Somalia erlebt die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Über 90 Prozent des Landes sind von der Dürre betroffen, die Ernährung von etwa 25 Prozent der Menschen ist akut gefährdet. Der Anstieg der Betroffenen Menschen von 3,7 Millionen zwischen August und September 2023 auf 4,3 Millionen zwischen Oktober und Dezember 2023 ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen wie beispielsweise auf das Wetterphänomen El Nino. Darunter sind über 1 Million Menschen, die sich wahrscheinlich in einer Notlage (IPC-Phase 4) befinden werden. Vielerorts ist die Situation lebensbedrohlich. Vor allem Kinder sind gefährdet und leiden an Mangel- und Unterernährung. Bisher sind in Somalia schätzungsweise eine Million Menschen durch die Dürre vertrieben worden. Doch sowohl günstige Niederschlagsperioden Ende 2023 als auch Niederschlagsprognosen für März bis Mai 2024 könnten die Situation nun verbessern.
Über 80 Prozent der Vertriebenen sind Frauen und Kinder. Die Situation wird verschärft durch die Folgen des Ukraine-Kriegs: Lebensmittelpreise und Transportkosten von Importen durch Weizenmehl steigen, die Menschen können sich keine Grundnahrungsmittel mehr leisten.
Im Norden von Somalia befindet sich Somaliland. Die Region hat sich 1991 für unabhängig erklärt, ist jedoch von der Staatengemeinschaft nie anerkannt worden. Die Welthungerhilfe ist in beiden Ländern aktiv.
Somalia offiziell von Hungersnot bedroht
Somalia ist nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) eines der am stärksten von Dürre betroffenen Länder am Horn von Afrika. Das Land kämpft bereits mit der dritten Dürre innerhalb eines Jahrzehnts. 90 Prozent des Landes sind betroffen.
Die akute Ernährungsunsicherheit in Somalia hat sich seit Anfang 2022 drastisch verschlechtert. Auch die vierte Regenzeit in Folge ist sehr unterdurchschnittlich ausgefallen. Zwischen Januar und März 2023 waren fast 100.000 Menschen von einer Hungersnot betroffen. Eine Hungersnot – IPC-Phase 5 – ist die schlimmste Stufe der offiziellen Klassifizierung von Hunger, der sogenannten „Integrated Food Security Phase Classification“ (IPC). Die Hungersnot könnte sich auf weitere Regionen ausweiten, wenn die nächste Regenzeit geringer ausfällt als prognostiziert.
Aufgrund der Dürre sind inzwischen etwa 5 Millionen Menschen in ganz Somalia von einer krisenhaften oder noch schlimmeren Ernährungsunsicherheit betroffen. Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In einigen Teilen des Landes erleben die Menschen in Somalia die größte Trockenheit seit 40 Jahren. Die verstärkten Regenfälle können einen positiven Einfluss auf das Land nehmen und unter anderem die Regeneration der Vegetation fördern oder wichtige Wasserreserven auffüllen. Doch es braucht mehrere Niederschlagsperioden, um sich von der jahrelangen Dürre zu erholen.
Im Welthungerindex (WHI) wird die Hungersituation für Somalia als sehr ernst eingestuft. Der Anteil der Kinder, die innerhalb der ersten fünf Jahre ihres Lebens sterben, lag 2023 bei 11,2 Prozent und ist einer der höchsten der Welt.
Bereits im November 2021 hatte die Regierung von Somalia den Notstand ausgerufen. Die FAO Somalia sprach von einer „extrem besorgniserregenden“ Lage. In Somaliland hatte die Dürre zur Folge, dass die Landwirt*innen aufgrund extremer Trockenheit nicht aussäen konnten. Circa 50 bis 90 Prozent des Viehbestandes sind gestorben.
Dürre in Somalia: Kinder besonders betroffen

Somalia erlebt die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Millionen Menschen leiden Hunger. Helfen Sie jetzt mit einer Spende.
Kinder sind von den Folgen der Dürre in Somalia besonders betroffen: Trockenheit, Wassermangel, keine oder wenig Ernten und Nahrung – es fehlt an allem. Familien und Kinder haben weniger oder keine Mahlzeiten und weniger nahrhaftes Essen. Zwischen August 2023 und Juli 2024 werden schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung betroffen sein. Darunter über 330.000 Kinder, die wahrscheinlich schwer unterernährt sind (Quelle: IPC). Kinder, überwiegend Mädchen, sind gezwungen, für ihre Familien Wasser aus weiter Entfernung zu holen und können deshalb nicht zur Schule gehen.
