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Lebensmittelverschwendung | Ursachen & Fakten
Auch wenn niemand von uns auf die Idee käme, einen Teil seines Wocheneinkaufs direkt in den Müll zu verfrachten – statistisch landet weltweit rund 17 Prozent aller Lebensmittel ungenutzt in der Tonne. Laut "Food Index Report 2021" der Vereinten Nationen (UN) sind das schätzungsweise 931 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr.
Gleichzeitig hungern 733 Millionen Menschen – ein Skandal, denn die Lebensmittelverschwendung in Industrieländern hat durchaus auch etwas mit der Not vieler Menschen in Entwicklungsländern zu tun. Dabei ist es gar nicht so schwer, einen ersten Schritt in eine andere Richtung zu gehen und weniger Lebensmittel wegzuwerfen.
Inhaltsverzeichnis
- Auf einen Blick: Lebensmittelverschwendung in Deutschland
- Was sind die Ursachen für Lebensmittelverschwendung?
- Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum
- Downloads: Richtig planen, einkaufen und lagern
- Lebensmittelverschwendung weltweit
- Während wir Lebensmittel wegwerfen, hungern Menschen
- Was können wir gegen Lebensmittelverschwendung tun?
In Anbetracht der Tatsache, dass weltweit 733 Millionen Menschen nicht genug zu essen haben und hungern, erscheint die Menge die wir wegwerfen, unbegreiflich – eine exorbitante Nahrungsmittelverschwendung.
Auf einen Blick: Lebensmittelverschwendung in Deutschland
Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel insgesamt verschwendet. In Privathaushalten landen rund 78 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll (Quelle: BMEL). Ein großer Teil der Lebensmittelverschwendung könnte mit einfachen Lösungen vermieden werden.
Was sind die Ursachen für Lebensmittelverschwendung?
Ob nun die verschimmelte Wurst im heimischen Kühlschrank, die zu große Portion im Restaurant oder das nicht so schön anzusehende Obst, dem die schön ausgeleuchtete Bühne im Supermarkt verwehrt bleibt: Weggeworfene Lebensmittel finden sich überall in der Kette zwischen Produktion und Endverbrauchern. Die genauen Ursachen für Lebensmittelverschwendung sind vielfältig.
In der Landwirtschaft verderben Erzeugnisse durch falsche Lagerung, Schädlingsbefall, sie werden durch Unwetter zerstört oder müssen entsorgt werden, weil es nicht genügend Abnehmer*innen am Markt gibt.
In der Industrie entstehen die meisten Lebensmittelverluste durch Transportschäden, falsche Lagerung und technische Ursachen in der Produktion. Auch die interne Qualitätssicherung und Überproduktion tragen hierzu bei.
Im Groß- und Einzelhandel sorgen Kundenwünsche nach einer breiten und optisch ansprechenden Auswahl sowie Produktvorgaben dafür, dass viele Erzeugnisse durchs Raster fallen und entweder nicht vermarktungsfähig sind oder liegen bleiben und entsorgt werden.
In der Gastronomie ist vor allem die unkalkulierbare Nachfrage ein entscheidender Faktor, der zusammen mit falscher Lagerung, strengen Hygiene- und Produktvorschriften sowie schlecht definierten Portionsgrößen (Kantinen) für Speiseabfälle sorgt.
Verbraucher*innen – das sind wir alle. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Lebensmittel im Überfluss verfügbar sind und das Bewusstsein dafür verloren, welche Leistung und welcher Ressourcen- bzw. Energieverbrauch eigentlich hinter den vollen Regalen steht.
Der Handel gibt uns, was wir wollen. Weil ja immer alles da ist, werden Reste weggeworfen, Produkte nicht richtig gelagert oder einfach irgendwo in den Untiefen des vollen Kühlschranks vergessen. Wir kaufen im Überfluss und werfen dann das Obst weg, weil es eingedrückte Stellen hat oder entsorgen Produkte, die seit einer Woche das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben.
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Unsere Gewohnheiten bezüglich Konsum und Ernährung spielen eine große Rolle, wenn es um Lebensmittelverschwendung geht. Wenn wir nicht bereit sind, unseren Einkauf besser zu planen, krummes, optisch unschönes Gemüse zu kaufen oder einzusehen, dass bei Ladenschluss die Theke eben nicht mehr prall gefüllt ist, können wir der Lebensmittelverschwendung kein Ende setzen.
Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum
Entgegen der häufig kursierenden Meinung, das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sei ein Verfallsdatum, ist es in Wirklichkeit ein Marker. Es zeigt an, bis zu welchem Datum ein noch nicht geöffnetes Lebensmittel typische Eigenschaften wie Geschmack, Farbe oder Nährwerte garantiert behalten sollte. Die Voraussetzung hierfür ist eine korrekte Lagerung.
Essen mit abgelaufenem MHD ist also nicht automatisch verdorben, sondern häufig noch genießbar. Grundsätzlich sollten Sie jedoch immer vor dem Verzehr eines Produktes darauf achten, ob es noch essbar ist. Verlassen Sie sich dabei auf Ihre Sinne. Alles was untypisch riecht, schmeckt oder die Farbe verändert hat, sollte nicht mehr verzehrt werden.
