Earth Overshoot Day - eine Erde reicht nicht
Wir verbrauchen mehr Ressourcen, als auf unserer Erde vorhanden sind. Unser Planet ist am Limit. Schon lange. Wie hoch ist diese Überlastung? Eine Antwort darauf gibt der jährliche Earth Overshoot Day, auch bekannt als Welterschöpfungstag oder Erdüberlastungstag.

Die neuen Daten des Earth Overshoot Day 2023 sind vom Global Footprint Network veröffentlicht worden. Dieses Jahr fällt der Erdüberlastungstag auf den 2. August. Da sich die Berechnung der Datensätze verändert hat, gibt es eine Zeitlücke von drei bis vier Jahren. So basieren die Ergebnisse für 2023 auf der Grundlage von UN-Daten bis 2019 sowie auf Schätzungen für alle erfassten Länder bis zum Jahr 2022.
Ein Messinstrument, um die Nachhaltigkeit des menschlichen Lebens zu bestimmen ist der CO2-Fußabdruck. Er gibt an, wie viele CO2-Emissionen ein Mensch in einer bestimmten Zeit verursacht.
Der Earth Overshoot Day fiel 2022 auf den 28. Juli – einen Tag früher als 2021. Das Datum des Earth Overshoot Day wird seit 1961 vom Global Footprint Network errechnet. Die Grundlage ist unser ökologischer Fußabdruck. Wie viel Fläche brauchen wir, um all unsere Bedürfnisse zu decken? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir bereits alle Ressourcen verbraucht haben, die für das ganze Jahr reichen sollten?
Earth Overshoot Day: Jahr für Jahr früher
Seit 1961 ist der Earth Overshoot Day immer früher im Jahr eingetreten. War er 1970 noch im Dezember, lag er im Jahr 2019 schon im Juli. Unser Planet war also bereits im Juli „erschöpft“ - so früh wie noch nie. Auch dieses Jahr ist der Earth Overshoot Day wieder einen Tag nach vorne gerückt.
Die einzige Ausnahme war das Jahr 2020, als der Erdüberlastungstag erst auf den 22. August fiel. Dies war laut Global Footprint Network eine direkte Folge der weltweiten Corona-Pandemie. Der Effekt war allerdings nur kurzfristig – schon im Jahr 2021 hatte der Earth Overshoot Day wieder das Niveau von 2019 erreicht.
Wir leben auf Pump
Ab dem 27. Juli wurden weltweit alle nachhaltigen Ressourcen verbraucht, die das Ökosystem der Erde innerhalb eines ganzen Jahres herstellen kann. Wir leben sozusagen auf Pump, die Erde ist am Limit. So, wie wir heute leben, bräuchten wir nicht nur eine Erde, sondern 1,75 Erden. Würden alle Menschen so leben wie in Deutschland, bräuchten wir sogar drei ganze Erden, um unseren Ressourcenverbrauch zu decken.
Der Welterschöpfungstag soll uns bewusst machen, dass wir ab diesem Tag mehr Ressourcen verbrauchen, als wir haben. Übertragen wir diesen Tag auf unser Berufsleben, haben wir am Earth Overshoot Day bereits unser gesamtes Jahresgehalt ausgegeben – auch den Teil, den wir noch nicht verdient haben.

Earth Overshoot Day: So wird er berechnet
- Basis der Berechnung: Die Biokapazität der Erde (Die Fähigkeit der Erde, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe, wie z.B. Treibhausgase abzubauen)
- Die Biokapazität stellt man dem globalen ökologischen Fußabdruck gegenüber. Dieser misst, wie viele natürliche Ressourcen die Menschheit verbraucht.
- Ist der Verbrauch der Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“ – der ökologischen Verschuldung. Den Faktor legt man auf die Skala eines Jahres an.
- Vereinfacht lautet die Formel: Biokapazität der Erde / Bioverbrauch der Erde * 365 Tage.
- Bei der Berechnung des Earth Overshoot Day spielt die Größe eines Landes eine entscheidende Rolle. Je kleiner eine Industrienation, desto weniger eigene, nachwachsende Ressourcen kann sie erzeugen und umgekehrt.