Bei einer Hungersnot 2011 sind circa 260.000 Menschen gestorben, die Hälfte davon waren Kinder unter fünf Jahren. Die Angst ist groß, dass sich die tödliche Hungersnot wiederholen könnte. 2017 und 2018 stand Somalia erneut kurz vor einer Hungersnot. Diese konnte jedoch durch die wirkungsvolle Reaktion internationaler Organisationen, der somalischen Regierung und der Zivilgesellschaft abgewendet werden.
Fehlende Regenzeiten und steigende Hungersnöte – die Folgen des Klimawandels
Viele lokale Gemeinschaften bestehen hauptsächlich aus Bäuer*innen und Viehzüchter*innen. Für ihren Lebensunterhalt sind sie auf den Fluss angewiesen. Dort ist aber schon lange kein Wasser mehr. Durch die Hitze sind schon 3 Millionen Nutztiere verendet. Damit fehlen vielen Menschen nicht nur die Einkommensgrundlage, sondern auch Nahrung.
Da viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, greifen sie auf verschmutzte Wasserquellen zurück. Es besteht die Gefahr, dass sie sich mit lebensbedrohlichen Krankheiten anstecken. Auch die Folgen des Klimawandels werden zunehmend spürbarer: wenn es mal regnet, dann so heftig, dass es zu schweren Überschwemmungen kommt.
Mitte 2018 traf Somaliland ein gewaltiger Zyklon. Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde und schwere Regenfälle mit bis zu 300 Litern Wasser pro Quadratmeter rissen Menschen und Tiere mit sich. Häuser wurden zerstört, Ackerland überflutet. Einen Zyklon hatte Somaliland zuvor noch nie gesehen.
Konflikte sind Haupttreiber von Hunger
Die Menschen in Somalia haben neben Extremwetterereignissen auch mit verheerenden Heuschreckenplagen zu kämpfen. Die Heuschrecken vernichten Ernten, Familien müssen noch mehr hungern. Die Menschen in Somalia leiden bereits seit Jahrzehnten an den Folgen von Naturkatastrophen – mit steigender Intensität. Viele werden mit einer Katastrophe nach der anderen konfrontiert. Sie haben keine Ressourcen und kaum Zeit, um sich zu erholen.
Weitere Herausforderungen sind politische Unsicherheit und andauernde Konflikte im Land. Es kann Jahrzehnte dauern, gewaltsame Konflikte zu überwinden und zu bewältigen. Konflikte verschärfen die Ernährungssituation der Bevölkerung erheblich. Sie sind vor allem für Kinder verheerend. Daten über Konflikte und Ernährung aus dem Zeitraum 2007 bis 2010 haben gezeigt, dass Konflikte vor allem Wachstumsverzögerung als auch Auszehrung bei Kindern erhöhen. Die Kindersterblichkeit nimmt zu.
Dürre in Somalia: Binnenvertriebene auf der Suche nach Wasser und Nahrung
Somalia hat eine der höchsten Raten an Binnenvertriebenen. Die kritische Wasserknappheit in Somalia durch monatelanges Ausbleiben von Regen und vertrockneten Ernten führt zu Vertreibungen. Familien sind gezwungen, in städtische oder stadtnahe Zentren abzuwandern. Regionen, in die bereits knapp drei Millionen Menschen aufgrund von Konflikten oder Klimakrise hin geflüchtet sind.
Das hat zur Folge, dass die Preise von Wasser stark angestiegen sind. Die Flucht in Regionen, wo es Weideland und Wasser gibt, führt wiederrum zu Konflikten zwischen Gemeinschaften. Vermutlich werden deshalb noch mehr Menschen vertrieben.
Oft sind überfüllte Flüchtlingscamps die einzigen Zufluchtsorte. Auch dort kommt es zu Konflikten um knappe Ressourcen wie Wasser. Zusätzlich führen die schlechten Hygienestandards zu Durchfallerkrankungen. Eine ganze Generation somalischer Kinder wächst dort auf. Die Zukunftsaussichten sind schlecht.
Dürre in Afrika eindämmen, bei Hungersnöten unterstützen – So hilft die Welthungerhilfe
In akuten Notsituationen wie der derzeitigen dramatischen Dürre reagiert die Welthungerhilfe schnell mit Nothilfemaßnahmen. Wasser und Nahrungsmittel werden beschafft und den Menschen zur Verfügung gestellt. Auch die Tiere bekommen Futter und Medikamente. Darüber hinaus erarbeiten wir zusammen mit anderen Organisationen, Behörden und Gemeinden Konzepte zur Katastrophenvorsorge.

