswirkungen der Klimakrise bedroht sind. Die Welthungerhilfe hat jahrzehntelange Erfahrung bei der Versorgung von Flüchtlingen und Migrant*innen. Auf Basis dieser setzen wir uns für politische Veränderungen im Umgang mit Flüchtlingen ein – auch in der deutschen und europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik.
Moderne Humanitäre Hilfe und insbesondere Entwicklungszusammenarbeit helfen, Fluchtursachen zu bekämpfen und neue Perspektiven für Geflüchtete zu eröffnen. Die meisten werden innerhalb ihres Landes oder in Nachbarländern aufgenommen, häufig in Asien und Afrika. Diese Länder dürfen nicht im Stich gelassen werden, da gerade die Industriestaaten oft eine Mitverantwortung an der Flucht verursachenden Situation tragen.
Es braucht global innovative Unterstützungsansätze, die über die üblichen Versorgungsleistungen wie Nahrung und Unterkunft hinausgehen. Die Menschen brauchen auch psychosoziale Betreuung, einen Zugang zu Bildung und Arbeit und Rechtsberatung. Es müssen Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung geschaffen werden, die sich an der Agenda 2030 orientiert. Mit Strategien zur Krisen- und Konfliktprävention, fairen Handelsbeziehungen und einer gerechten Finanz-, Wirtschafts- und Umweltpolitik.
Unsere Arbeit in vielen Projekten hat gezeigt, dass diese zur gesellschaftlichen und landwirtschaftlichen Entwicklung beiträgt. Sie macht Menschen widerstandsfähiger und hilft ihnen dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dabei spielen auch gezielte Präventionsmaßnahmen eine große Rolle, um beispielsweise besser auf Krisen wie Konfliktbewältigung oder Naturkatastrophen vorbereitet zu sein.