Jeder Mensch hat das Recht auf Nahrung. Trotzdem hungern 733 Millionen Menschen weltweit. Welche Lösungen gibt es?
Wie die Klimakrise zu Hunger führt
Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen - Klimaextreme nehmen zu. Die Klimakrise ist spürbar - mit fatalen Auswirkungen auf die Ernährungslage, insbesondere in Ländern des Globalen Südens. 733 Millionen Menschen hungern weltweit. Die Klimakrise verschärft die Situation.
Klimakrise: Anzahl der Katastrophen seit 1990 verdoppelt
Die Folgen der Klimakrise sind zentrale Ursachen für Hunger und Armut weltweit. Die Anzahl der Naturkatastrophen haben sich bedingt durch den Klimawandel seit 1990 mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Menschen, die hungern, könnte aufgrund der Klimakrise bis zum Jahr 2080 noch um weitere 600 Millionen Menschen steigen.
Die Folgen und Schäden durch Klimakatastrophen wie Wirbelstürme, Dürren oder Überschwemmungen sind nicht nur für die Menschen und ihre Existenz verheerend, sondern verursachen auch erhebliche finanzielle Kosten.
Die Menschen in einkommensschwächeren Ländern des globalen Südens sind am stärksten von den Folgen betroffen. Sie verfügen nicht über genügend Ressourcen für die Bewältigung der Folgen der Klimakrise. Insbesondere Wetterextreme werden durch die Klimakrise verschärft. Hinzu kommen Armut, Kriege, Konflikte, Ungleichheit, die die Probleme verstärken. Der Zusammenhang von Klimakrise und Hunger wird auch in unseren Projektländern zunehmend sichtbar.
Es ist die größte Ungerechtigkeit des Klimawandels, dass die Menschen, die die geringste Schuld daran tragen, am meisten darunter leiden.
Mary Robinson Honorarprofessorin für Klimagerechtigkeit am Trinity College Dublin, ehemalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und frühere Staatspräsidentin IrlandsKlimakrise gefährdet Ernährungssicherheit
Im Jahr 2017 lösten Klimaextreme in 34 Ländern eine Hungerkrise aus. Fast 100 Millionen Menschen waren betroffen. Die Veränderungen durch das Klima haben immer mehr Einfluss auf die Menschen und ihre Ernährung. In Regionen, die bereits hohe Hunger- und Armutszahlen aufweisen, ist die Landwirtschaft von Niederschlägen abhängig und meist die einzige Existenzgrundlage.
Diese Regionen sind durch den Klimawandel, die Folgen wie Starkregen, Dürre oder Wirbelstürme sowie die Schäden wie ausbleibende oder zerstörte Ernte, am stärksten von Hunger und Ernährungsunsicherheit bedroht.
Die Folgen der Klimakrise verschärfen Hunger
Extremwetterereignisse: Unwetterkatastrophen wie Dürren, Wirbelstürme, Starkregen oder Überschwemmungen vernichten Felder und führen zu Ernteausfällen. Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage.
Steigender Meeresspiegel: Höhere Temperaturen führen zum Anstieg des Meeresspiegels und zur Schmelze von Gletschern. Durch den steigenden Meeresspiegel schrumpfen, vor allem in Küstenregionen, Land- und Anbauflächen.
Ökosysteme verändern sich: Durch schwankende Temperaturen, verändert sich der Lebensraum vieler Arten, da diese mit der schnellen Entwicklung nicht zurechtkommen. Korallen z.B., die ihren Standort nicht ändern können, sind Temperaturschwankungen ausgeliefert. Wenn die Temperatur einen kritischen Wert übersteigt, stößt die Koralle die in ihr lebenden, symbiontischen Algen ab. Sie bleicht aus und stirbt ab. Auch viele Tierarten sind bedroht, da Futterquellen nicht rechtzeitig verfügbar sind oder Wetterextreme die Nahrungsgrundlage zerstören.