Die Klimakrise verschärft den Hunger weltweit - hier mehr über Projekte gegen die Folgen des Klimawandels erfahren.
Welterschöpfungstag: unsere Welt am Limit
“There is no planet B” – diesen Satz kennen wir alle. Von Plakaten, T-Shirts, aus den Medien. Vor allem bei Demonstrationen gegen Klimawandel und Erdüberlastung taucht er auf.
Wir nehmen zu viel von unserem Planeten. Mehr als vorhanden ist und nachwachsen kann. Wir beuten ihn aus. Immer schneller. Zu hoch ist unser Rohstoff-Verbrauch. Unser Fleisch- und Fischkonsum. Wasserverschmutzung, Abholzung, Produktion von Kohlenstoffdioxid – das alles ist zu viel. Wir erschöpfen die Reserven unserer Erde – mit einer Geschwindigkeit, bei der die Erde nicht mithalten kann.
Earth Overshoot Day: Folgen für die ärmsten Länder am größten
Wassermangel, Dürre, Artensterben, Plagen, die Vernichtung von Ökosystemen – die Folgen sind vielfältig und zerstörerisch. Der Klimawandel bedroht uns und unsere Lebensräume. Die Verantwortung für die Ausbeutung unserer Erde tragen wir alle. Vor allem in den Industrienationen des Globalen Nordens verbrauchen wir zu viel – mit den Folgen müssen aber vor allem die ärmsten Länder im Globalen Süden leben. Länder, denen es ohnehin schon an vielem fehlt. Der Klimawandel ist weltweit eine zentrale Ursache für Armut und Hunger.
Die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks durch die Corona-Krise ist weit entfernt von den Veränderungen, die erforderlich wären, um ein ökologisches Gleichgewicht herzustellen. Denn dieser Rückgang des Ressourcenverbrauchs war nur vorübergehend. Um unseren massiven Verbrauch an Ressourcen zu decken, bräuchten wir fast einen zweiten Planeten.

Vor 2050 werden wir Ressourcen von drei Erden benötigen
Die Erde bleibt gleich groß, die Bevölkerung aber wächst – und mit ihr die Bedürfnisse. Laut Prognose der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf 7,9 Milliarden Menschen anwachsen. Und damit auch die Nachfrage an Lebensmitteln, Energie, Konsumgütern. Noch vor 2050 werden wir Ressourcen von drei Erden benötigen.
Zirka 60 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks entfallen auf CO2-Emissionen. Würde es uns gelingen, diese auf die Hälfte zu reduzieren, könnten wir den Erderschöpfungstag wieder nach hinten verlegen – und zwar um über zirka drei Monate.

Erdüberlastungstag: Was können wir dagegen tun?
Wir alle verbrauchen Ressourcen. Wir alle haben Einfluss darauf, wie viele. Wir alle hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck – und können darauf achten, unsere Lebensweise so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Es ist gar nicht so schwer, etwas zu verändern. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten:

Unterrichtsmaterialien zu Hunger, Ernährung und nachhaltiger Entwicklung für Grundschule, Sekundarstufe I und II.
Sie sind Lehrer*in? Nachhaltigkeit kann man lernen
Machen Sie sich gemeinsam mit Ihren Schüler*innen auf den Weg, negative Auswirkungen unseres Lebensstils zu verstehen und Handlungsoptionen zu entwickeln.
Klären Sie Ihre Schüler*innen auf: Wieso hungern Menschen? Was hat unsere Lebensmittelverschwendung mit Hunger in Ländern des globalen Südens zu tun? Wie können Sie mit Ihrer Klasse aktiv werden für eine gerechtere Welt? Ob mit Quiz, Broschüre, DVD, Online Game oder Faktenblatt - suchen Sie es sich aus. Nutzen Sie unsere kostenlosen Unterrichtsmaterialien für die Stufen 5-13.
- Welthungerhilfe, https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/, 2020.
- Welthungerhilfe, https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/, 2020.
- Welthungerhilfe, https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/was-ist-der-oekologische-fussabdruck/, 2021.
- WWF, https://www.wwf.de/earth-overshoot-day/, 2021.
- Global Foodprint Network, https://www.footprintnetwork.org/our-work/earth-overshoot-day/, 2020.
- naturschutzbund, https://naturschutzbund.at/newsreader-330/items/welterschoepfungstag-2020.html, 2020.
- Earth Overshoot Day, https://www.overshootday.org/, 2020.
- utopia.de, https://utopia.de/ratgeber/earth-overshoot-day/, 2020.
- FAZ.net, https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/welterschoepfungstag-ab-heute-sind-die-ressourcen-aufgebraucht-16308213.html, 2019.
- ORF.net, https://orf.at/stories/3131866/, 2019.
- WWF, https://www.wwf.de/earth-overshoot-day, 2016.