Bewaffnete Konflikte und Hunger bedingen sich gegenseitig. Wie kann der Teufelskreis unterbrochen werden?
Dürre: Trockene Böden führen zu Hunger und Konflikten
Rissige Böden, verdorrte Felder, ausgetrocknete Flussbetten - auch Deutschland hat in den letzten Jahren vermehrt mit Trockenheit und Dürre zu kämpfen. Während das reiche europäische Land Ernteausfälle und Schäden durch Waldbrände jedoch kompensieren kann, bedrohen Dürrekatastrophen andernorts die Lebensgrundlagen vieler Menschen.
Bei einer Dürre handelt es sich um ein Wetterextrem, das entsteht, wenn der Niederschlag in einer bestimmten Region unterdurchschnittlich ausfällt oder ganz ausbleibt. Eine Dürre ist also verbunden mit einem ausgeprägten Mangel an Wasser, der zu einer weitläufigen Bodenerosion, bis hin zur Desertifikation führen kann. Dauert die Trockenheit über einen längeren Zeitraum an, spricht man von einer Dürreperiode. Dürren werden durch Hitzewellen verstärkt.
Vertrocknete Böden und Wasserknappheit haben desaströse Folgen für Mensch und Umwelt. Die UN schätzt, dass etwa 55 Millionen Menschen jährlich von Dürren betroffen sind. Am meisten diejenigen, die in den ärmsten Ländern der Welt leben. Alleine in Ostafrika leiden mehr als 36 Millionen unter den Auswirkungen einer seit Jahren andauernden Dürreperiode, die eine immensen Hungerkrise verursacht hat. Niederschlagsprognosen für Regionen in Ostafrika könnten die Situation nun verbessern. Ein wesentlicher Grund für diese anhaltende Bodentrockenheit ist der menschengemachte Klimawandel.
Unser Klima ändert sich. Die Erderwärmung hat zur Folge, dass auch die Menschen in Europa nicht mehr von Dürren verschont bleiben. In Deutschland beispielsweise sorgte eine nie da gewesene Hitze im Jahr 2018 für eine außergewöhnliche Dürre, die schwerwiegende Folgen für Landwirtschaft und Umwelt hatte. Während jedoch ein reiches Land wie Deutschland Ernteausfälle und Schäden durch Waldbrände kompensieren kann, bedrohen Dürrekatastrophen andernorts das Leben vieler Menschen.
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Wie eine Dürreperiode dem Boden schadet
Für den Boden haben Dürreperioden nachhaltig negative Auswirkungen. Trocknet er aus, verschwinden nach und nach wichtige Bakterien, die wichtig für die Stickstoffbindung sind und dem Boden das “atmen” erleichtern. Dazu kann der Boden durch stetige Verdunstung des Wassers versalzen. Es dauert mehrere Monate, bis sich das Ökosystem im Boden vollständig regeneriert.
Ein trockener Boden verliert zudem die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Vor allem, wenn es in Trockengebieten nach langer Zeit heftig regnet, sammelt sich Wasser auf der Oberfläche und trägt im schlimmsten Fall Bodenschichten ab. Das bedeutet eine zusätzliche Gefahr für Böden durch Wassererosion.
Technisch lassen sich Dürren in drei Kategorien unterteilen. Je nach Dauer und Auswirkungen spricht man von:
- Meteorologischer Dürre: Die Ausgangsform einer jeden Dürre. Hierbei handelt es sich um einen Zeitraum, in dem eine Region unterdurchschnittliche Niederschlagswerte aufweist.
- Landwirtschaftlicher Dürre: Ein lang andauernder, starker Mangel an Wasser, der negative Auswirkungen auf Pflanzenwachstum und Ernten hat.
- Hydrologischer Dürre: In diesem Fall liegt ein signifikanter Wassermangel an Grundwasser oder niedrige Wasserstände in Flüssen und Seen vor. Diese Form der Dürre kann zusätzlich durch schlechtes Wassermanagement beeinflusst sein.
