Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Seiteninhalt springen Zum Footer springen

Humanitäre Advocacy

In unserer humanitären Advocacy-Arbeit sensibilisieren wir sowohl die nationale und internationale Politik als auch Finanzierungspartner für die Notwendigkeit und Weiterentwicklung von Humanitärer Hilfe.

Jessica Kühnle im Gespräch mit einer älteren syrischen Frau
Jessica Kühnle, Communications Expert, bei einem Projektbesuch in der türkischen Provinz Mardin nahe der syrischen Grenze. Hier spricht sie mit einer aus Syrien geflüchteten Frau über ihre Erlebnisse und über ihr Leben in der Türkei. © Welthungerhilfe
Bettina Ide Welthungerhilfe, Team Policy & External Relations

Unter Humanitärer Hilfe versteht man nicht nur Nothilfe in Katastrophen- und Konfliktsituationen. Mit unserer humanitären Advocacy-Arbeit geht es auch um die Schaffung und Erhaltung von politischen und juristischen Rahmenbedingungen, die finanzielle Ausstattung und die konzeptionelle Weiterentwicklung der lebensrettenden Hilfe.

Wir machen Politiker*innen und finanzielle Partner wie beispielsweise das Auswärtige Amt darauf aufmerksam, ausreichend finanzielle Mittel für Humanitäre Hilfe bereitzustellen und sich dafür stark zu machen, dass Menschenrechte und internationale rechtliche Rahmenbedingungen eingehalten werden. Gemeinsam mit anderen Organisationen schaffen wir mit dieser Advocacy-Arbeit die notwendigen Voraussetzungen für effiziente und effektive Humanitäre Hilfe – der überlebenswichtigen Hilfe für Menschen in Not.

Humanitäre Prinzipien müssen eingehalten werden

Im Jahr 2018 erklärte die UN das vorsätzliche und systematische Aushungern als Methode der Kriegsführung zum Kriegsverbrechen. In den letzten Jahren kam diese Kriegstechnik jedoch weiterhin im Einsatz. So wurde beispielsweise in Syrien und im Jemen der Zugang zu Menschen in Not bewusst eingeschränkt. Regelmäßig werden Mitarbeiter*innen von Hilfsorganisationen angegriffen oder ihnen wird der Zugang zur betroffenen Bevölkerung verwehrt. Die Welthungerhilfe verschafft diesem Thema regelmäßig Gehör und fordert, dass solche völkerrechtlichen Verstöße verurteilt werden müssen.

Mehr Geld für Humanitäre Hilfe – besonders für lokale Akteure

Wir arbeiten eng mit lokalen Akteuren zusammen und möchten ihre Kapazitäten stärken.

Krisen und Konflikte nehmen zu – immer mehr Menschen benötigen humanitäre Unterstützung. Die finanziellen Mittel für lebensrettende Hilfe steigt aber nicht gleichermaßen, deshalb zeichnet sich eine zunehmende Finanzierungslücke ab. Die G7 haben in ihrem „Pakt gegen Hungersnöte und humanitäre Krisen“ versprochen, mehr Geld für lebensrettende Hilfsprogramme, vorausschauende und flexibel gestaltete Hilfe sowie die Stärkung friedenssichernder Diplomatie bereitzustellen. Die Welthungerhilfe fordert die G7 dazu auf, dieses Versprechen auch einzuhalten.

Mehr finanzielle Mittel alleine reichen jedoch nicht aus, sie müssen auch sinnvoll verteilt werden. Der größte Teil fließt nämlich an internationale Hilfsorganisationen und Akteure. In der Regel sind es jedoch die lokalen Akteure, die nach einer Krise oder Katastrophe vor Ort sind und als erste helfen. Die Welthungerhilfe setzt sich deshalb dafür ein, dass lokale Organisationen eine führende und koordinierende Rolle in der internationalen humanitären Akteurs-Landschaft einnehmen. Dafür müssen ihnen auch direkte finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Hilfe leisten, noch bevor eine Krise eintritt

Die Erfahrung aus vergangenen Nothilfe-Einsätzen hat uns gelehrt, dass weniger Menschenleben zu beklagen und weniger Schäden zu reparieren sind, wenn frühzeitig auf Krisen reagiert wird. Im Idealfall werden bereits vor einer Katastrophe vorbeugend Maßnahmen getroffen, anstatt nachträglich Hilfe geleistet. Das erfordert ein Umdenken auf vielen Ebenen – Die Welthungerhilfe treibt diesen Humanitären Paradigmenwechsel aktiv voran. Wir integrieren den Ansatz in unsere Projektarbeit und machen in unserer Advocacy-Arbeit politische Entscheider*innen und Finanzierungspartner auf den notwendigen Wandel aufmerksam.

Exkursion: Was ist der Grand Bargain und der Humanitäre Paradigmenwechsel?

Im Jahr 2016 fand der erste Humanitäre Weltgipfel statt, auf dem die „Agenda for Humanity“ verabschiedet wurde – mit dem Ziel, das humanitäre System zu verbessern. Unterschrieben wurde diese Agenda von 63 wichtigen Geberländern, darunter auch Deutschland, Organisationen der UN, Nichtregierungsorganisationen und der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. In diesem Rahmen wurde auch der Grand Bargain unterzeichnet: Insgesamt 51 Selbstverpflichtungen, die Humanitäre Hilfe effektiver und effizienter gestalten sollen. Sie umfassen Themen wie die Stärkung lokaler Akteure (Lokalisierung), die bessere Verknüpfung von Humanitärer Hilfe, Friedensförderung und Entwicklungsarbeit sowie das kollektive Umdenken von Humanitärer Hilfe – weg von der reinen Krisenreaktion hin zur Vorsorge. Dieser „Humanitäre Paradigmenwechsel“ setzt einen Fokus auf Katastrophenvorsorge, Frühwarnsysteme und die Stärkung der Resilienz der von Krisen und Katastrophen bedrohten Bevölkerung.

Gemeinsam mehr erreichen

Um unserer humanitären Advocacy-Arbeit größeres Gehör zu verschaffen, haben wir uns in Bündnissen mit anderen Organisationen zusammengetan. Zum Beispiel vertritt VENRO, der Dachverband entwicklungspolitischer und humanitärer Organisationen in Deutschland, die Interessen seiner Mitglieder auch auf politischer Ebene – und das europäische Netzwerk VOICE ist ein wichtiger Gesprächspartner der Europäischen Union zu allen Themen rund um Nothilfe und Katastrophenvorsorge.

Außerdem koordiniert die Welthungerhilfe ihre humanitäre Arbeit global und auf Landesebene mit weiteren humanitären Akteuren. Über diese Koordinierungsmechanismen (humanitäre Cluster) können wir gemeinsam mit den anderen humanitären Akteuren auch globalen Forderungen Gehör verschaffen. Beispielsweise wird über diesen Weg jedes Jahr erhoben, wie viele finanzielle Mittel zur Bewältigung einer bestimmten humanitären Krise benötigt werden. Die Bedarfe der betroffenen Menschen und die benötigten Mittel um sie zu unterstützen werden jährlich in den „Humanitarian Needs Overviews“ und „Humanitarian Reponse Plans“ veröffentlicht.

Das könnte Sie auch interessieren