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Lebensmittelverschwendung | Ursachen & Fakten

Auch wenn niemand von uns auf die Idee käme, einen Teil seines Wocheneinkaufs direkt in den Müll zu verfrachten – statistisch landen weltweit rund 19 Prozent aller Lebensmittel ungenutzt in der Tonne. Laut Food Index Report 2024 der Vereinten Nationen (UN) sind das schätzungsweise 1,05 Milliarden Tonnen Lebensmittel pro Jahr.

Gleichzeitig hungern 733 Millionen Menschen – ein Skandal, denn die Lebensmittelverschwendung gerade in reichen Ländern wie Deutschland hat durchaus auch etwas mit der Not vieler Menschen in Ländern des Globalen Südens zu tun. Darüber hinaus ist die Verschwendung auch ein Problem für die Umwelt; denn je ineffizienter wir Nahrungsmittel nutzen, desto mehr landwirtschaftliche Nutzfläche müssen wir schaffen, um die Menschheit zu ernähren. Das behindert auch den Kampf gegen den Klimawandel. Dabei ist es gar nicht so schwer, einen ersten Schritt in eine andere Richtung zu gehen und weniger Lebensmittel wegzuwerfen.

Lebensmittelverschwendung in Deutschland 

Allein in Deutschland werden nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel insgesamt verschwendet. In Privathaushalten landen rund 76 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll. Ein großer Teil der Lebensmittelverschwendung könnte mit einfachen Lösungen vermieden werden.

Lebensmittelverschwendung weltweit

Verschwendung von Lebensmitteln ist nicht nur in Deutschland ein Problem. Laut Food Waste Index Report 2024 verschwenden Haushalte, Einzelhandel und Restaurationssektorweltweit 19% der verfügbaren Nahrungsmittel; dazu kommen weitere 13%, die bei Transport und Lagerung an den verschiedenen Stationen der Lieferketten verloren gehen. Eine besondere Verantwortung kommt den Haushalten zu: Sie verschwenden weltweit eine Milliarde Mahlzeiten pro Tag. Allein damit könnte man theoretisch jedem hungernden Menschen der Welt durchschnittlich 1,3 zusätzliche Mahlzeiten pro Tag zukommen lassen.

Lebensmittelverschwendung ist keinesfalls nur in den reichen Ländern des Nordens zu beobachten, wenn auch das Problem hier am größten ist. Aber gerade auch Länder in wärmeren Erdregionen verzeichnen vergleichsweise große Lebensmittelverluste. Nahrungsmittel verderben hier schneller, und Kühlmöglichkeiten sind vor allem in ärmeren Regionen oft begrenzt.

Lebensmittelverschwendung verschärft globale Herausforderungen wie Hunger und Klimawandel

Inwieweit die weltweite Lebensmittelverschwendung unmittelbar die Hungersituation in Ländern des globalen Südens verschlimmert, kann bisher nicht belegbar nachgewiesen werden. Die Welthungerhilfe geht jedoch aufgrund von Erfahrungswerten davon aus, dass hier durchaus ein belastbarer Zusammenhang besteht: 

Verschiedene Lebensmittel auf einer Decke.
Verschwendung von Lebensmitteln kann verschiedene Ursachen haben. © Matthias Jung/Welthungerhilfe

Was sind die Ursachen für Lebensmittelverschwendung?

Ob nun die verschimmelte Wurst im heimischen Kühlschrank, die zu große Portion im Restaurant oder das nicht so schön anzusehende Obst, dem die schön ausgeleuchtete Bühne im Supermarkt verwehrt bleibt: Weggeworfene Lebensmittel finden sich überall in der Kette zwischen Produktion und Endverbrauchern. Die genauen Ursachen für Lebensmittelverschwendung sind vielfältig

In der Landwirtschaft verderben Erzeugnisse durch falsche Lagerung und Schädlingsbefall; sie werden durch Unwetter zerstört oder müssen entsorgt werden, weil es nicht genügend Abnehmer*innen am Markt gibt.

In der Industrie entstehen die meisten Lebensmittelverluste durch Transportschäden, falsche Lagerung und technische Ursachen in der Produktion. Auch die interne Qualitätssicherung – etwa das Aussortieren von Produkten, die nicht der Norm entsprechen – und Überproduktion tragen hierzu bei.

Im Groß- und Einzelhandel sorgen Kundenwünsche nach einer breiten und optisch ansprechenden Auswahl sowie Produktvorgaben dafür, dass viele Erzeugnisse durchs Raster fallen und entweder nicht vermarktungsfähig sind oder liegen bleiben und entsorgt werden.

In der Gastronomie ist vor allem die unkalkulierbare Nachfrage ein entscheidender Faktor, der zusammen mit falscher Lagerung, strengen Hygiene- und Produktvorschriften sowie schlecht definierten Portionsgrößen (Kantinen) für Speiseabfälle sorgt.