Akute Nothilfe für von der Dürre betroffene Somalier*innen
- Wasser wird mittels Wasser-Trucks in stark von der Dürre betroffene Regionen gebracht.
- Binnenflüchtlinge werden dort, wo es noch funktionierende Märkte gibt, mit finanzieller Hilfe unterstützt. Wo es keine Möglichkeit gibt, Lebensmittel einzukaufen, finden Verteilungen von Nahrungsmitteln statt.
- Mit Hilfe unserer Partner vor Ort verteilen wir dringend benötigte Hygieneartikel und andere Dinge für den täglichen Bedarf.
- Das Vieh von mehr als 12.000 Menschen erhält medizinische Versorgung.
Langfristige Hilfe um dem Teufelskreis aus Dürre, Hunger und Armut zu entkommen
Die Welthungerhilfe hilft Menschen dabei, mit den neuen klimatischen Bedingungen besser zurechtzukommen. Neue Maßnahmen und Techniken sind wichtig, um die Produktion von Nahrungsmitteln auch unter erschwerten Bedingungen zu sichern. Die Menschen nehmen beispielsweise an Schulungen zu optimierten Anbaumethoden mit widerstandsfähigem Saatgut teil oder lernen, wie Auffangbecken für Regenwasser optimiert werden können.
So nahmen allein im September 2022 280 kleinbäuerliche Haushalte aus acht Gemeinden in der Region Gedo an Schulungen in nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaft teil. Zudem setzte die Welthungerhilfe gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung in drei Dörfern der Region Galgaduud drei Wasserquellen instand. Im Bundesland Galmudug stand die Sanierung der Wasserinfrastruktur auf dem Programm.
In beiden Projektgebieten übernimmt die Welthungerhilfe die Versorgung der Binnenvertriebenen in insgesamt 18 Flüchtlingslagern mit bedingungslosen Bargeldzahlungen und Hygiene-Kits. Bereits 1.160 bedürftige Familien, bevorzugt alleinerziehende Mütter, erhielten für ein oder zwei Monate Transferleistungen in Höhe von rund 100 Euro, um ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln decken zu können.
Naturkatastrophen in Somalia: Weitere Hilfe & Maßnahmen der Welthungerhilfe
- Zwei weitere Zyklen bedingungslose Bargeldzahlungen für betroffene Haushalte.
- Ausbildung von 16 Landwirt*innen zu Farmers-Field-School-Moderator*innen.
- Aufbau von Verbindungen zwischen den Feldschulgruppen der Bäuer*innen und den regionalen Saatgutlieferant*innen.
- Schulung von 280 Landwirt*innen in den Bereichen Nacherntemanagement, Lagerstrukturen und Schädlingsbekämpfung.
- Schulungen für 280 Landwirt*innen zur Verbesserung der technischen und Managementfähigkeiten in den Bereichen Bewässerung und Wassermanagement.
- 280 Flusslandwirt*innen werden wir mit dürretolerantem Saatgut und Werkzeugen in den Bezirken Dolow, Baardheere und Gedweyne unterstützen.
- Weitere Beschaffung und Verteilung von dürretolerantem und hochwertigem Gemüsesaatgut.
Mit Ihrer Spende für Somaliland und Somalia ermöglichen Sie akute Dürre-Nothilfe. Außerdem unterstützen Sie, die Menschen in Somalia und Somaliland dabei, sich besser auf zukünftige Katastrophen vorzubereiten und Perspektiven zu schaffen.
Geprüft und ausgezeichnet
Die Welthungerhilfe steht für Transparenz und Qualität, für sparsamen und zielgerichteten Einsatz der Spenden und verifizierte Informationen. Aus diesem Grund hat uns das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) mit dem Spendensiegel ausgezeichnet.
Auch darüber hinaus legen wir größten Wert auf Wirtschaftlichkeit und Transparenz. So zeigt unser Jahresbericht detailliert, wofür sämtliche Spendengelder eingesetzt werden und vermittelt einen direkten Einblick in unsere Arbeit. Im Rahmen der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ legen wir weitere Informationen offen, wie unsere vollständige Satzung, die Namen und Funktionen wesentlicher Entscheidungsträger, unsere Personalstruktur und vieles mehr.
Wir setzen Ihre Spende gezielt und mit großer Verantwortung ein. Sollten wir für ein Projekt mehr Spenden als benötigt erhalten, werden andere Projekte der Welthungerhilfe gefördert, die einer Finanzierung bedürfen.
Transparenz & Qualität

Die Welthungerhilfe legt größten Wert auf einen transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit den uns anvertrauten Mitteln. Dafür erhalten wir jährlich das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
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