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18.06.2014 | Projektupdate

Verteilungen im Südsudan

Im Flüchtlingscamp nahe der Stadt Bentiu im Südsudan kämpfen täglich rund 38.000 Menschen darum, etwas zu essen zu bekommen. Viele von ihnen sind so überhastet vor dem Bürgerkrieg geflohen, dass keine Zeit blieb, auch nur das Nötigste einzupacken.

Menschenmassen strömen zur Hilfsgüterverteilung.
Zu den Verteilungen von Hilfsgütern strömen tausende Menschen. © Brockmann, Welthungerhilfe

Das Zeitgefühl geht verloren

Jürgen Mika Humanitarian Directorate (bis 2018)

Irgendwie habe ich kein Zeitgefühl mehr… Seit wann bin ich eigentlich hier? Sieben Tage, sieben Wochen oder sieben Monate? Die Zeit hier ist anstrengend: Viele der Flüchtlinge sind am Ende ihrer Kräfte, bei Nahrungsmittelverteilungen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen.

Die Menschen leben in Zelten oder selbst gebauten Unterkünften aus Planen. Es gibt einige Menschen, zum Beispiel Ältere, Kranke und Menschen mit Behinderungen, die zu schwach sind, sich selbst eine Lagerstätte zu bauen. Für sie baut die Welthungerhilfe Notunterkünfte. Ein Blick auf den Kalender zeigt mir, ich bin jetzt erst seit zehn Tagen da, obwohl es sich viel länger anfühlt.

Koordination und Zusammenarbeit

Hier im UN-Camp sind wir ein Team aus etwa 125 Helfern, die im Auftrag von 17 internationalen Organisationen arbeiten – eine davon ist die Welthungerhilfe. Damit wir möglichst effektiv sind, stimmen wir alle Hilfsmaßnahmen ab und arbeiten zusammen. Mit den Kollegen vom UN World Food Programme zum Beispiel verteilte ich für die Welthungerhilfe Nahrungsmittel. Gemeinsam können wir viel leisten: An einem Tag verteilen wir Lebensmittel an 13.000 Menschen!

Die Verteilungen sind für alle Beteiligten anstrengend. Die Menschen drücken und schieben, um an die Hilfsgüter heranzukommen. Es werden nicht nur Nahrungsmittel verteilt, sondern auch Hygieneartikel, Kochutensilien, Moskitonetze, Decken und Schlafmatten. Aber besonders die Essenspakete sind sehr begehrt. Viele sind in großer Eile vor Kämpfen geflohen. Sie konnten fast nichts mitnehmen.

Es gibt immer wieder Menschen, die für Nahrungsmittelverteilungen noch nicht registriert sind. Dies sind zum Beispiel Flüchtlinge, die neu ankommen und sich noch nicht als Camp-Bewohner in die Listen für die Verteilungen eintragen haben. Wer sich registriert hat taucht seinen Daumen zur Bestätigung in Tinte. Diese Art der Dokumentation wird auch bei Wahlen genutzt, da die Menschen hier keine Ausweispapiere haben. Wenn die Not besonders groß ist, versuchen manche Menschen trotzdem, zweimal Hilfspakete zu bekommen. Aber wir müssen die Hilfsgüter gut einteilen. Transporte mit Hilfsgütern werden immer wieder angegriffen und niemand kann mit Sicherheit sagen, wann der nächste Transport das Flüchtlingslager erreicht.

Aus Sicherheitsgründen können nicht mehr Helfer im Einsatz sein. Diese relativ geringe Zahl kann im Notfall noch evakuiert werden. Denn in der näheren Umgebung wird immer wieder gekämpft. Bei Tagesanbruch werde ich vom Geschützfeuer und Rattern der Maschinengewehre geweckt. Auch momentan, während ich hier schreibe, höre ich die dumpfen Töne von Granaten, die irgendwo in der Nähe abgeschossen werden. Ich höre immer wieder von Menschen, die außerhalb des Lagers angeschossen oder sogar erschossen werden.

Menschen bleiben auf Hilfe angewiesen

Ich selbst verlasse das Camp nicht, etwa um die umliegenden Dörfer oder die Stadt Bentiu zu besuchen. Es ist einfach zu gefährlich. Ich werde hierbleiben und Nahrungsmittelverteilungen organisieren. Denn leider werden die Leute noch länger auf unsere Hilfe angewiesen sein, selbst wenn es hier morgen mit den Kämpfen vorbei wäre. Die Regenzeit hat gerade begonnen und eigentlich müsste das Saatgut ausgebracht werden.

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