Vorsicht jedoch beim sogenannten Verbrauchsdatum! Bei besonders leicht verderblichen Lebensmitteln wie Hackfleisch, ist auf der Verpackung der Hinweis „Zu verbrauchen bis…“ zu finden. Hat das Lebensmittel dieses Datum überschritten, sollte es entsorgt werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
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Mehr erfahrenRichtig planen, einkaufen, lagern – mit diesen Hilfen gelingt es
Planung, richtige Lagerung und ein bewusster Umgang mit Lebensmittel kann also schon dazu beitragen, dass weniger davon im Müll landet. Ein Wochen-Speiseplan hilft beispielsweise bei der Planung des Großeinkaufs. Gut zu wissen: Nicht alle Nahrungsmittel gehören in den Kühlschrank. So halten sich zum Beispiel exotische Früchte, wie Ananas, Mangos oder Bananen, länger auf einer Obstschale. Und auch für Lebensmittel im Kühlschrank gibt es Dinge zu beachten - über die richtige Lagerung im Kühlschrank klärt unsere "Kühlschrank-Grafik" auf. Saisonales, regionales Obst und Gemüse einzukaufen, schont nicht nur das Klima, sondern bringt dich vielleicht auch auf ganz neue Ideen für Rezepte. Wann welche Früchte Saison haben, zeigt der Saison-Kalender.
Lebensmittelverschwendung weltweit
Es ist kein Geheimnis, dass die Ressourcen auf der Welt ungleich verteilt sind. Bei uns reicht in der Regel der Gang zum Kühlschrank, um etwas Essbares zu finden. Für Menschen in sogenannten Entwicklungsländern ist das keine Selbstverständlichkeit. Nahrungsmittel können oft nicht einfach so täglich gekauft werden, dafür mangelt es an finanziellen Mitteln. Die Nahrungsbeschaffung bedeutet für den Großteil der Menschen harte Arbeit. Landwirtschaft und Tierhaltung werden meist nur für die eigene Ernährungssicherung betrieben. In vielen Ländern ist die Lage so prekär, dass die Bevölkerung teilweise auf humanitäre Hilfe angewiesen ist, um überleben zu können.
Während wir Lebensmittel wegwerfen, hungern Menschen
Ein großer Anteil der Lebensmittel, die in Deutschland gekauft werden, kommt aus dem Ausland. Ob die Lebensmittelverschwendung weltweit negative Auswirkungen auf die Hungersituation in Ländern des globalen Südens hat, kann bisher nicht belegbar nachgewiesen werden. Die Welthungerhilfe geht jedoch aufgrund von Erfahrungswerten davon aus, dass hier durchaus ein belastbarer Zusammenhang besteht:
- Eine immer weiter steigende Nachfrage führt einerseits dazu, dass Anbauflächen knapp werden und andererseits als Konsequenz die Preise für Nahrungsmittel drastisch ansteigen. Kleinbäuerliche Landwirt*innen müssen diese Preise oft zahlen und können gleichzeitig aus den eigenen Erzeugnissen wegen unterschiedlicher Gründe keinen Profit schlagen.
- Dazu ist das Land Grabbing durch internationale Investoren ein Faktor dafür, dass kleinbäuerliche Familien ihr Land an profitorientierte Unternehmen verlieren. Diese pflanzen sogenannte Cash-Crops dort an, also Ertrag bringende Pflanzen wie Soja, Mais oder Avocados. Das raubt den Menschen vor Ort die gesamte Grundlage ihrer Ernährung und stürzt viele in Armut und Hunger.
- Gerade viele arme Länder sind stark betroffen von den Folgen des Klimawandels. Die Veränderung des weltweiten Klimas ist menschengemacht und die Essensverschwendung trägt ihren Teil dazu bei. Rund 10 Prozent der Treibhausgase, die reiche Länder ausstoßen, haben ihren Ursprung in nicht genutzten Lebensmitteln.
- Die Produktion von Lebensmitteln, die letzten Endes im Müll landen, verschwendet wichtige Ressourcen wie Energie, Wasser und Ackerflächen, die in anderen Ländern dringend benötigt werden. Laut dem Statistischen Bundesamt liegen mittlerweile zwei Drittel der Ackerflächen, die für die Ernährung der deutschen Verbraucher*innen benötigt werden, im Ausland. Je knapper die Anbauflächen werden, desto teurer werden auch die Lebensmittelpreise – für die Menschen des globalen Südens wird es deshalb also zunehmend schwieriger, an Nahrungsmittel zu gelangen.
Was können wir gegen Lebensmittelverschwendung tun?
Frankreich hat es vorgemacht. Seit Mai des Jahres 2015 müssen Supermärkte übrig gebliebene Lebensmittel spenden. Lebensmittelverschwendung kann seither mit einer Geldstrafe geahndet werden (Quelle: Verbraucherzentrale). Auch wenn dieses Vorgehen zu begrüßen ist, wäre es falsch abzuwarten, bis die Politik das Problem regelt. Es ist wichtig im Kleinen - das heißt erst einmal bei sich selbst - anzufangen. Die Frage lautet: Welchen Beitrag kann ich leisten?
Achten Sie beispielsweise darauf, wie verschiedene Lebensmittel gelagert werden müssen, damit diese länger haltbar sind. Entdecken Sie weitere Tipps in unseren Informationsmaterialien und lassen Sie sich auch von unseren 10 Ideen gegen Lebensmittelverschwendung inspirieren!
Quellen
- UNEP, Food Waste Index Report 2021, 2021
- BEML, Lebensmittelabfälle in Deutschland: Aktuelle Zahlen zur Höhe der Lebensmittelabfälle nach Sektoren, 2023
- Verbraucherzentrale, Lebensmittelverschwendung: Folgen für Umwelt, Ressourcen, Welternährung, 2022