Kompass 2030 - Walk the Talk
Die deutsche Entwicklungspolitik steht vor ihrer vielleicht größten Bewährungsprobe. Auf der einen Seite ist sie mit hohen Erwartungen konfrontiert. Die jüngsten Flucht- und Migrationsbewegungen haben der Bundesregierung vor Augen geführt, dass dringender Handlungsbedarf besteht, Menschen politische und ökonomische Perspektiven vor allem in Afrika zu eröffnen. Gleichzeitig steigt der Druck ungelöster Krisen und Konflikte, während die USA als globale Ordnungsmacht ausfallen und die EU von nationalistischen Bewegungen geschwächt ist.
Die Entwicklungspolitik soll – so Bundeskanzlerin Angela Merkel schon vor dem Wahljahr 2017 – einen effektiveren Beitrag zur Bewältigung von Krisen besonders in Europas Nachbarschaft leisten. Ihre Wirkung wird aber politisch vor allem angesichts der Migrationsbewegungen aus Afrika in Frage gestellt; sie habe Afrika „nicht nach vorne“ gebracht, befand Merkel beim Gipfel der Industrie- und Schwellenländer (G20) in Hamburg. Es sei Zeit für eine andere Entwicklungspolitik, die Investitionen verstärke und mehr auf gute Regierungsführung setze.
In diesem Spannungsfeld muss sich Entwicklungspolitik neu behaupten. Entscheidend ist die Frage, ob die Agenda 2030, das gemeinsame Ziel aller Staaten, als Zukunftsmodell einer neuen Perspektive für globale Entwicklung in der Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd dient.