Humanitäre Katastrophe in Gaza: „Hier herrscht die Apokalypse“
Mitarbeiter vor Ort beschreiben in Telefonaten die katastrophale Lage
Bonn/Berlin, 24.10.2024. Im Gazastreifen spitzt sich die humanitäre Lage täglich weiter zu. Trotz des allgegenwärtigen Hungers und der Not der Menschen gelangen weiterhin zu wenig Hilfsgüter in das komplett abgeriegelte Gebiet von wenigen Quadratkilometern. 91 Prozent der Bevölkerung erleben eine schwere Ernährungskrise. Die Arbeit der internationalen Organisationen wird aufgrund von Auflagen und Verzögerungen extrem erschwert. Mitarbeiter vor Ort beschreiben in Telefonaten die katastrophale Lage vor Ort.
„So eine massive Zerstörung und Verzweiflung der Menschen haben unsere erfahrenen Kollegen, die seit 20 Jahren in weltweiten Notlagen im Einsatz sind, in keinem anderen Krisengebiet der Welt erlebt. Sie sind zutiefst schockiert über das Ausmaß des Leids. Die Menschen leben zusammengepfercht auf dem beschränkten Platz zwischen Meer und komplett zerstörten Gebäuden. Die ganze Zeit fliegen Drohnen über das Gebiet, es gibt Tag und Nacht Luftangriffe und Schüsse. Die Vertriebenen leben auf allerengstem Raum in sogenannten humanitären Zonen, wo die Mehrheit der Bevölkerung Unterschlupf gefunden hat. Der nackte Überlebenskampf zeigt sich auch darin, dass Menschen um jedes Stückchen Brot ringen und die wenigen Hilfstransporte auch immer wieder Ziel von Angriffen werden. Es herrschen apokalyptische Zustände. Dass im Gazastreifen die grundlegenden humanitären Standards täglich verletzt werden und es keinen ungehinderten, sicheren Zugang zur Bevölkerung gibt, ist völlig inakzeptabel. Es braucht mehr Zugangswege in die betroffenen Gebiete insbesondere in den Norden“, zitiert Mathias Mogge, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe, Augenzeugenberichte von Mitarbeitern.
Bei ihrer Arbeit halten sich die Welthungerhilfe und ihre Partner strikt an die humanitären Prinzipien von Neutralität, Menschlichkeit, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Die Welthungerhilfe verurteilt den brutalen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 auf das Schärfste und fordert die sofortige Freilassung aller verbleibenden Geiseln. Gleichzeitig fordert sie von allen Konfliktparteien die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand, den Schutz der Zivilbevölkerung und der humanitären Helferinnen und Helfer sowie den sicheren und ungehinderten Zugang der benötigten Hilfsgüter auf dem schnellsten Weg.
Gemeinsam mit unserem europäischen Partner CESVI und der nationalen Organisation Juzoor unterstützen wir mehr als 50.000 Menschen in den am stärksten betroffenen Gebieten. Durch gezielte Verteilungen von lebenswichtigen Nahrungsmitteln, Spezialnahrung für unterernährte Kinder und Hygieneartikeln erhalten die Vertriebenen, die oft in provisorischen Unterkünften und Gemeinschaftszentren Zuflucht suchen, das Nötigste zum Überleben. Besonders im Fokus stehen dabei Kinder, schwangere und stillende Frauen sowie ältere Menschen, die aufgrund der schlechten Versorgungsbedingungen einem hohen Risiko von Unterernährung ausgesetzt sind.
Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland; politisch und konfessionell unabhängig. Sie setzt sich mutig und entschlossen für eine Welt ohne Hunger ein. Seit ihrer Gründung am 14.12.1962 wurden 12.128 Auslandsprojekte in rund 72 Ländern mit 5,07 Milliarden Euro gefördert. Die Welthungerhilfe arbeitet nach dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen.