So setzt sich die Welthungerhilfe weltweit für Flüchtlinge ein.
Fluchtursachen bekämpfen und Migration gestalten
Gemeinsam lebenswerte Perspektiven schaffen, damit Menschen in ihrer Heimat bleiben können
Aktuell sind weltweit über 100 Millionen Menschen (Stand: Mitte 2022) auf der Flucht – die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnung internationaler Fluchtbewegungen. Unter den Geflüchteten befinden sich circa 60 Millionen Menschen, die innerhalb ihres Landes vor allem vor Konflikten, Verfolgung und schweren Menschenrechtsverletzungen ausgewichen waren. Rund 40 Millionen Menschen suchen in einem anderen Land Schutz. Die Flüchtlingszahlen sind zuletzt durch den Angriffskrieg auf die Ukraine stark gestiegen, mit über 6 Millionen Flüchtlingen und weiteren 7 Millionen Binnenflüchtlingen. Die drei Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen im Jahr 2021 waren Syrien (6,8 Millionen), Venezuela (4,6) und Afghanistan (2,7 Millionen). 42% der weltweiten Menschen auf der Flucht sind Kinder.
Getrieben durch Konflikte und Gewalt, Hunger und extreme Armut oder durch die Folgen des Klimawandels, suchen die weitaus meisten Menschen also Schutz im eigenen Land oder in Nachbarstaaten. In vielen dieser Länder arbeitet die Welthungerhilfe seit langem mit Flüchtlingen, auf ganz unterschiedlichen Stationen der Flucht. Die Projekte der Welthungerhilfe eröffnen derzeit rund 2,7 Millionen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen Perspektiven auf ein würdiges Leben. Auf Basis dieser praktischen Erfahrungen setzt sich die Welthungerhilfe für politische Veränderungen im Umgang mit Flüchtlingen ein – auch in der deutschen und europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik.
Im Schatten der Flüchtlingsbewegungen erreicht auch die Gesamtzahl der Migrant*innen neue Höchstzahlen. Neben Flüchtlingen handelt es sich hierbei zumeist um Menschen, die dem Elend oder der Perspektivlosigkeit ihrer Heimatländer entkommen möchten; Bildungs- und Arbeitsmigrant*innen bilden hier den Hauptanteil. Während Flüchtlinge oder Zwangsmigrant*innen unter den Schutz der Genfer Konvention fallen, sind andere Formen der Migration nicht geregelt.
Politik muss nachhaltige Entwicklung fördern
Die Bekämpfung der Ursachen von Flucht und erzwungener Migration kann nicht allein den Hilfsorganisationen oder der Entwicklungspolitik aufgebürdet werden. Sie können durch humanitäres Engagement Leiden mindern und auch Perspektiven fern der Heimat schaffen, aber die Überwindung der eigentlichen Ursachen ist Aufgabe der gesamten Politik, allen voran der Außen- und Sicherheitspolitik. Von ihr fordert die Welthungerhilfe auch, die Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen, die sich an der Agenda 2030 orientiert. Mit fairen Handelsbeziehungen, einer gerechten Finanz-, Wirtschafts- und Umweltpolitik und Strategien zur Krisen- und Konfliktprävention. Das sind langfristig die besten Strategien zur Bekämpfung von Fluchtursachen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte setzt sich die Welthungerhilfe dafür ein, dass Migration nicht bekämpft, sondern angemessen geregelt wird. Menschen verlassen ihre Heimat in aller Regel nicht gerne; Entwicklungszusammenarbeit kann dazu beitragen, dass sie eine Wahl treffen können und nicht gezwungen sind, wegzugehen. Sie kann auch dabei eine wichtige Rolle spielen, Angebote und Arbeitsmöglichkeiten für Rückkehrer*innen in ihren Heimatländern zu schaffen.
Die Ursachen von Flucht bekämpfen, nicht nur die Symptome
In vielen Krisenregionen unterstützt die Welthungerhilfe Menschen, die geflüchtet sind. Sie stellt Notunterkünfte bereit, verteilt Nahrungsmittel und organisiert Schulunterricht. Aufgrund ihrer langjährigen Projekterfahrung weiß sie: Menschen werden nur in ihrer Heimat bleiben, wenn sie dort Bedingungen für eine bessere Zukunft vorfinden. Die Geflüchteten werden daher nicht nur mit dem Nötigsten versorgt, sondern die Hilfe ist darauf ausgerichtet, die Lebensbedingungen langfristig und nachhaltig zu verbessern. Wenn es gelingt, die Bildung und Ausbildung auf einen höheren Stand zu bringen, die ländliche Entwicklung zu fördern und Arbeit zu schaffen, dann können lebenswerte Perspektiven auch dort entstehen, wo die Menschen am liebsten bleiben möchten.