Die Landwirtschaft ist bedroht: Überschwemmungen oder austrocknende Böden zerstören die Ernte vieler Menschen. Durch Hitzewellen erhöht sich die Gefahr von Waldbränden und Schädlinge können sich schneller ausbreiten.
Innerstaatliche Konflikte: Der Klimawandel verschärft den Kampf um Ressourcen. Wasserknappheit und Auseinandersetzungen um Land können zu Nahrungsmittelengpässen führen. Nicht selten werden daraus entstehende Konflikte gewaltsam ausgetragen. Diese führen dazu, dass Menschen aus ihrer Heimat fliehen und wiederrum mit noch mehr Menschen um die knappen Ressourcen konkurrieren.
Preise für Nahrungsmittel steigen: Die Menschen können sich die immer teurer werdenden Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Hunger nimmt zu.
Wasserversorgung: Aufgrund von Extremwetterereignissen ist die Wasserversorgung vieler Menschen gefährdet. Durch klimabedingte Naturkatastrophen werden schätzungsweise 500 Millionen bis drei Milliarden Menschen bis 2050 unter zunehmender Wasserknappheit leiden. Ein weiteres Problem betrifft die Wasserverschmutzung, die Infektionskrankheiten fördert und die Ansteckungsgefahr erhöht.
Flucht und Vertreibung: Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlagen zerstört. Sie sind gezwungen, Wege aus Hunger und Armut zu suchen. Laut Schätzungen der Weltbank könnten bis zum Jahr 2050 bis zu 143 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden.
Die „Fridays for Future“-Bewegung hat dem Klimawandel zwar zu viel öffentlicher und politischer Aufmerksamkeit verholfen, aber dennoch liegt die Weltgemeinschaft weit hinter ihrem Ziel zurück, den „Wandel hin zu nachhaltigen und emissionsarmen Lebens- und Wirtschaftsweisen weltweit zu schaffen“. Das Ziel ist eines von vielen nachhaltigen Entwicklungszielen der Agenda 2030 (SDGs). Durch unseren Konsum und unsere Art zu wirtschaften sind die Treibhausgasemissionen stetig angestiegen und haben die globalen Durchschnittstemperaturen im Vergleich mit der vorindustriellen Zeit bereits um über ein Grad Celsius erhöht.
Klimaflucht führt zu Gewalt und Hunger
Wenn Menschen aus dieser aussichtslosen Situation flüchten - innerhalb ihres Landes oder in ein anderes - verschärft sich die Lage oft noch. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen in den Aufnahmeregionen der Nachbarländer sind groß, die Ernährungssituation ist vor Ankunft der Klimaflüchtlinge oft schlecht. Mögliche Folgen sind neue Konflikte und Versorgungsengpässe. In den Ländern, in denen es bereits Konflikte gibt, werden diese durch ankommende Klimaflüchtinge sowie die Folgen der Erderwärmung weiter verstärkt.
Der Klimawandel verschärft die Ernährungssituation vieler Menschen: Durch Extremwetterereignisse gehen Ernten und Einkommen verloren.
Hunger durch Klimakrise: Welche Lösungen gibt es?
Die Bekämpfung der Klimakrise muss auf allen Ebenen erfolgen: global, national und lokal. Verantwortlich für die Überlastung der Atmosphäre ist die nichtnachhaltige Wirtschaftsweise der Länder mit hohem Lebensstandard und der Aufstieg der Schwellenländer, der mit einer irreversiblen Veränderung des Weltklimas verbunden ist. Um das zu verändern, bedarf es eines kompletten Umbaus bei der Art des Wirtschaftens, der Landwirtschaft, der Energiepolitik und des Konsumverhaltens.