Der sogenannte Palmer Drought Severity Index (PDSI) beinhaltet Merkmale wie Niederschlag, Bodentemperatur und Verdunstung und misst die Bodenfeuchte mittels einer Skala von -10 (trocken) bis +10 (feucht). Dabei gelten folgende Werte:
- Ein Wert von -4,0 und weniger bedeutet eine extreme Dürre
- Ein Wert von -3,0 bis -3,99 bedeutet eine starke Dürre
- Ein Wert von -2,0 bis -2,99 bedeutet eine mäßige Dürre
- Ein Wert von -0,5 bis -0,99 bedeutet eine beginnende Dürre
- Ein Wert von 0,49 bis -0,49 bedeutet eine normale Bodenfeuchte
Dürren sorgen für Hunger und Armut
Ohne Wasser kein Leben. Längere Dürreperioden sorgen weltweit immer wieder für Ernteeinbußen und Hunger. Besonders Menschen, die in ärmeren Ländern und hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, haben darunter zu leiden. Süßwasser ist in vielen Teilen der Welt ein knappes Gut und die Lage wird sich so schnell nicht verbessern. Dabei ist Wasser ein Menschenrecht. Dennoch wird das rapide Bevölkerungswachstum, mehrheitlich in Ländern des Globalen Südens, auf lange Sicht für einen vermehrten Bedarf an Lebensmitteln und somit auch an Wasser sorgen.
Die Landwirtschaft ist der am meisten von Dürren betroffene Wirtschaftszweig. Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Reis sind besonders wasserintensiv und somit anfällig für Trockenperioden. Ganze 22 Prozent des weltweiten Weizens wachsen in Landgebieten mit einem hohen Dürrerisiko. Das sind insgesamt rund 124 Millionen Tonnen, die aus gefährdeten Anbauregionen kommen (Reis 15,4 Prozent - 88 Millionen Tonnen, Mais 8,4 Prozent - 50 Millionen Tonnen).
Ernteeinbußen stürzen die Menschen gleich doppelt ins Elend. Auf der einen Seite können Familien nicht mehr von den eigenen Erzeugnissen leben, auf der anderen Seite schießen Lebensmittelpreise aufgrund der Knappheit in die Höhe. Menschen, die in Armut leben, können diese Preise nicht bezahlen und müssen Hunger leiden. Andere wiederum werden durch die erhöhten Preise in die Armut getrieben. Armutsbekämpfung und die Reduzierung von Hunger müssen also immer auch Strategien zum Klimaschutz enthalten.
Dürren erzeugen Konflikte
Dürren sorgen nicht nur für Hunger und Armut, sie sind darüber hinaus ein Pulverfass für soziale und regionale Konflikte. Der Druck auf Wasserressourcen ist in vielen Ländern aufgrund des Mangels an sauberem Trinkwasser ohnehin hoch. Wenn nun eine Dürre die Wasserknappheit verschärft, ist das Potenzial für Unruhen und Kämpfe um das knappe Gut stark erhöht. Besonders dann, wenn es sich um ein politisch instabiles Land handelt, in dem das soziale Klima bereits aufgeheizt ist.
Die prekäre Lebenssituation, gepaart mit Konflikten, bewegt immer mehr Menschen dazu, aus den betroffenen Regionen zu fliehen. Derzeit befinden sich weltweit etwa 108 Millionen Menschen auf der Flucht. Konflikte und Flucht werden laut den Vereinten Nationen durch den Klimawandel weiterhin zunehmen.
Was muss getan werden?
Während wir den Klimawandel in unseren Breitengraden erst seit kurzem zu spüren bekommen, ist die Problematik in anderen Teilen der Welt bereits weit fortgeschritten und lebensbedrohlich. Gerade Extremwetterereignisse wie Dürren und übermäßige Hitze haben dazu beigetragen, dass die Zahl der hungernden Menschen wieder angestiegen ist. Wir müssen diesen Menschen mit neuen Strategien helfen.
Die Welthungerhilfe greift Betroffenen mit Projekten unter die Arme, welche die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegenüber Dürren und anderen Folgen der globalen Erwärmung stärken. Teile dieser Resilienz-Projekte sind eine nachhaltige und bodenschonende Landwirtschaft, Katastrophenvorsorge und Aufklärungsarbeit.