Bereits vor der Machtübernahme der islamistischen Taliban war die humanitäre Lage in Afghanistan dramatisch. Etwa 95 Prozent der Bevölkerung kann sich mittlerweile nicht mehr ausreichend gesund ernähren. Nach der Machtübernahme der Taliban ist die Wirtschaft des Landes weitgehend zusammengebrochen. "Besonders in den ländlichen Regionen ist die Not erschreckend", so Thomas ten Boer, Welthungerhilfe-Landesdirektor in Afghanistan, und fügt hinzu: "Es gibt ein riesiges Ausmaß an Armut, Hunger und Verzweiflung in den Dörfern im Norden und Osten des Landes." Die Dürre hält weiter an, ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und hat die diesjährige Winterernte verloren. Die Menschen verkaufen ihr letztes Hab und Gut um weiterhin genügend zu Essen zu haben“.
Der harte afghanische Winter hat die Menschen zusätzlich geschwächt. Um ihnen durch die Wintermonate zu helfen, hat die Welthungerhilfe in den letzten Monaten an über 12.000 Familien Nahrungsmittelpakete, Hygienesets, Heizmaterial, warme Decken und Kinderbekleidung verteilt. Bäuer*innen erhalten zudem Saatgut und Nutztierpakete, damit sie sich nun, nach dem Winter, wieder eine eigenständige Existenz aufbauen können.
Welthungerhilfe in Afghanistan
Seit 1980 ist die Welthungerhilfe in Afghanistan aktiv; damals mit Soforthilfe für afghanische Flüchtlinge | Alle Aktivitäten der Welthungerhilfe in Afghanistan werden aus dem Landesbüro in Kabul gesteuert | Unsere Arbeit konzentriert sich auf vier Regionen: Jawzjan im Nordwesten, Samangan im Nordosten, Nangarhar im Osten und Kabul im Landesinneren | Hier führt die Welthungerhilfe aktuell 23 Projekte durch, die mit einem Gesamtbudget von 8,49 Millionen Euro im Jahr 2020 335.000 Menschen erreicht haben
Aufgrund der aktuellen Lage konzentriert sich unsere Arbeit in Afghanistan zurzeit auf die oben stehend beschriebenen Nothilfe-Maßnahmen.
In den letzten Jahren haben wir mit den Menschen in Afghanistan folgende Projekte umgesetzt:
- Frauen lernen, unter erschwerten Bedingungen Geflügel zu züchten oder Gemüse anzubauen.
- Spezielle Spielplätze und Jugendgruppen vermitteln Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen und helfen bei der Bewältigung von Traumata.
- Rund 25.000 Menschen lernen in der Provinz Kabul Lesen und Schreiben.
- Junge Afghan*innen nehmen an einem Ausbildungsprogramm teil, erhalten kaufmännisches Training oder Start-up-Kredite.
Projekt im Fokus
Aktuelle Projekte in Afghanistan
Der Schrecken ist Alltag - jetzt für Afghanistan spenden!
- Im Welthungerindex belegt Afghanistan den 103. Platz von 116 Ländern. Die Hungersituation bewertet der WHI als ernst.
- Schätzungsweise 3,5 Millionen Kinder gehen in Afghanistan nicht zur Schule.
- 38,2 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind mangelernährt.
- Afghanistan ist der größte Produzent von Opium und Cannabis.
- Der Human Development Index listet Afghanistan auf Platz 169 von 189.
- Nur 38 Prozent der Erwachsenen sind alphabetisiert.
- Durch die Konflikte sind von 2009 bis 2017 mehr als 28.000 Menschen der Zivilbevölkerung getötet und fast 60.000 verletzt worden.
Die islamische Republik Afghanistan ist ein Binnenstaat und liegt im südlichen Asien, genau an der Schnittstelle zu Zentralasien. Das Land ist umgeben von den Staaten Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China, Pakistan und Iran. Mit einer Fläche von 652.860 Quadratkilometern ist Afghanistan fast doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, besteht aber zu drei Vierteln aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen, die teilweise nahezu menschenleer sind. Die meisten der Einwohner*innen leben in einem von sieben größeren Ballungsgebieten.
Der Alltag vieler dieser Menschen ist geprägt von Krieg, Terror und Armut. Seit über drei Jahrzehnten erschüttern Krisen das Land. Diese haben dazu geführt, dass Afghanistan zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde gehört. Von 1996 bis 2001 stand die heutige Republik unter der Schreckensherrschaft der radikal islamischen Taliban. Nach dem Sturz des Regimes durch die Invasion der USA wurde ein Demokratisierungsprozess in Gang gesetzt. Die Bemühungen konnten die Lage jedoch bis heute nicht stabilisieren. Die Taliban – und mittlerweile auch der Islamische Staat – verüben immer wieder Terroranschläge und besetzen vereinzelt Gebiete.
Trotz regelmäßiger Friedensgespräche dauern die Kämpfe an. Die Lage ist ernst: Knapp 19 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen, fast genau so viele sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 55 Prozent leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Besonders betroffen sind Menschen, die vor Terror und Gewalt fliehen mussten und erst 2015 wieder zurückgekehrt sind.
Seit 1980 ist die Welthungerhilfe in Afghanistan aktiv und hilft, das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern. Die aktuellen Schwerpunkte unserer Arbeit liegen auf der Vermittlung von Bildung, Stärkung und der Zivilbevölkerung, humanitärer Hilfe und Förderung der Landwirtschaft. Seit 1992 wurden mehr als 150 Projekte durchgeführt und über 150 Millionen Euro investiert. Mit Ihrer Spende für Afghanistan ermöglichen Sie uns auch weiterhin, einem zerrütteten Land zu mehr Stabilität zu verhelfen.
Direkte Hilfe durch Ihre Spende für Afghanistan
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Nothilfe: Modernere Öfen für die afghanische Landbevölkerung sparen Holz, heizen besser und helfen den Familien durch den kalten afghanischen Winter.

Wirtschaftliche Entwicklung: Ausbildungsprogramme schulen junge Frauen und Männer und geben ihnen eine berufliche Perspektive für die Zukunft.

Stärkung der Zivilgesellschaft: Entwicklungspolitische Grundlagenarbeit vermittelt Kindern demokratische Prozesse und soziale Kompetenzen. Bildungsmaßnahmen schulen Erwachsene im Lesen, Schreiben und in ökonomischen Prozessen.

Die Menschen in Afghanistan, mit denen ich gesprochen habe, fragen nicht nach kostenlosem Essen, sondern nach Frieden.
Thomas ten Boer Welthungerhilfe Landesdirektor Afghanistan