Ohne eine ambitionierte Klimapolitik bleibt die Ernährungssicherung auf der Strecke.
Bodenerosion - gefährlich und unterschätzt
Fruchtbare Böden sind unsere wichtigste Produktionsgrundlage – eine Grundlage, die jedoch zunehmend in Gefahr ist. Ein Grund dafür ist die sogenannte Bodenerosion.

Wenn wir von “unserer Erde” reden, meinen wir in der Regel unseren Planeten. Diese Bezeichnung ist kein Zufall, denn die sprichwörtliche Erde, auf der wir leben, ist ein genauso komplexes und empfindliches Ökosystem, wie der Planet in seiner Gesamtheit.
Der Boden unter unseren Füßen ist viel mehr als eine Oberfläche, auf der wir uns bewegen, oder bauen. Er ist eine Grundlage für unser Leben, denn auf ihm wachsen Pflanzen, die uns oder Tieren als Nahrung dienen. Fruchtbare Böden sind unsere wichtigste Produktionsgrundlage - eine Grundlage, die jedoch zunehmend in Gefahr ist. Ein Grund dafür ist die sogenannte Bodenerosion.
Bodenerosion
Bei einer Erosion werden Bodenpartikel durch Wind oder Wasser abgetragen, was den Boden zunehmend zerstört. Eigentlich ein natürlicher Prozess, der jedoch durch die Bodenbearbeitung des Menschen um ein Vielfaches verstärkt wird.
Seit der Erfindung der Landwirtschaft wurde etwa die Hälfte der Oberfläche unseres Planeten in landwirtschaftlich nutzbare Flächen umgewandelt. Flächen, die sich sonst mittels natürlicher Prozesse regulieren, werden nun durch unseren Einfluss bei genau diesen Prozessen gestört. Dabei führen falsche Bewirtschaftung, Überbeanspruchung und übermäßiger Einsatz von Dünger zur Bodenerosion und letztlich zur Bodendegradation, also einer irreversiblen Veränderung der Strukturen und Funktionen des Bodens.
Wind und Wasser haben leichtes Spiel

Unsere landwirtschaftlichen Prozesse haben dazu beigetragen, dass die Böden anfälliger für Winderosion und Wassererosion geworden sind. Oft ist der Bodenabtrag so stark, dass ganze Regionen nicht mehr bewirtschaftet werden können. Schätzungsweise 60-80 Prozent der weltweiten Bodenerosion gehen zu unseren Lasten. Mittlerweile gelten 23 Prozent der bewachsenen Flächen als nachhaltig geschädigt.
Hauptfaktoren für die erhöhte Gefährdung durch Bodenerosion:
- Überweidung: Das übermäßige Abgrasen von Pflanzen durch eine zu hohe Anzahl von Nutztieren führt dazu, dass die Pflanzendecke degradiert. Weniger Pflanzen bedeuten weniger Bodenbedeckung und somit weniger Schutz vor Witterungsbedingungen. Überweidete Böden sind daher stark erosionsgefährdet. Überweidung kann im Extremfall zur Wüstenbildung (Desertifikation) führen.
- Übernutzung: Die konventionelle Landwirtschaft setzt auf möglichst hohe Erträge in möglichst kurzen Abständen. Ackerland wird zu diesem Zweck immer wieder aufs Neue gepflügt und bepflanzt. Dadurch bleiben die Reste der vorherigen Ernte nicht auf der Bodenoberfläche, wo sie als Mulch eine Schutzschicht vor aufprallendem Regen bilden würden. Dazu zerstört fortwährendes Pflügen auch immer die Struktur des Bodens, der dadurch an Stabilität verliert.
- Entwaldung: Das Abholzen von Bäumen, besonders in Hanglagen, macht solche Böden anfälliger für Erosion, die sonst durch ein starkes Wurzelgeflecht zusammengehalten werden. Bei starken Regenfällen kommt es ohne die natürlichen Befestigungen teils zu massiven Erdrutschen.
Folgen der Bodenerosion
Die unmittelbaren Folgen der Erosion unserer Böden lassen sich sowohl direkt auf der Ackerfläche als auch abseits dieser Fläche, auch On-Site und Off-Site genannt, beobachten.
On-Site:
- Der Boden verliert nach und nach seine Fruchtbarkeit.
- Auch Bodenfunktionen, wie Verunreinigungen zu filtern und Wasser zu speichern, nehmen ab.
- Auf unfruchtbarem Boden können Pflanzen nicht richtig wachsen. Das führt zu Ernteausfällen.
- Auch Überschwemmungen oder Starkwinde zerstören Ernteerträge.
Off-Site:
- Abgetragenes Bodenmaterial verunreinigt Wege, Straßen, Gräben und die Kanalisation.
- Im schlimmsten Fall zerstören Erdrutsche Felder oder Infrastruktur.
- Bei Starkregen sorgt der oberflächliche Wasserabfluss für Überschwemmungsgefahr. Überschwemmungen zerstören die Ernte auch auf benachbarten Feldern.
- Im Boden gebundene Schadstoffe können in benachbarte Gewässer oder Ökosysteme migrieren.
In vielen Teilen der Welt ist Bodenerosion ein Faktor für Hunger
Der Verlust von fruchtbarem Land ist eine Gefahr, die deswegen so schädlich ist, weil sie sich schleichend anbahnt. Schon heute hungern auf der Welt 733 Millionen Menschen. Wenn wir weiterhin wertvolles Ackerland einbüßen, könnten weltweit über 1,5 Milliarden Menschen in ihrer Existenz bedroht sein. Besonders betroffen sind Afrika und Asien, also gerade jene Kontinente, für die bis 2050 ein enormes Bevölkerungswachstum prognostiziert wird.
Auch der Klimawandel trägt mit extremen Dürren oder Überschwemmung zu massivem Bodenverlust bei. Für viele Menschen, die einzig und alleine von der Landwirtschaft leben, ist das eine Katastrophe. Sie verlieren durch die Bodenerosion und ihre Folgen sämtliche Erträge, was dazu führt, dass sie sich und ihre Familien nicht ausreichend mit Nahrung versorgen können. Vielerorts fehlt das Wissen über moderne, bodenschonende Anbaumethoden oder Maßnahmen zum Erosionsschutz. So kommt es immer wieder zu starken Bodenbelastungen. In Haiti beispielsweise hat die massive Rodung des Regenwaldes für brachliegende Flächen gesorgt, die starken Regenfällen einfach nicht mehr standhalten können. Schwere Überschwemmungen und Erdrutsche sind die Folgen.
Was können wir gegen Bodenerosion tun?
Um der Bodenerosion entgegenzuwirken, haben sich verschiedene Maßnahmen als wirksam erwiesen. Grundsätzlich gilt: Ein gut bedeckter Boden ist ein widerstandsfähiger Boden. Dichte Wälder, Rasenflächen und bestimmte Feldpflanzen tragen zur Stabilität des Bodens bei und erhöhen seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungsbedingungen.
In der Landwirtschaft haben sich im Laufe der Jahre mehrere bodenschonende Verfahren etabliert. Eines davon ist das Mulchsaatverfahren, bei dem die neue Aussaat direkt in die Rückstände der vorherigen Pflanzen gesät wird. Dabei verzichten die Landwirt*innen gänzlich darauf, den Boden vorher zu pflügen. Der auf dem Feld liegende Mulch bildet so eine Schutzschicht, die Wasser- und Winderosion gleichermaßen trotzt.
Darüber hinaus helfen sogenannte Windschutzhecken die Schäden durch Winderosion zu minimieren, indem sie die Energie des Windes am Boden abschwächen.