Syrien: Gesichter des Krieges
Zehn Jahre Krieg in Syrien – zehn Jahre Gewalt, Leid und Trauer. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist auf der Flucht, unter ihnen viele Kinder. Die Welthungerhilfe hat Geflüchtete in Nordsyrien gefragt, was ihnen Hoffnung macht.
Es begann 2011 mit Demonstrationen gegen die Regierung und endete in einem Bürgerkrieg, der bis heute anhält. Zehn Jahre später hat der Krieg in Syrien weit über 400.000 Todesopfer gefordert, die Hälfte der Syrer*innen ist auf der Flucht. Die Mehrzahl der Geflüchteten, rund 6,7 Millionen, ist innerhalb Syriens in andere Regionen geflohen. Jedoch ist kein Zufluchtsort im Land dauerhaft vor gewaltsamen Konflikten sicher, viele sind daher bereits mehrmals geflohen. Etwa als 12,4 Millionen Menschen wissen nicht, wie sie sich ernähren sollen – das entspricht rund 65 Prozent der syrischen Bevölkerung. Und ein Ende der Konflikte in Syrien ist auch nach zehn Jahren nicht in Sicht.
Zehn Jahre Krieg in Syrien – zwischen Hoffen und Bangen
Wie sieht die Lebenssituation der Geflüchteten in Syrien aktuell aus? Was sind ihre Ängste – und vor allem: Was gibt ihnen Hoffnung? Unser syrischer Partner IhsanRD hat dazu mit vertriebenen Menschen aus Projekten in Nordsyrien gesprochen.
Viele Syrer*innen haben alles verloren
Zehn Jahre Krieg haben Amal Khair Allah zu einer Witwe gemacht, sie hat ihr Zuhause und all ihre Habseligkeiten verloren. Mit ihren drei Kindern lebt sie derzeit in einem Flüchtlingscamp in Nordwestsyrien.
„Das Schlimmste ist, wenn dein Kind dich um etwas bittet, du dir aber gar nichts leisten kannst,“ erzählt sie. Das syrische Pfund hat extrem an Wert verloren. Die Lebensmittelpreise haben sich innerhalb von sechs Monaten fast verdoppelt. Viele Geflüchtete können sich weder ein Laib Brot noch Brennstoff zum Kochen kaufen. An Seife, Desinfektionsmittel oder Masken ist erst recht nicht zu denken.
Es ist hart, in einem Zelt zu Leben. Besonders bei Regen und Kälte.
Amal Khair Allah lebt mit ihren drei Kindern in einem syrischen FlüchtlingscampWas ihr trotz allem Hoffnung macht? „Wenn es meinen Kinder gut geht. Das ist ein wunderbares Gefühl.“
Der größte Wunsch: Sicherheit und Schutz
Abdo Al-Shari teilt Amals Schicksal, er hat seinen Sohn aufgrund der Folgen des Krieges verloren. Auch er lebt in einem syrischen Flüchtlingscamp. Abdo verdient kein Geld, seine Familie kämpft täglich damit, irgendwoher genug zu essen zu bekommen. „All die vertrieben Menschen zu sehen, lässt mich verzweifeln. Mein größter Wunsch ist, mit meiner Familie an einem sicheren Ort zu leben, meinen Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen und irgendwann in unsere Heimat zurückkehren zu können.“
Viele Familien in Syrien wurden während der Flucht getrennt
Nora Mahnoud hat ständig Schmerzen. Ein Bandscheibenvorfall macht ihr zu schaffen. Aber auch der Verlust ihres Mannes und die Tatsache, dass sich die Überlebenden ihrer Familie während der Flucht trennen mussten, bereitet ihr großes Leid. „Ich bin so dankbar für eure Hilfe, ich konnte mir dadurch Medizin für meinen Rücken kaufen, aber einen Arztbesuch kann ich mir nach wie vor nicht leisten,“ klagt sie. „Ich hoffe sehr, dass ich irgendwann in meine Heimat zurückkehren kann und wieder mit meinen Töchtern und Söhnen vereint bin.“
Meine Wünsche? Ich wünsche mir, dass der Krieg zu Ende geht, damit wir nach Hause zurückkehren können.
Nora Mahnoud Geflüchtete in SyrienTaha Khaled möchte wieder zur Schule gehen
Seit sieben Jahren ist Taha Khaled schon auf der Flucht, bereits mehrmals floh er vor Anschlägen und Kämpfen. Die Schule musste er deshalb abbrechen, aber er hat vor, seinen Schulabschluss irgendwann nachzuholen. „Ich habe die 9. Klasse abgeschlossen und ich hoffe, ich kann eines Tages wieder zur Schule gehen. Mein Traum ist es, Medizin oder Krankenpflege zu studieren“, erzählt er. Was ihn glücklich macht: „Mit meiner Familie zusammen zu sein, das ist für mich das Wichtigste im Leben.“
„Das schlimmste ist die Arbeitslosigkeit“
Zehn Monate lebt Hasan Nadir schon in Daret-Azza, nordwestlich von Aleppo. Ursprünglich ist er aus einem kleinen Dorf in der syrischen Region Idlib. Es ist schon das zweite Mal, dass er fliehen musste.
Es gibt nicht genügend Unterkünfte, die Mieten sind zu teuer und wir sind alle arbeitslos
Hassan Nadir Geflüchteter in SyrienEr erzählt von seiner Situation: „Das Schlimmste ist die Arbeitslosigkeit. Ich habe keinen Job und verdiene kein Geld. Die Mieten für eine Wohnung sind viel zu teuer für uns.“ Er wünscht sich sehr, bald wieder in seine Heimat zurückkehren zu können. „Und ich hoffe für alle Menschen aus Syrien, dass unser Elend schnell gelindert wird“.
Seit 2013 unterstützt die Welthungerhilfe gemeinsam mit Partnerorganisation syrische Geflüchtete in Syrien, in der Türkei und im Libanon. Wir verteilen Nahrungsmittel, Gutscheine und Bargeld, ersetzen Zelte durch feste Wohncontainer, leisten rechtliche und psychosoziale Hilfe und unterstützen die Menschen dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Schenken Sie Menschen in Syrien Hoffnung – unterstützen Sie Geflüchtete durch eine Spende!