Verbraucher*innen haben sich daran gewöhnt, dass Lebensmittel im Überfluss verfügbar sind. Verlorengegangen ist das Bewusstsein dafür, welche Leistung und welcher Ressourcen- bzw. Energieverbrauch eigentlich hinter den vollen Regalen steht. So werfen wir Lebensmittel weg, die eigentlich verwendbar wären.

Infografik mit Text: Gründe für die Entsorgung verwertbarer Lebensmittel. 59% Haltbarkeitsprobleme, 21% Zu groß bemessene Portionen, 13% Falsche Mengenplanung beim Einkauf, 10% Sonstiges „schmeckt nicht“ etc. Hinweis: Ungenauigkeiten entstehen durch Rundungen
Im Schnitt werfen wir die meisten Lebensmittel weg, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. © Welthungerhilfe

Was tut die Politik gegen Lebensmittelverschwendung?

Frankreich hat es vorgemacht. Im Mai des Jahres 2015 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das Supermärkte dazu verpflichtet, übrig gebliebene Lebensmittel zu spenden. Lebensmittelverschwendung kann seither mit einer Geldstrafe geahndet werden. In Deutschland gibt es so ein Gesetz nicht. In einer 2019 beschlossenen Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung wurde jedoch das Ziel festgeschrieben, Lebensmittelabfälle bis 2030 um 50% zu reduzieren.

Wir brauchen aber nicht zu warten, bis die Politik das Problem regelt. Es ist wichtig im Kleinen – bei sich selbst – anzufangen und sich zu fragen: Welchen Beitrag kann ich zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung leisten?

Was kann jeder persönlich gegen Lebensmittelverschwendung tun?

Der Handel gibt uns, was wir wollen. Weil ja immer alles da ist, werden Reste weggeworfen, Produkte nicht richtig gelagert oder einfach irgendwo in den Untiefen des vollen Kühlschranks vergessen. Wir kaufen im Überfluss und werfen dann das Obst weg, weil es eingedrückte Stellen hat, oder entsorgen Produkte, die seit einer Woche das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben.

Unterstütze unsere Arbeit für mehr Nachhaltigkeit

Unsere Gewohnheiten bei Konsum und Ernährung spielen eine große Rolle, wenn es um Lebensmittelverschwendung geht. Wenn wir nicht bereit sind, unseren Einkauf besser zu planen, krummes, optisch unschönes Gemüse zu kaufen oder zu akzeptieren, dass bei Ladenschluss die Theke eben nicht mehr prall gefüllt ist, können wir der Lebensmittelverschwendung kein Ende setzen. 

Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum

Entgegen der häufig zu findenden Meinung, das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sei ein Verfallsdatum, ist es in Wirklichkeit eine Art Garantiefrist. Es zeigt an, bis zu welchem Datum ein noch nicht geöffnetes Lebensmittel typische Eigenschaften wie Geschmack, Farbe oder Nährwerte garantiert behalten sollte. Die Voraussetzung hierfür ist eine korrekte Lagerung.

Essen mit abgelaufenem MHD ist also nicht automatisch verdorben, sondern häufig noch genießbar. Grundsätzlich sollten Sie jedoch immer vor dem Verzehr eines Produktes darauf achten, ob es noch essbar ist. Verlassen Sie sich dabei auf Ihre Sinne. Nur was untypisch riecht, schmeckt oder die Farbe verändert hat, sollte nicht mehr verzehrt werden.

Vorsicht jedoch beim sogenannten Verbrauchsdatum! Bei besonders leicht verderblichen Lebensmitteln wie Hackfleisch, ist auf der Verpackung der Hinweis „Zu verbrauchen bis…“ zu finden. Hat das Lebensmittel dieses Datum überschritten, sollte es entsorgt werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Richtig planen, einkaufen, lagern – mit diesen Hilfen gelingt es

Planung, richtige Lagerung und ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln kann also schon dazu beitragen, dass weniger davon im Müll landet. Ein Wochen-Speiseplan hilft beispielsweise bei der Planung des Großeinkaufs. Gut zu wissen: Nicht alle Nahrungsmittel gehören in den Kühlschrank. So halten sich zum Beispiel exotische Früchte, wie Ananas, Mangos oder Bananen, länger auf einer Obstschale. Und auch für Lebensmittel im Kühlschrank gibt es Dinge zu beachten - über die richtige Lagerung im Kühlschrank klärt unsere "Kühlschrank-Grafik" auf. Saisonales, regionales Obst und Gemüse einzukaufen, schont nicht nur das Klima, sondern bringt dich vielleicht auch auf ganz neue Ideen für Rezepte. Wann welche Früchte Saison haben, zeigt der Saison-Kalender.

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