Das Positionspapier beschreibt unsere Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen in armen ländlichen Regionen im globalen Süden.
Integrierte Ernährungssicherung
Ernährungssicherheit beginnt in der Familie. Das Trainingsprogramm LANN+ fördert die Schwächsten der Welt.
Mangelernährung und Hunger haben viele Ursachen. Oft reicht eine verbesserte Landwirtschaft allein nicht aus, um sich gesund zu ernähren. Es fehlt an Wissen, Zugang zu Märkten, guten hygienischen Bedingungen, optimaler Ressourcennutzung und der Entscheidungsmacht der Frauen. Mit dem ernährungsbasierten Entwicklungskonzept LANN+ (Linking Agriculture and Natural Resource Management towards Nutrition Security) verbindet die Welthungerhilfe alle wichtigen Sektoren in einem inklusiven Trainingsprogramm.
Der Blick durch die Ernährungsbrille
Oberstes Ziel von LANN+ ist eine gesicherte Ernährung in den abgelegenen Regionen der Welt. Hier leben die Menschen meist von der Natur und gefährden damit ihre Lebensgrundlage. LANN+ nimmt die schwächsten Familien in den Blick und motiviert sie, ihr gesamtes Verhalten und Wirtschaften auf eine gesunde Ernährung auszurichten. Kinder, schwangere Frauen und stillende Mütter rücken in den Fokus, weil sie besonders stark unter Mangelernährung leiden.
LANN+ verbindet das Ziel Zero Hunger mit den fünf Schlüsselbereichen
Landwirtschaft, Ressourcenmanagement, Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH), alternative Einkommen und Ernährungsbildung. Geschulte Expert*innen entwickeln mit der Bevölkerung lokal angepasste Strategien. Durch Rollenspiele, Theaterstücke, Kochkurse und andere partizipative Methoden identifizieren die Beteiligten ihre Probleme. Für deren Lösung betrachten sie alle Bereiche durch die Ernährungsbrille.
Vom Pilotprojekt zum Flaggschiff der Welthungerhilfe
In Laos startete die Welthungerhilfe 2009 ein LANN-Pilotprojekt mit sechs weiteren Nichtregierungsorganisationen. 33 Frauen bewirtschafteten zum ersten Mal in ihrem Leben einen Garten. Das vitaminreiche Gemüse verarbeiteten sie mit Reis, wilden Früchten und Nüssen zu nahrhaften Mahlzeiten. Sie erkannten die fatalen Folgen von Ernährungstabus wie fleischfreie Kost im Wochenbett. Ihr Geld geben Frauen jetzt gezielt für gesunde Nahrungsmittel aus. Schwangere und stillende Mütter achten auf den Nährstoffhaushalt aller Familienmitglieder. Das ermöglicht den Kindern einen guten Start ins Leben.
Inzwischen hat die Welthungerhilfe das Konzept weiterentwickelt und erzielt in mehreren Ländern Asiens und Afrikas beachtliche Erfolge. 2016 ernannte sie den multisektoralen Ansatz LANN+ zum Flaggschiff ihrer Projektarbeit in ländlichen Gebieten.
Der Fall Sierra Leone – beachtliche Erfolge bei geringen Kosten
In den Waldrandgebieten Sierra Leones haben die Menschen kaum Zugang zu Einkommensmöglichkeiten oder sozialen Diensten. Frauen haben in den traditionellen Gesellschaften kein Mitspracherecht. Hunger und chronische Mangelernährung sind weit verbreitet.
LANN+ hat entscheidende Verhaltensänderungen bewirkt
- Frauen gründen Produzentinnengruppen für Gemüse, Hülsenfrüchte und Saatgut.
- In Sparvereinen verfügen Frauen über eigenes Geld, mit dem sie ihre Gärten erweitern, die Produkte verarbeiten oder Latrinen bauen.
- Die hygienischen Bedingungen haben sich durch Schulungen verbessert. Magen-Darm-Krankheiten gehen zurück. Damit ist eine grundlegende Ursache für Mangelernährung behoben.
- Der Anteil der Ehemänner, die Geld für Nahrungsmittel zur Verfügung stellten, stieg von 70 auf 83 Prozent.
- Der Anteil der Ehemänner, die wildwachsende Nahrungsmittel sammelten und gemeinsam mit ihren Ehefrauen Mahlzeiten planten, stieg von 25 auf 50 Prozent.
- Der Anteil der Kinder, die unmittelbar oder innerhalb einer Stunde nach der Geburt gestillt wurden, stieg von 60 auf 94 Prozent.
- Der Anteil der Väter, die die besten Teile von Fisch und Fleisch verzehrten, sank von 50 auf 20 Prozent. Entsprechend mehr Kinder nehmen Protein zu sich.
- Die Bevölkerung entwickelt mit Expert*innen ein Konzept für gemeindebasierte Waldbewirtschaftung mit Fokus auf weiblichen Führungskräften.
LANN+ hat sich in Sierra Leone als erfolgreiches Modell für ganzheitliche und kostengünstige Ernährungsprogramme erwiesen, gerade weil die schwächsten Mitglieder von Haushalten und Gemeinden mehr Mitspracherecht und Kontrolle über die natürlichen Ressourcen erhielten.