Wirtschaftswachstum bedeutet nicht automatisch Chancen für alle Menschen. Wir brauchen einen Diskurs über eine effiziente Klimapolitik, der insbesondere marginalisierte und gefährdete Bevölkerungsgruppen berücksichtigt und in das Klimaschutzgesetz einbezieht. Um das Ausmaß der zunehmenden Erwärmung zu begrenzen, müssen Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, die zur Minderung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen führen.
Warum eine systemische Anpassung an den Klimawandel entscheidend ist.
Ohne ambitionierte Klimapolitik bleibt die Ernährungssicherung auf der Strecke. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C könnte die Auswirkungen für die Menschen, die Klimarisiken ausgesetzt und von Armut bedroht sind, reduzieren. Und somit das Risiko für arme Menschen verringern, von Ernährungs- und Wasserunsicherheit, negativen gesundheitlichen Folgen und wirtschaftlichen Verlusten betroffen zu sein. Insbesondere in Regionen, die bereits mit Entwicklungsproblemen konfrontiert sind, benötigen finanzielle und logistische Unterstützung.
Klimakrise: Ein globaler Wandel erforderlich
Wo der Klimawandel bereits dramatische Folgen hat, müssen die betroffenen Menschen dabei unterstützt werden, sich an die Folgen anzupassen. Wir leisten zusammen mit unseren Partnerorganisationen einen Beitrag zur Anpassungs– und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Menschen in Ländern des Globalen Südens. Hier finden Sie eine Auswahl unserer Maßnahmen:
Unsere Maßnahmen für Klimaschutz und Klimaanpassung:
- Betroffene lernen neue Anbaumethoden und weiteres Know-how in Schulungen. Wir unterstützen die Menschen beim Einsatz hochwertigen Saatguts oder beim Bau von Frühwarnsystemen und Schutzeinrichtungen.
- Um rechtzeitig auf Katastrophen zu reagieren und deren Auswirkungen auf die Menschen zu reduzieren, wurde in der Humanitären Hilfe der Ansatz der vorhersagebasierten Finanzierung entwickelt. Er ermöglicht es, Gefahren durch heraufziehende Dürren und andere Extremwetterereignisse besser zu prognostizieren, Risiken einzuschätzen und rechtzeitig zu handeln. Gelder werden bereits vor dem Eintreten der Katastrophe für festgelegte Aktivitäten zur Verfügung gestellt. Die Zeit zwischen der Prognose und dem Eintreten einer Katastrophe wird genutzt, um Maßnahmen zu ergreifen, die lebensbedrohlichen Folgen für die Menschen vor Ort abwenden können.
- Die Nutzung erneuerbarer Energien und mehr Energie-Effizienz eröffnen den Menschen, die in ländlichen Regionen leben, neue Wege. Photovoltaik-Anlagen sowie die Nutzung energieeffizienterer Öfen und Herde, das Dämmen von Häusern und die Nutzung von Sonnen- und Wasserenergie sind Kernelemente unserer Projektarbeit.
- Wir fördern naturbasierte Lösungen, wie den Schutz und die Wiederherstellung von Böden und die Wiederaufforstung von Wäldern zur Schaffung von Kohlenstoffsenken, bei gleichzeitigem Erhalt von Biodiversität. Die richtige Form einer an die lokalen Bedingungen angepassten, nachhaltigen Landwirtschaft sichert nicht nur die Ernährung, sondern kann mit nachhaltig bewirtschafteten Böden und dem Schutz der Artenvielfalt zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. Intakte Böden, Moore, Wälder, Feuchtgebiete und Grünland sind wichtige Kohlenstoffspeicher.
Die Welthungerhilfe hat es sich zur Aufgabe gemacht, von der Klimakrise besonders betroffene Menschen, bei der Anpassung an die neuen Bedingungen zur Seite zu stehen. Mit Hilfe der Projekte tragen unsere Mitarbeiter*innen täglich dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Spenden Sie und helfen Sie mit, die Schäden der Klimakrise zu begrenzen und die Ernährungssicherheit für alle Menschen zu gewährleisten.